Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
die Schrift war ja noch nicht sichtbar gemacht worden.
Herr Grimm machte ein verdutztes Gesicht. Nanu? Er hatte den Brief doch noch vor kurzem gelesen.
„Das Blatt muß nochmals gebügelt werden”, sagte er zu Frau Hillmanns Überraschung. „Könnte ich vielleicht ein heißes Bügeleisen bekommen?”
Nachdem ein Plätteisen heiß gemacht worden war, fuhr der Polizist damit über das weiße Blatt. „Sehen Sie!” rief er triumphierend, als die blaßbraune Schrift zum Vorschein kam. „Lesen Sie das hier! Was halten Sie von einem solchen Brief an einen Repär – Reprä – Repräsentanten des Gesetzes?”
Frau Hillmann las laut: „Lieber Wegda! Sie glauben sicherlich, daß Sie das nächste Geheimnis aufklären werden. Da Sie so klug sind, wird Ihnen das auch bestimmt gelingen. Viel Glück wünschen Ihnen in aufrichtiger Bewunderung Ihre sechs Spürnasen.”
Es entstand ein Schweigen. Herrn Grimms Augen traten hervor. Verwirrt griff er nach dem Brief. Er hatte doch etwas ganz anderes darin gelesen. Wie war das nur möglich?
„Ich weiß gar nicht, was Sie eigentlich wollen, Herr Grimm”, sagte Herr Hillmann. „In dem Brief steht doch gar nichts Beleidigendes. Im Gegenteil, er ist liebenswürdig und höflich. Nichts davon, daß Ihr – quietschendes Gehirn geölt werden müßte. Ich verstehe nicht, worüber Sie sich beklagen.”
Herr Grimm konnte es einfach nicht fassen. Noch einmal überflog er den Inhalt des Briefes. „Dies ist nicht der richtige Brief”, stieß er hervor. „Jemand hat mir einen bösen Streich gespielt. Hast du das hier geschrieben, Dietrich?”
„Ja. Was haben Sie bloß dagegen, daß wir Ihnen unsere Bewunderung aussprechen? Oder finden Sie etwa, daß Sie gar nicht so klug sind? Ich meine …”
„Es ist gut, Dietrich”, unterbrach ihn Frau Hillmann hastig.
Dicki machte ein gekränktes Gesicht und schwieg.
„Wo ist der erste Brief geblieben?” fragte Herr Grimm.
„Und dann möchte ich noch eins wissen. Steckt ihr Kinder eure Nasen schon wieder in Dinge, die euch nichts angehen? Überlaßt das Aufklären von Geheimnissen gefälligst der dafür zuständigen Behörde. Sonst werdet ihr eines Tages in ernste Ungelegenheiten geraten.”
Dicki konnte der Versuchung nicht widerstehen, Wegda ein wenig irrezuführen. Er sah ihn groß an und sagte ernst: „Dinge, die ich geheimzuhalten gelobt habe, darf ich Ihnen natürlich nicht verraten, Herr Grimm. Sie werden selbst zugeben müssen, daß das nicht anständig wäre.”
Nun war Herr Grimm fest davon überzeugt, daß die Kinder sich mit einem Geheimnis beschäftigten, von dem er nichts wußte. Er wurde so rot im Gesicht, daß Dicki es für das beste hielt, sich zu verabschieden.
„Ich muß jetzt leider gehen”, sagte er aufstehend. „Auf Wiedersehen!” Höflich verbeugte er sich und verließ das Zimmer, bevor Herr Grimm Zeit fand, ihn zurückzuhalten.
Sobald er sich außer Hörweite befand, brach er in ein unbändiges Gelächter aus. Rasch lief er zu dem Busch zurück, in dem er seine Verkleidungssachen versteckt hatte. Er wollte sie wieder anlegen und nach Hause gehen, um Purzel zu holen.
Nach einigen Minuten war er wieder der kraushaarige, hinkende Junge mit den vorstehenden Zähnen, den Herr Grimm an diesem Tag schon zweimal gesehen hatte.
Als Dicki nun durch das Gartentor seines Hauses ging, sah der Polizist ihn zum dritten Mal. „Ha!”, murmelte er vor sich hin. „Dort wohnt der Bengel also – bei Dietrich Kronstein. Ich wette, er hat den Brief geändert. Wie er das allerdings gemacht haben sollte, ist mir ein Rätsel. Ich werde mal hineingehen und den französischen Lümmel ein wenig verhören.”
Er klingelte und ließ sich bei Frau Kronstein melden. Sie war sehr erstaunt über den unerwarteten Besuch.
„Guten Tag, Frau Kronstein”, grüßte Herr Grimm, während er ins Wohnzimmer trat. „Ich wollte gern ein paar Fragen an den ausländischen Jungen richten, der bei Ihnen wohnt.”
„Was für ein Junge soll das sein?” fragte Frau Kronstein verwundert. „Hier wohnt nur mein Sohn Dietrich, aber kein ausländischer Junge.”
Herr Grimm machte ein ungläubiges Gesicht. „Ich sah ihn doch vor einer Minute ins Haus gehen.”
„Wirklich? Ich werde mal sehen, ob Dietrich da ist. Vielleicht weiß er etwas davon.” Sie öffnete die Tür und rief: „Dietrich! Ach, da bist du ja. Komm bitte einmal her.”
Dicki erschien in der Tür. „Guten Tag, Herr Grimm”, sagte er. „Sie verfolgen mich heute Ja
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