Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
geradezu.”
„Unterlaß deine frechen Bemerkungen”, entgegnete Herr Grimm ärgerlich. „Wo ist der fremde Junge, der vor einer Minute hier ins Haus gekommen ist?”
Dicki runzelte die Stirn und sah Herrn Grimm an, als zweifelte er an seinem Verstand. „Ein fremder Junge? Ich weiß nicht, was Sie meinen. Mutter, wohnt bei uns ein fremder Junge?”
„Natürlich nicht. Sei nicht albern, Dietrich. Ich dachte, ein Freund von dir hätte dich vielleicht besucht.”
„Nein, hier bin nur ich. Ich meine, es ist kein anderer Junge da. Brauchen Sie vielleicht eine Brille, Herr Grimm? Vorhin haben Sie einen Brief falsch gelesen, und jetzt sehen Sie fremde Jungen, die gar nicht da sind.”
Herr Grimm stand auf und verabschiedete sich. Er fürchtete zu explodieren, wenn er Dicki noch länger anhören müßte. Auf dem Heimweg schwor er sich, den französischen Jungen festzunehmen und zum Polizeirevier zu schleppen, sobald er ihn noch einmal treffen würde.
Eine überraschende Entdeckung
Als die Spürnasen sich am nächsten Tag trafen, lachten sie sehr über die Erlebnisse Dickis mit Herrn Grimm. Er schilderte alles so lebendig, daß es ihnen schien, als waren sie selber dabei gewesen.
„Jetzt denkt Wegda natürlich, wir beschäftigen uns mit einem Geheimnis, von dem er nichts weiß”, sagte Dicki.
„Er ist vollkommen durcheinander. Mutter erzählte mir, daß er sich überall nach dem französischen Jungen erkundigt. Aber seltsamerweise weiß kein Mensch etwas von ihm.”
„Wenn es doch wirklich ein Geheimnis gäbe!” seufzte Betti, während sie Purzel hinterm Ohr kraulte. „Nun kennen wir schon so schöne Detektivtricks. Wir wissen, wie man mit unsichtbarer Tinte schreibt, wie man sich maskiert und wie man aus einem verschlossenen Zimmer entkommt. Aber es gibt überhaupt nichts aufzuklären.”
„Wir müssen uns eben vorläufig damit begnügen, Wegda anzuführen”, erwiderte Dicki. „Das ist auf alle Fälle eine gute Übung. Flipp, hast du nicht Lust, dich zu maskieren und den Alten ein bißchen zu verwirren?”
Flipp war sofort einverstanden. Er hatte schon die beiden Perücken, die Augenbrauen und die Zähne probiert und sein Gesicht auf verschiedene Weise geschminkt. „Ach ja, das will ich gern tun”, sagte er. „Ich werde die Perücke mit den gelben Haaren aufsetzen. Und dann nehme ich noch die Zähne und die herrlichen schwarzen Augenbrauen. Mein Gesicht werde ich so rot anmalen, wie das von Wegda aussieht, wenn er wütend ist.”
Unter viel Gelächter halfen die anderen Flipp beim Maskieren.
„Warum hast du nicht auch einen Schnurrbart mitgebracht, Dicki?” fragte er.
„Zu einem Schnurrbart muß man eine Männerstimme haben. Ich wollte schön einen kaufen, aber da fiel mir noch rechtzeitig ein, daß wir keinen tragen dürfen. Wir können uns nur als Kinder verkleiden. Himmel, du siehst aber schreckenerregend aus, Flipp!”
Flipp hatte ein brandrotes Gesicht, struppige schwarze Augenbrauen, vorstehende Zähne und strohgelbe strähnige Haare. Um den Hals trug er ein rotes Tuch von Gina, und seinen Regenmantel hatte er verkehrt angezogen. In dieser Aufmachung würde ihn. bestimmt kein Mensch erkennen, meinte er.
„Bei dem nebligen Wetter werden nicht viel Leute auf der Straße sein”, sagte Rolf. „Wegda macht um halb zwölf immer seinen Rundgang durchs Dorf. Warte an einer Ecke auf ihn und frage ihn, wieviel die Uhr ist.”
„Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?” krächzte Flipp mit heiserer Stimme.
Alle lachten. „Prima!” lobte Rolf. „Nun geh und erzähl uns nachher, was du erlebt hast.”
Flipp ging ein Stück die Straße hinunter und stellte sich an eine Ecke. Es war sehr neblig, und man konnte kaum einen Meter weit sehen. Er lauschte gespannt und wartete auf die schweren Schritte des Polizisten. Da tauchte plötzlich eine dunkle Gestalt vor ihm auf, ohne daß er etwas gehört hatte. Erschrocken fuhr er zurück. Noch mehr aber erschrak das alte Fräulein Frost, als sie das rote Gesicht, die drohenden schwarzen Augenbrauen und die fürchterlichen Zähne vor sich sah.
„Hilfe! Hilfe!” schrie sie entsetzt, drehte sich auf dem Absatz um und rannte zurück. Nach ein paar Schritten stieß sie mit Herrn Grimm zusammen.
„Ach, Herr Grimm”, keuchte sie. „Dort hinter der Ecke steht ein unheimlicher Mensch. Er hat ein feuerrotes Gesicht, wilde schwarze Augenbrauen und entsetzlich große Zähne, die ihm aus dem Mund heraushängen.”
Bei der Erwähnung der Zähne
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