Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
zwar niemand, aber man kann nie wissen. Detektive müssen immer auf alles vorbereitet sein.”
„Fein, daß wir uns wieder als Spürnasen betätigen können”, sagte Betti glücklich. „Ist dies der Baum, auf den du gestern geklettert bist, Flipp?”
Der Baum war so leicht zu erklettern, daß sogar Betti mit Dickis Hilfe hinauf kam. Behende schwang sie sich von Ast zu Ast, bis sie hoch genug war, um in das geheimnisvolle Zimmer gucken zu können. Es sah noch genau so aus, wie Flipp es am Tage vorher gesehen hatte, behaglich eingerichtet und sehr staubig.
Einer nach dem anderen blickte hinein. Es war schon erregend gewesen, von dem Zimmer zu hören, aber es mit eigenen Augen zu sehen, war doch noch viel aufregender. Wozu wurde der Raum wohl benutzt?
Dicki begann hinunterzuklettern. „Ich gehe jetzt zu dem Häusermakler”, sagte er. „Übernimm du indessen die Führung, Rolf. Schaut euch überall gut um. Vielleicht entdeckt ihr Fußspuren, Zigarettenstummel oder andere Indizien.”
Betti jubelte. „Ach ja, ich suche so gern Indizien.”
„Im vorigen Jahr hast du immer ,Infizien’ gesagt, weißt du noch?” sagte Flipp lachend.
Betti antwortete nichts. Sie liebte es nicht, daran erinnert zu werden. Alle kletterten nun von dem Baum herunter und machten sich daran, die Umgebung des Hauses zu untersuchen.
„Alle Zimmer im Erdgeschoß sind leer”, sagte Rolf. „Zu schade, daß kein Fenster offen ist, sonst könnten wir mal hineinklettern.”
„Der frühere Besitzer des Hauses scheint große Angst vor Einbrechern gehabt zu haben”, meinte Gina. „Er hat es ja wie eine Festung verrammelt und verriegelt. Wenn man keinen Schlüssel hat, müßte man schon eine Fensterscheibe einschmeißen oder mit Gewalt eine Tür aufbrechen, um hineinzukommen.”
Obwohl die Spürnasen alles gründlich durchsuchten, fanden sie weder Fußspuren noch Zigarettenstummel. Nicht einmal das kleinste Stückchen Papier war zu sehen.
„Kein einziges Indiz”, stellte Betti betrübt fest.
„Aber wir haben genug Indizien hinterlassen.” Gina deutete auf den feuchten Erdboden. „Seht mal unsere Fußspuren! Es ist deutlich zu sehen, daß wir hier gewesen sind. Wir hätten ein bißchen vorsichtiger sein sollen.”
„Jetzt ist nichts mehr daran zu ändern”, entgegnete Flipp. „Horcht mal, bellt da nicht Purzel?”
Ja, Purzel bellte aus vollem Halse. Die Kinder blieben unentschlossen stehen. Dicki, ihr kluger Anführer, der immer einen Ausweg wußte, war nicht da. Flipp, Betti und Gina sahen fragend zu Rolf hin. „Was sollen wir tun?” fragte Betti. „Ich höre jemand kommen.”
„Versteckt euch!” rief Rolf. „Schnell, hinter die Büsche!”
Die Kinder stoben auseinander. Betti schlüpfte mit klopfendem Herzen hinter einen kleinen Busch und hoffte, daß man sie dort nicht entdecken würde.
Zu ihrem Schreck sah sie gleich darauf die bekannte dunkelblaue Uniform des Dorfpolizisten hinter dem Haus auftauchen. Er führte sein Rad mit sich.
Ausgerechnet heute mußte Herr Grimm durch die Straße fahren, die an Haus Ruhland vorbeiführte! Gewöhnlich benutzte er diesen Weg nicht. Aber er hatte einen Bauern auf einem abgelegenen Hof wegen streunender Kühe zur Rede zu stellen. Und da der Feldweg, der dorthin führte, überschwemmt war, hatte er es vorgezogen, einen Umweg durch die Kastanienallee zu machen, an der Haus Ruhland lag.
Er dachte gerade an ein gutes warmes Mittagessen, während er gemütlich dahinradelte. Den kleinen Scotchterrier, der geduldig auf Dickis Pullover saß, bemerkte er überhaupt nicht. Aber Purzel sah ihn nicht nur, sondern hörte ihn auch. Vor allem aber roch er ihn, und diesen Geruch mochte er gar nicht leiden. Herr Grimm war sein Feind. Er war der natürliche Feind aller kleinen Hunde. Mit großen versuchte er sich klugerweise anzufreunden.
Purzel begann also, wütend zu bellen. Herr Grimm, der würdevoll die Pedale trat, fuhr zusammen. Neugierig spähte er in den Garten, um festzustellen, woher das Bellen kam, und entdeckte zu seiner Überraschung Purzel, der auf einem Haufen Wolle saß.
„Ha!” rief der Polizist und stieg vom Rad. „Du gehörst dem dicken frechen Jungen. Wenn du hier bist, kann er nicht weit sein. Natürlich hat er wieder irgendwelche Dummheiten im Kopf.”
Er ging durch das Gartentor. Purzel bellte noch lauter, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Sein Herr hatte ihm aufgetragen, auf den Pullover aufzupassen. Er war entschlossen, wenn nötig, sein Leben dafür zu
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