Geheimnis um eine siamesische Katze
Und ich weiß auch, wer bei euch ist.”
„So? Dann wundere ich mich nur, daß Sie nicht etwas höflicher sind”, erwiderte Dicki mit sanftem Vorwurf.
„Höflich! Warum? Ah, jetzt habe ich euch endlich! Ihr habt jemand versteckt, der ein Verbrechen begangen hat. Diesmal seid ihr zu weit gegangen. Laß mich zum Ufer hinunter. Ich werde den Schurken festnehmen.”
Dicki grinste vor Vergnügen. Er hielt Purzel am Halsband fest und machte Herrn Grimm bereitwillig Platz. Der Polizist zwängte sich eifrig durch die Büsche und sprang dann die Böschung hinab. Er erwartete, vier erschrockene Kinder und einen zitternden Luke zu finden.
Statt dessen sah er mit Erstaunen und Entsetzen den Inspektor. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Sie standen von Natur vor, aber jetzt sah es so aus, als würden sie ihm im nächsten Augenblick aus dem Kopf fallen. Sprachlos starrte er den Inspektor an.
„Guten Tag, Grimm”, grüßte der Inspektor.
„Guten–” Der Polizist schluckte heftig. „Guten Tag – Herr Inspektor. Ich – ich hatte Sie hier nicht erwartet.”
„Wollten Sie mich nicht festnehmen?” fragte der Inspektor schmunzelnd.
Herr Grimm schluckte, steckte zwei Finger zwischen seinen Kragen und versuchte krampfhaft zu lächeln. „Sie machen sich über mich lustig”, stammelte er unsicher. „Es ist – es ist eine große Überraschung für mich, Sie hier zu sehen.”
„Die Kinder haben mich in der Sache der gestohlenen Katze um meinen Rat gebeten”, erklärte der Inspektor.
„Setzen Sie sich, Grimm. Ich möchte gern einmal Ihre Meinung zu dem Fall hören. Sie sind wohl noch nicht weit mit der Aufklärung gekommen, wie?”
„Nun – ich habe eine Menge Indizien gefunden”, antwortete Herr Grimm in dem Bestreben, seine Tüchtigkeit zu beweisen. „Bitte, sehen Sie selbst!”
Er zog einen weißen Briefumschlag aus der Tasche und öffnete ihn. Zum Vorschein kamen zwei Zigarrenstummel, ein blauer Knopf, eine zerrissene Haarschleife, ein Pfefferminzbonbon und ein brauner Schnürsenkel. Der Inspektor machte ein erstauntes Gesicht. „Was ist denn das für ein Sammelsurium?” fragte er.
„Ich habe diese Sachen am Tatort gefunden”, erklärte Herr Grimm stolz. „In dem Käfig der Katzen.”
„Sie haben alle diese Dinge in dem Katzenkäfig gefunden?” fragte der Inspektor ungläubig. „Den Bonbon auch?”
„Ja, alles. Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Indizien gefunden.” Herr Grimm war sehr zufrieden mit der Überraschung des Inspektors.
„Ich auch nicht”, antwortete der Inspektor. Er warf den Kindern einen verstohlenen Blick zu. Seine Augen zwinkerten unmerklich. „Meine herzlichen Glückwünsche zu der reichen Beute, Grimm”, fuhr er mit ernstem Gesicht fort.
„Sagt mal, Kinder, habt ihr vielleicht auch etwas, gefunden?”
Wortlos holte Dicki den Briefumschlag hervor, in dem er die gleichen Dinge aufbewahrte, die Herr Grimm soeben dem Inspektor gezeigt hatte. Er öffnete ihn langsam und umständlich. Betti unterdrückte ein Kichern.
„Ich weiß nicht recht, ob Sie diese Sachen als Indizien ansehen”, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.
Herr Grimm riß den Mund auf. Er glaubte zu träumen, als er die Sachen sah, die sich in Dickis Brief Umschlag befanden.
Dicki hielt den Bonbon in die Höhe. „Ein Pfefferminzbonbon”, verkündete er feierlich.
Dann griff er wieder in den Umschlag. „Ein Stück von einer Haarschleife.”
Gina konnte sich nicht länger beherrschen und lachte laut auf.
„Ein brauner Schnürsenkel”, fuhr Dicki fort. „Ein blauer Knopf und schließlich – zwei Zigarrenstummel.”
„Zwei!” hauchte Herr Grimm. „Was hat das zu bedeuten? Die Sache kommt mir komisch vor.”
„Sie ist zum mindesten recht sonderbar”, stimmte der Inspektor zu. „Meint ihr nicht auch, Kinder?”
Die Kinder wußten nicht, was sie sagen sollten. Sogar Dicki schwieg, obwohl er dem Inspektor innerlich zujubelte, weil er alles erriet und trotzdem nichts verriet.
Der Inspektor räusperte sich. „Ich denke, die Sachen verschwinden am besten wieder in ihren Umschlägen. Sie werden uns kaum weiterhelfen. Oder sind Sie anderer Meinung, Grimm?”
„Nein, Herr Inspektor.” Das Gesicht des Polizisten war dunkelrot. Er schwankte zwischen Staunen, Schreck und Wut. Die Kinder hatten genau die gleichen Gegenstände gefunden wie er. Was sollte das bedeuten? Erst als Herr Grimm abends im Bett lag, dämmerte ihm die Wahrheit. Aber da war es zu spät. Er konnte nicht noch
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