Geheimnis um eine siamesische Katze
einmal auf diese peinliche Sache zurückkommen, zumal der Inspektor auf der Seite der Kinder stand.
„Und nun wollen wir Luke aus seinem Versteck holen”, sagte der Inspektor in geschäftsmäßigem Ton. „Er kann sich schließlich nicht wochenlang verborgen halten.”
Wieder riß Herr Grimm den Mund auf. Luke aus seinem Versteck holen! Was sollte das nun wieder heißen? Woher kannte der Inspektor Lukes Aufenthalt? Er warf den Kindern einen finsteren Blick zu. Diese unnützen Gören, die sich überall einmischten! Nun würde er Luke nicht in Angst und Schrecken versetzen können, wenn er zum Vorschein kam. Der Inspektor würde das nicht zulassen. Schwerfällig erhob er sich vom Boden und murmelte etwas Unverständliches.
Der Inspektor stand ebenfalls auf. „Kommt, Kinder. Jetzt werden wir ein paar Worte – freundliche Worte! – mit dem armen gejagten Luke sprechen.”
Eine große Überraschung
Sie brachen auf. Der Inspektor ging voran, Betti an seinem Arm. Grimm folgte als letzter. Purzel beschnüffelte seine Hosenbeine. Aber der Polizist sagte nicht einmal „weg da!” zu ihm, so niedergeschlagen und kleinlaut war er.
Die Kinder hatten eigentlich nicht erwartet, daß der Inspektor Luke aus seinem Versteck holen und wieder an seine Arbeit schicken würde. Was würde Luke nur dazu sagen?
Unterwegs versuchte Dicki, eine Unterhaltung mit Herrn Grimm anzuknüpfen. Aber der Polizist antwortete überhaupt nicht, sondern schnitt ihm hinter dem breiten Rücken des Inspektors Grimassen.
„Am Fluß sitzt es sich schön, nicht wahr, Herr Grimm?” begann Dicki. „Gehen Sie manchmal an Ihren freien Tagen dorthin? Oder haben Sie niemals frei?”
Herr Grimm schnaufte ärgerlich und warf Dicki einen vernichtenden Blick zu.
„Ist es nicht sonderbar, daß wir die gleichen Indizien gefunden haben wie Sie?” fragte Dicki.
Gina lachte laut heraus. Herr Grimm schnaufte wieder. Seine Augen traten gefährlich hervor.
„Er wird einen Schlaganfall kriegen, wenn du noch ein einziges Wort sagst”, flüsterte Rolf.
Dicki schwieg, beobachtete jedoch mit Befriedigung, daß Purzel dem Polizisten immerfort mutwillig vor die Füße lief.
Schließlich langte die kleine Gesellschaft an dem Hillmannschen Hause an. „Hier hinein!” sagte Flipp, während er das Gartentor öffnete. Alle traten in den Garten. Flipp sah den Inspektor an. „Soll ich vorgehen und Luke ein wenig vorbereiten? Sie können sich denken, wie verängstigt er ist.”
Der Inspektor überlegte ein wenig. „Ich werde lieber gleich selbst mit ihm sprechen und ihm erklären, daß er sein Versteck verlassen muß. Du kannst ganz beruhigt sein. Ich weiß, wie man mit solchen Jungen umgeht.”
Herr Grimm schnitt eine Grimasse. Er wußte besser, wie man diesen Lümmel behandeln mußte. Der Inspektor war viel zu weich. Immer gab er den Leuten eine Gelegenheit, sich auszureden. Niemals glaubte er etwas, ehe es nicht bewiesen war. Es war doch sonnenklar, daß Luke die Katze gestohlen hatte.
Aber Herr Grimm durfte leider nicht sagen, was er dachte. Mißmutig setzte er sich auf eine Bank und machte Eintragungen in sein Notizbuch. Flipp führte Inspektor Jenks zur Laube. Aber Luke befand sich nicht in seinem Versteck.
„Ach, dort drüben ist er.” Flipp zeigte zum Gemüsegarten hin, wo Luke fleißig hackte. „Er sagte, er könne nicht so dasitzen und nichts tun. Und er wolle den Garten in Ordnung halten, um sich für unsere Hilfe erkenntlich zu zeigen.”
„Ein netter Gedanke, das muß ich sagen”, murmelte der Inspektor. Er beobachtete Luke ein Weilchen bei der Arbeit. Dann sagte er zu Flipp: „Ruf ihm zu, daß ich ein Freund von euch bin und mit ihm sprechen möchte.”
„Luke!” rief Flipp. „Ich habe einen Freund von uns mitgebracht, der mit dir sprechen möchte. Komm bitte mal her.”
Luke wandte sich um. Als er den großen Inspektor in der blauen Uniform sah, erblaßte er und blieb wie angewurzelt stehen. „Ich habe die Katze nicht gestohlen”, stieß er hervor.
Der Inspektor ging auf ihn zu und nahm ihn bei der Hand. „Ich möchte gern, daß du mir alles erzählst, was du von der Sache weißt.”
Er zog Luke in die Laube, in der die Kinder so oft über das Geheimnis um die siamesische Katze gesprochen hatten. Luke zitterte vor Angst. Flipp lächelte ihm ermutigend zu und lief dann zu den anderen Kindern zurück.
Herr Grimm sah von seinem Notizbuch auf. „Ha!” rief er. „Ihr habt ihn also in eurem Garten versteckt. Warum erzählt ihr das
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