Geheimnis um eine giftige Feder
Handschrift gut verstellen konnte.
„Gib mal her, ich werde die Adresse schreiben.” Dicki zog einen Füllfederhalter aus der Tasche und schrieb Ursels Namen und die Hillmannsche Adresse in einer ausgeschriebenen Handschrift hin, die ganz anders als seine eigene aussah. „Seht ihr? Es ist ganz einfach.”
„Fabelhaft, Sherlock Holmes!” rief Flipp. „Wie viele verschiedene Handschriften kannst du schreiben?”
„So viele du willst! Sieh mal, dies ist die Handschrift einer Aufwartefrau.” Er schrieb in einer krakligen, ungeübten Handschrift ein paar Worte auf ein Stück Papier.
„Genau so schreibt Frau Kräusel!” rief Betti. „Ich kenne ihre Handschrift, denn sie legt manchmal einen Zettel für den Milchmann vor die Tür.”
„Kannst du auch wie Wegda schreiben?” fragte Rolf.
„Natürlich! Selbst wenn ich seine Handschrift noch niemals gesehen hätte, würde ich wissen, wie sie aussieht. Er kann gar nicht anders schreiben als so.” Rasch warf Dicki in großen prahlenden Buchstaben mit vielen Schnörkeln und Schleifen ein paar Worte aufs Papier.
„Wunderbar, Dicki!” rief Betti.
„Im letzten Semester habe ich einige neue Handschriften ausprobiert. Eine war besonders hübsch. Die Buchstaben waren klein und spitz und standen ganz schräg. Ich gab meinem Klassenlehrer eine Arbeit in dieser Schrift ab. Aber er wollte sie nicht gelten lassen, weil er glaubte, jemand hätte sie für mich geschrieben. Ich mußte sie dann noch einmal abschreiben.”
„Armer Dicki!” sagte Betti.
Dicki lachte. „Dafür lieferte ich die nächste Arbeit in seiner eigenen Handschrift ab.”
„Was sagte er dazu?” fragte Rolf.
„Er sagte: ,Wer hat denn diesmal die Arbeit für dich geschrieben, Dietrich?’ Und ich darauf: ,Es sieht fast so aus, als hätten Sie es getan’ Da kriegte er aber einen Schreck.”
Die Kinder lachten schallend. Dickis Schulgeschichten waren vielleicht manchmal erfunden, aber immer sehr komisch.
Flipp schloß den Briefumschlag, den Dicki an Ursel adressiert hatte, und klebte eine Briefmarke auf. „So! Ich werde den Brief auf dem Heimweg einstecken. Dann kommt er morgen früh an. Wenn es mir nicht gelingt, den umadressierten Brief zu sehen, will ich nicht Flipp heißen.”
„Du heißt ja gar nicht Flipp, sondern Philipp”, erwiderte Betti.
„Was du nicht sagst!” rief Flipp spöttisch. „Das hätte ich fast vergessen.”
„Zankt euch nicht”, sagte Dicki. „Im Augenblick können wir nichts weiter unternehmen. Wir wollen etwas spielen. Ich werde euch Heulebeulerolletollebums zeigen.”
„Ach herrje!” rief Betti. „Was ist denn das?”
Das Spiel war sehr laut und lustig. Die Kinder schrien, rollten sich auf dem Fußboden umher und lachten, bis ihnen die Tränen über die Backen liefen. Bald schickte Frau Kronstein das Mädchen hinauf und ließ den Kindern sagen, sie sollten in den Garten gehen.
„Ich wußte gar nicht, daß deine Mutter schon zurück ist”, sagte Flipp, der der ausgelassenste von allen gewesen war.
Rolf sah auf seine Uhr. „Es ist gleich halb sechs. Wenn dein Brief noch mit der Abendpost mitgehen soll, mußt du ihn schleunigst zum Kasten bringen. Bürste dich aber ab, bevor du gehst. Du siehst toll aus.”
„Bah!” sagte Flipp, Herrn Grimm nachäffend. Er bürstete seinen Anzug ab und kämmte sich das Haar.
„Komm, Betti! Morgen werden wir euch Ursels Adresse mitteilen. Und dann gehen wir zu ihr und prüfen unser erstes Indiz – den ,noniemen’ Brief.”
Die Geschwister liefen zum Briefkasten. Es war auch die allerhöchste Zeit, denn er wurde gerade geleert.
„Hier ist noch ein Brief!” rief Flipp atemlos und warf den Umschlag in den geöffneten Sack des Postbeamten.
„Komm nach Hause, Betti. Jetzt kannst du deine Idee mit dem Buch ausprobieren.”
Eine große Enttäuschung
Sobald die Geschwister zu Hause waren, suchte Betti das Buch hervor, das Ursel ihr geliehen hatte. Sie packte es ein und ging zu ihrer Mutter hinunter.
Frau Hillmann sah auf die Uhr, als Betti ins Wohnzimmer trat. „Nun, kommst du gute Nacht sagen, Betti? Wie war es bei Dicki?”
„Wundervoll! Wir spielten ein neues Spiel; es heißt Heulebeulerolltetollebums.”
„Ach du lieber Himmel! Dabei habt ihr gewiß viel Lärm gemacht. Was hast du denn da?”
„Es ist ein Buch, das Ursel mir geliehen hatte. Ich möchte es ihr schicken und wollte Frau Schlimm nach der Adresse fragen. Gib mir bitte eine Briefmarke, Mammi.”
„Laß das Buch nur hier”, sagte die
Weitere Kostenlose Bücher