Geheimnis um eine Tasse Tee
herumkaute, weil er sie für Brot hielt. Er wollte seinen Ohren nicht trauen. Die Spürnasen hatten sich doch gestern abend wer weiß wie lange hinter dem Theater herumgetrieben. Dennoch hatten sie nichts Verdächtiges gesehen – außer der sonderbaren Katze.
„Könnte ich das Blatt einmal bekommen?” fragte er, während er sich wunderte, daß das Brot in seinem Mund so zäh war. Dann merkte er plötzlich, daß es gar kein Brot war. pfui! Er kaute ja an seinen Backenpolstern! Und nun wagte er sie nicht einmal herauszunehmen, aus Furcht, daß seine Mutter ihm wieder schlechte Manieren vorwerfen könnte. Es war wirklich sehr unangenehm.
„Sprich nicht mit vollem Mund!” schalt die Mutter.
„Natürlich kannst du die Zeitung jetzt nicht bekommen. Du mußt schon warten, bis dein Vater sie ausgelesen hat.”
Zum Glück klingelte in diesem Augenblick das Telefon. Gleich darauf kam das Mädchen ins Zimmer und bat Dickis Mutter heraus. Aufatmend nahm er die Polster aus dem Mund und steckte sie in die Tasche. Nie wieder wollte er sie bei Tisch tragen; das nahm er sich fest vor. Sehnsüchtig schielte er nach der Zeitung hin. Aha, jetzt blätterte der Vater sie um. Die Notiz über das Verbrechen im Kleinen Haus befand sich nun auf der Rückseite. Obwohl sie auf dem Kopf stand, brachte Dicki es fertig, sie zweimal durchzulesen.
Er geriet in große Aufregung. Hier war ein echtes Geheimnis! Die Spürnasen mußten den Fall sofort in die Hand nehmen. Unmöglich konnte er jetzt noch etwas essen. Er schlich vom Tisch fort, bevor seine Mutter zurückkehrte. Der Vater bemerkte es nicht.
Eilig lief er zu Flipp und Betti, die ein schönes großes Spielzimmer hatten, in dem sich die Spürnasen gewöhnlich trafen. Die beiden wußten noch nichts von dem Einbruch und waren sehr erstaunt, als Dicki ihnen davon erzählte.
„Was?” rief Flipp ganz verdutzt. „Im Kleinen Haus ist gestern abend eingebrochen worden? Etwa, während wir dort waren? Ach, da kommen Gina und Rolf! Habt ihr schon von dem Einbruch gehört?”
Rolf und Gina wußten es bereits. Sie wußten sogar noch mehr als Dicki, denn ihre Köchin kannte Frau Trotter, die im Theater saubermachte, und hatte Einzelheiten von ihr erfahren. Hanne, die Köchin war fest davon überzeugt, daß die beiden Männer, die sie vor einigen Tagen an der Küchentür gesehen hatte, die Täter waren.
„Nicht auszudenken, daß wir gestern abend alle Mann wer weiß wie lange hinter dem Theater herumgestanden haben!” stöhnte Dicki. „Und nicht die kleinste Kleinigkeit haben wir bemerkt. Während wir falsche Indizien für Pippin auslegten, ist direkt vor unserer Nase ein Verbrechen begangen worden.”
„Frau Trotter hat Hanne erzählt, daß die Polizei den Direktor schlafend an seinem Schreibtisch gefunden hat”, berichtete Rolf, „mit dem Kopf auf der Tischplatte – wahrscheinlich durch ein Schlafmittel betäubt. Und der Geheimschrank in der Wand war ausgeraubt. Er war sonst immer durch einen großen Spiegel verborgen, der nun daneben stand. Die Polizei soll den Diebstahl entdeckt haben, kurz nachdem er verübt wurde.”
„Die Polizei – das ist Pippin”, meinte Dicki. „Eine tolle Geschichte! Wir schicken ihn zu der Veranda, damit er einen Haufen falscher Indizien finden soll – und er entdeckt ein Verbrechen. Wenn wir uns nur etwas besser umgesehen hätten! Dann hätten wir das Geheimnis noch vor ihm entdeckt. Wir haben es der Polizei gewissermaßen geschenkt – oder vielmehr dem guten Pippin. Jetzt wird man sich natürlich daran machen, die Geschichte schnellstens aufzuklären.”
Nach Dickis Worten entstand ein langes Schweigen.
Plötzlich sagte Betti: „Nun wird Pippin sicherlich denken, daß die Zigarettenstummel und das Taschentuch und die anderen Sachen richtige Indizien seien – ich meine für den Diebstahl aus der Kasse.”
„Natürlich!” rief Dicki erschrocken. „Die Sachen werden ihn auf eine falsche Spur führen. Das ist schlimm, sehr schlimm! Ich spiele der Polizei gern mal einen Streich, möchte sie aber auf keinen Fall daran hindern, die richtigen Schurken zu fassen. Unsere Indizien müssen die Tatsachen ja verschleiern.”
„Du meinst, man wird jetzt nach Leuten suchen, deren Namen mit Z beginnen, oder den Sonntagszug beobachten, anstatt die richtigen Spuren zu verfolgen?” fragte Gina.
„Ja, sicherlich. Ich glaube, ich muß zu Pippin gehen und ihm alles gestehen. Er darf seine Zeit nicht mit einem vorgetäuschten Geheimnis vergeuden, wenn es
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