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Geheimnis um eine giftige Feder

Geheimnis um eine giftige Feder

Titel: Geheimnis um eine giftige Feder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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sehr unfreundlich.”
    „Warum bist du nicht zu deinen Eltern gegangen?” fragte Betti.
    „Das konnte ich nicht.”
    „Warum denn nicht? Sind sie – tot?”
    „Nein. Sie – sind im Gefängnis”, stieß Ursel schluchzend hervor. „Sie waren ihr ganzes Leben lang unehrlich – haben gestohlen und so. Aber eines Tages wurden sie von der Polizei gefaßt. Und da sie mich immer in die Geschäfte mitgenommen hatten, wo ich allerlei für sie stehlen mußte, brachte man mich in ein Heim. Ich wußte damals nicht, daß es unrecht ist, was ich tat, aber jetzt weiß ich es.”
    Die Kinder waren ganz entsetzt, daß jemand so böse Eltern haben konnte. Betti streichelte Ursels Hände. „Jetzt bist du gut, nicht wahr, Ursel? Man sieht es an deinem Gesicht, daß du nicht schlecht bist.”
    „Ja, seitdem habe ich nichts Unrechtes mehr getan. Ich habe der Oberin in dem Heim versprochen, in Zukunft immer ehrlich zu sein. Ich war so froh, als man mich zu deiner Mutter schickte. Aber es heißt ja, daß jedes Unrecht gesühnt werden muß. Ich werde wohl niemals in einer guten Stellung bleiben können. Immer wird jemand kommen und sagen, daß ich gestohlen habe und daß meine Eltern im Gefängnis sitzen.”
    „Ursel – der Mensch, der den Brief geschrieben hat, ist viel, viel böser, als du jemals gewesen bist”, sagte Dicki.
    „Es ist eine große Gemeinheit, so etwas zu tun.”
    „Übrigens – ein anderes Mädchen, das mit mir zusammen in dem Heim war, hat genau solch einen Brief wie ich bekommen – ebenfalls ohne Unterschrift. Molli ist bei der alten Frau Garn in Peterswalde Hausmädchen. Sie erzählte es mir, als ich sie auf der Straße traf.”
    „Hast du Herrn Grimm etwas davon gesagt?” fragte Dicki.
    „Ja. Er wollte sofort zu ihr fahren. Er schwor, er würde der Sache auf den Grund gehen und den Bösewicht bestrafen. Aber das Unglück ist ja schon geschehen. Ich wage es nicht mehr, mich in Peterswalde sehen zu lassen.”
    „Zeig mir mal den Brief”, bat Dicki. „Er könnte ein wichtiges Indiz sein.”
    Ursel griff in ihre Handtasche. Aber plötzlich hielt sie inne. „Ach, ich vergaß! Ich habe den Brief ja Herrn Grimm gegeben. Auch Mollis Brief will er sich holen. Er meinte, er könnte aus der Handschrift und dem Briefumschlag allerlei ersehen.”
    „Verflixt!” rief Dicki. „Unser wichtigstes Indiz ist futsch!”

Das erste Indiz
    Ursel tat es weh, die Kinder so enttäuscht zu sehen. „Wißt ihr was?” sagte sie schließlich. „Ich hole den Brief einfach zurück – und den von Molli ebenfalls. Und dann zeige ich euch beide Briefe. Ich wollte sowieso heute abend, wenn es dunkel ist, zu Molli gehen. Dann gehe ich eben vorher bei Herrn Grimm vorbei und borge mir die Briefe aus.”
    Dicki lebte sogleich wieder auf. „Ja, das ist eine gute Idee. Aber jetzt müssen wir zurückfahren, sonst wird es zu spät. Du mußt dich auch um das Essen kümmern.”
    „O je, das habe ich ja ganz vergessen!” rief Ursel erschrocken.
    „Du kommst an meinem Haus vorbei, wenn du zu Molli gehst”, sagte Dicki. „Steck die Briefe bitte in den Briefkasten an der Gartenpforte. Du kannst sie auf dem Rückweg wieder abholen.”
    „Ja, das werde ich tun. Vielen Dank für euren Besuch und die hübschen Geschenke, Kinder. Ich habe mich sehr darüber gefreut.”
    Die Kinder fuhren davon. „Ein nettes Mädchen, aber ein bißchen beschränkt”, sagte Dicki. „Was für eine Gemeinheit, sie aus ihrer Stellung zu vertreiben! Wer mag den Brief geschrieben haben? Ich wette, es ist jemand aus dem Heim, in dem Ursel war. Kommt, wir wollen uns beeilen. Ich habe einen Mordshunger.”
    „Das war ein ereignisreicher Vormittag”, meinte Rolf.
    „Nur schade, daß wir den Brief nicht sehen konnten!”
    „Macht nichts, wir werden ihn ja heute abend sehen”, erwiderte Dicki. „Das heißt, wenn Wegda ihn herausgibt, was ich noch sehr bezweifle.”
    „Wir werden nach dem Tee zu dir kommen”, sagte Rolf.
    „Warte lieber an der Gartenpforte auf Ursel, sonst nimmt noch jemand anders die Briefe aus dem Kasten.”
    Sobald es dämmerte, ging Dicki in den Garten hinunter und schaute nach Ursel aus. Seine Mutter, die von einem Besuch zurückkehrte, fuhr erschrocken zusammen, als sie ihn plötzlich neben der Pforte stehen sah. „Dietrich! Wie kannst du mich so erschrecken! Was machst du überhaupt hier im Dunkeln? Geh sofort hinein!”
    „Entschuldige, Mutter!” Dicki ging gehorsam mit ihr ins Haus, schlüpfte jedoch sofort wieder durch die

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