Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
fiel Herrn Grimm der französische Junge ein. Trieb der sich etwa bei dem Nebel draußen herum? Das war höchst verdächtig. Auf Zehenspitzen schlich der Polizist an der Hausmauer entlang und fuhr dann wie ein Blitz um die Ecke.
Auf der anderen Seite stand Flipp. Verwirrt starrte Herr Grimm einen Augenblick in das fürchterliche Gesicht mit den großen Zähnen. „Was soll das bedeuten?” schrie er dann und griff nach Flipps Arm. Aber er bekam nur den Regenmantel zu fassen. Flipp, der anfangs wie versteinert stehengeblieben war, wand und drehte sich verzweifelt. Nach kurzem Kampf gelang es ihm auch wirklich, sich zu befreien. Allerdings blieb sein Regenmantel in der Hand des Polizisten.
Mit klopfendem Herzen floh Flipp die Straße entlang. Er hatte nicht damit gerechnet, daß Herr Grimm ihn sofort festhalten würde. Und nun hatte er seinen Regenmantel verloren. Was für ein Pech! Er durfte sich auf keinen Fall fangen lassen, sonst würde er sehr unangenehme Fragen beantworten müssen. Ein paar Augenblicke lang bereute er es fast, in der auffallenden Verkleidung auf die Straße gegangen zu sein. Aber nachdem er einen kleinen Vorsprung gewonnen hatte, begann ihm das Abenteuer Spaß zu machen.
Herr Grimm rannte keuchend hinter dem Flüchtenden her. Die Jagd ging durch eine enge Straße, dann einen Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Flipp schlug einen Weg ein, der aus dem Dorf hinausführte. Er hoffte, sich irgendwo hinter einer Hecke verstecken zu können.
Als er an ein offenstehendes Gartentor kam, lief er hindurch. Er wußte, daß hier ein Haus stand, in dem schon seit langer Zeit niemand wohnte. Sein Besitzer schien es vollkommen vergessen zu haben. Vielleicht würde Wegda weiter die Straße entlanglaufen, dachte Flipp. Aber der Polizist war nicht so leicht abzuschütteln, sondern bog ebenfalls in den Garten ein.
Flipp floh um das Haus herum. Er gelangte in einen großen verwilderten Garten, in dem viele Bäume standen. Rasch suchte er sich einen aus, der leicht zu erklettern schien, und schwang sich hinauf. Schon bog auch Herr Grimm, wie ein Güterzug pustend, um die Ecke. Flipp verhielt sich mäuschenstill. Der Baum hatte keine Blätter mehr. Wenn Herr Grimm nach oben guckte, würde er ihn sofort entdecken. Aber Herr Grimm guckte nicht nach oben, sondern machte sich daran, den Garten gründlich zu durchsuchen. Leise kletterte Flipp höher in den Wipfel hinauf, wo die Zweige dichter waren. Bald befand er sich auf der gleichen Höhe mit dem obersten Stockwerk des leeren Hauses. Er sah zurück und beobachtete Herrn Grimm. Ein Glück, daß das Haus nicht bewohnt war! Sonst wären vielleicht Menschen an die Fenster gekommen und hätten ihn entdeckt.
Schwer atmend lehnte Flipp sich gegen den Baumstamm und ließ seine Augen über das Haus gleiten. Direkt ihm gegenüber befand sich ein vergittertes Fenster.
Vielleicht war hier früher ein Kinderzimmer, dachte er bei sich. Allerdings schienen ihm die Eisenstäbe auffallend stark zu sein. Er spähte durchs Fenster. Nanu? Dort standen ja Möbel. Das Zimmer war vollständig eingerichtet.
Flipp war überrascht. Warum standen hier oben Möbel, während das übrige Haus leer war? Die Leute konnten doch nicht fortgezogen sein und ein Zimmer vergessen haben.
„Vielleicht ist dies gar nicht das alte verlassene Haus”, dachte Flipp verwirrt. „Vielleicht habe ich mich im Nebel verlaufen. Womöglich stehen in allen Zimmern Möbel, und das Haus ist bewohnt. Wenn Wegda doch endlich verschwinden wollte! Dann könnte ich mich ein wenig umsehen und feststellen, wo ich eigentlich bin.”
Herr Grimm durchsuchte immer noch den Garten. Er war von einer dichten Hecke umgrenzt, durch die niemand entkommen konnte. Wo war der Junge dann aber geblieben? Es kam dem Polizisten nicht in den Sinn, einmal auf den Bäumen nachzusehen.
Endlich gab er die Suche auf. Diesmal war ihm das Wild entkommen. Aber wenn er noch einmal jemand mit diesen ekelhaften Zähnen sähe, würde er ihn fassen, das nahm er sich fest vor. Es war doch höchst sonderbar, daß plötzlich zwei fremde Personen mit auffallend vorstehenden Zähnen in Peterswalde aufgetaucht waren, erst der französische Junge und nun dieser hier.
„Noch nie habe ich solche Zähne gesehen”, dachte der Polizist, während er wieder auf die Straße ging. „Zu dumm, daß mir der Lümmel entwischt ist! Ich hätte gern ein paar Fragen an ihn gestellt.”
Flipp atmete auf, als er Herrn Grimm verschwinden sah. Er
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