Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
wartete noch ein Weilchen, um sicher zu sein, daß er nicht noch einmal zurückkam. Dann kletterte er näher an das vergitterte Fenster heran und spähte hindurch.
Donnerwetter! Das Zimmer war tatsächlich vollkommen eingerichtet. Er sah ein Sofa, auf dem bequem jemand schlafen konnte, einen Sessel, zwei Stühle, einen Tisch und ein Bücherregal mit Büchern. Auf dem Fußboden lag ein Teppich. Sogar ein elektrischer Ofen war da. Aber kein lebendes Wesen ließ sich blicken. Nach dem Staub zu schließen, der überall lag, war auch schon lange niemand in dem Zimmer gewesen. Flipp wunderte sich. Wem mochte das Haus gehören?
Wieder betrachtete er das Gitter vor dem Fenster. Die Eisenstäbe standen sehr dicht. Dort konnte niemand hindurch, nicht einmal ein Kind.
Schließlich kletterte Flipp wieder von dem Baum herunter. Dann schlich er leise zum Gartentor. Es war ja möglich, daß Herr Grimm noch irgendwo auf ihn lauerte.
Der Polizist war jedoch verärgert ins Dorf zurückgegangen. Zu dumm, daß er den Bengel nicht erwischt hatte! Aber er hatte wenigstens seinen Regenmantel erbeutet. Vielleicht stand ein Name darin, der ihn auf eine Spur brachte.
Flipp fror in dem feuchten Nebel. Er machte sich Gedanken darüber, wie er seiner Mutter den Verlust des Mantels erklären sollte. Vielleicht vermißte sie ihn gar nicht. Allerdings bemerkten Mütter solche Sachen meistens sofort.
Er hätte das Haus gern noch ein wenig untersucht, befürchtete jedoch, den Heimweg nicht zu finden, denn der Nebel wurde immer dichter. Daher begnügte er sich damit festzustellen, daß er tatsächlich das verlassene Haus vor sich hatte, das er kannte. Es war kein Zweifel möglich. Die Zimmer im Erdgeschoß, in die er guckte, waren vollkommen leer. An der Gartenpforte stand auf einem Messingschild: Haus Ruhland.
„Ein Geheimnis!” murmelte Flipp vor sich hin, während er durch den Nebel nach Hause stapfte. Dann blieb er plötzlich mit einem Ruck stehen. Sein Herz begann heftig zu schlagen. „Ein Geheimnis? Vielleicht ist dies unser drittes Geheimnis. Wir müssen es aufklären. In dem leeren Haus stimmt etwas nicht.”
Die Spürnasen beraten
Flipp lief zu Dicki, wo die anderen schon ungeduldig auf ihn warteten. Dicki hatte ein kleines Zimmer, das er seine Höhle nannte. Es war mit Büchern, Sportgeräten und Spielsachen vollgestopft. Außerdem stand ein schöner gepolsterter Korb für Purzel darin.
Flipp zitterte vor Kälte, als er durch die Seitentür ins Haus schlüpfte. Er blieb einen Augenblick im Flur stehen und lauschte. War auch niemand in der Nähe? Er durfte sich in seiner Maskierung nicht von dem Stubenmädchen oder von Frau Kronstein sehen lassen.
Da alles still blieb, stieg er leise die Treppe hinauf und öffnete die Tür zu Dickis Zimmer. Die Kinder hockten auf dem Teppich und spielten Karten.
Betti sprang freudig auf Flipp zu. „Da bist du ja endlich! Hast du etwas Aufregendes erlebt?”
„Das kann man wohl sagen”, antwortete Flipp mit glänzenden Augen, während er sich die Hände am Kaminfeuer wärmte. „Spürnasen, ich habe unser drittes Geheimnis gefunden.”
Die anderen sahen ihn überrascht und neugierig an.
„Wie wundervoll!” rief Betti. „Was ist es für ein Geheimnis?”
„Ich werde euch alles der Reihe nach erzählen.” Flipp schüttelte sich. „Himmel, ich bin ganz erstarrt vor Kälte!”
„Wo ist dein Mantel?” fragte Gina.
„Wegda hat ihn erbeutet. Es ist zu dumm.”
„Wegda?” fragte Dicki verwundert. „Wie kam denn das? Ist dein Name in dem Mantel?”
Flipp hob die Schultern. „Weißt du vielleicht, ob er drin ist, Betti?”
„Nein, dein Name steht nicht in dem Mantel. Wegda weiß also nicht, wem er gehört. Hoffentlich geht er nicht zu Mammi und fragt, ob einer von uns seinen Mantel verloren hat.”
„Mach dir deswegen keine Sorgen, Flipp”, sagte Dicki.
„Ich habe einen neuen Mantel bekommen. Du kannst meinen alten haben, der sieht fast genauso wie deiner aus.”
Flipp war sichtlich erleichtert. „Danke, Dicki. Du läßt einen niemals im Stich. Aber nun hört, was ich erlebt habe.”
Die Kinder kicherten, als er erzählte, wie das alte Fräulein Frost sich bei dem plötzlichen Anblick von Flipps rotem Gesicht mit den zottigen Augenbrauen und den vorstehenden Zähnen erschreckt hatte. Und sie bogen sich vor Lachen, als er in lebhaften Farben schilderte, wie Herr Grimm hinter ihm durch den Nebel geirrt war.
„Daß er nicht in die Bäume hinauf geguckt hat!” rief Dicki.
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