Geheimnis um eine siamesische Katze
Stiefvater zurückzukehren? Das hätte ich nicht tun sollen. Ich habe Bammel.”
„Bammel?” fragte Betti erstaunt.
„Ja, Bammel. Ich habe Bammel vor Herrn Tupping und vor Herrn Grimm – und vor meinem Stiefvater auch.”
„Er meint, er hat Angst”, erklärte Dicki. „Bammel ist prima. Ich werde jetzt nur noch Bammel sagen.”
„Ich habe auch oft Bammel”, sagte Betti. „Neulich, als ich so schlecht träumte, hatte ich Bammel. Und heute, als Wegda uns anhielt, hatte ich Bammel.”
„Aber Luke hat immerzu Bammel.” Gina sah den großen Jungen, dem die strähnigen Haare in die braune Stirn hingen, mitleidig an. „Was können wir nur tun, um ihn davon zu befreien?”
„Wenn wir Dunkelschön wiederfänden, brauchte Luke keinen Bammel mehr zuhaben”, meinte Flipp. „Er hat bloß Angst, weil alle ihn verdächtigen, sie gestohlen zuhaben. Ich würde auch Bammel haben, wenn ich an seiner Stelle wäre.”
Plötzlich hörten die Kinder etwas rascheln. Purzel spitzte die Ohren und stürzte laut bellend zwischen die Büsche. Es erhob sich ein wütendes Fauchen und Knurren. Dann huschte etwas an einem Baum hinauf. Neugierig liefen die Kinder darauf zu.
Da blieben sie wie angewurzelt stehen. Dort oben saß eine siamesische Katze und blickte auf sie hinab. Ein Irrtum war nicht möglich. Die gelbbraune Zeichnung und die leuchtend blauen Augen waren zu auffallend.
Nach kurzem Schweigen rief Luke: „Es ist Dunkelschön! Seht ihr den hellen Ring an ihrem Schwanz? Dunkelschön ist zurückgekommen. Das ist ja sonderbar.”
Ja, nun sahen die anderen Kinder auch den hellen Ring. Die Katze hatte den Schwanz hoch erhoben und schwang ihn erregt hin und her, während sie Purzel beobachtete, der kläffend an dem Baum hochsprang.
„Bring Purzel weg, Dicki!” rief Rolf aufgeregt. „Sperr ihn in den Schuppen. Sonst läuft sie uns wieder fort.”
Purzel wurde zu seinem großen Ärger in den Schuppen gesperrt und kratzte verzweifelt an der Tür. Dunkelschön beruhigte sich. Sie leckte sich das Fell und schnurrte.
„Sie ist dünn geworden”, bemerkte Gina.
„Ihr Fell ist schmutzig und stumpf”, fiel Rolf ein. „Wir wollen sie zu Fräulein Harmer bringen. Die wird Augen machen!”
Luke ergeht es besser
Dunkelschön ließ sich gutwillig von Gina auf den Arm nehmen. Die fünf Kinder und Luke gingen durch das Gartentor auf die Straße und dann von vorn in den Nachbargarten. Auf dem Weg zum Katzenhaus trafen sie Frau Kendling. Als sie Dunkelschön in Ginas Armen erblickte, stieß sie einen Schrei der Überraschung aus.
„Warum nehmt ihr meine Katzen aus dem Käfig? Hat Fräulein Harmer euch das erlaubt?”
„Es ist Dunkelschön”, erklärte Rolf. „Sie tauchte eben in Flipps Garten auf. Ist das nicht wunderbar? Fräulein Harmer wird sich freuen.”
„Das ist ja kaum zu glauben”, rief Frau Kendling. Sie untersuchte den Schwanz der Katze und entdeckte den hellen Ring. „Ja, es ist wirklich Dunkelschön. Wo kann sie nur so lange gewesen sein? Sie sieht ganz verhungert aus.”
Betti streichelte die schnurrende Katze. „Schade, daß sie nicht sprechen kann! Frau Kendling, hier ist auch Luke. Wir hatten ihn versteckt, weil er uns so leid tat. Sie werden ihn doch wieder zu sich nehmen, nicht wahr?”
„Natürlich. Soeben hat Inspektor Jenks mich angerufen.
Du kannst wieder zu mir kommen, Luke. Dunkelschön ist ja auch wieder da.”
„Wir wollen sie rasch zu Fräulein Harmer bringen”, sagte Rolf.
„Ich werde mitkommen. Ach, da kommt ja Fräulein Sitter. Denken Sie nur, Fräulein Sitter, Dunkelschön ist zurückgekehrt.”
Fräulein Sitter trippelte aufgeregt auf die kleine Gruppe zu. Natürlich fiel ihr sofort der Kneifer von der Nase.
„Das ist ja eine freudige Überraschung! Wo hat man sie gefunden? Wer hat sie hergebracht?”
Die Kinder erzählten ihr alles. Sie hörte erstaunt zu und setzte den Kneifer wieder auf. Betti begann zu zählen, wie oft er herunterfiel.
Alle gingen zum Katzenhaus. Fräulein Harmer war starr vor Staunen, Dunkelschön plötzlich vor sich zu sehen. Unfähig, ein Wort hervorzubringen, breitete sie die Arme aus. Dunkelschön sprang mit einem Satz hinein. Sie schmiegte sich zärtlich an das Mädchen, rieb den Kopf an ihrem Arm und schnurrte zufrieden.
„Daß du wieder da bist!” rief Fräulein Harmer froh.
„Wo hast du dich nur so lange rumgetrieben? Wie freue ich mich, daß du wieder da bist!”
Die Kinder erzählten ihr, wie sie Dunkelschön gefunden hatten. Alle
Weitere Kostenlose Bücher