Geheimnis um eine Tasse Tee
und Boysie Tee getrunken.”
„Und Boysies Aussage aus seinem eigenen Mund gehört!” fiel Rolf ein. „Glaubst du, daß er die Wahrheit sagt?”
„Ja, ich kann mir nicht denken, daß er uns angelogen hat. Und doch muß er dem Direktor den Tee gebracht haben!” Dicki schüttelte den Kopf. „Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich glauben soll.”
„Zoe hat das Geld bestimmt nicht gestohlen”, sagte Betti.
„Sie ist viel zu nett, um so etwas zu tun.”
„Ja, das stimmt. Sie kann es nicht getan haben, ebensowenig, wie du so etwas tun könntest. Wir müssen uns nach einem anderen Täter umsehen. Morgen wollen wir die Alibis der übrigen Schauspieler prüfen.”
Am nächsten Morgen machten sich die Spürnasen schon zeitig an die Arbeit. Gina und Rolf wollten zu Frau Adams gehen, um sich nach Lucy Weiß zu erkundigen, Flipp und Dicki zum „Türmchen”, um festzustellen, ob Peter Watting und Wilhelm Orr am Freitagabend dort gewesen waren.
Gina suchte einen halb fertigen Kissenbezug vor und packte ihn zusammen mit dem dazugehörigen Stickgarn ein. „Komm!” sagte sie zu Rolf. „Wir werden bald raushaben, wie es mit Lucy Weiß steht. Eigentlich ist es reine Zeitverschwendung, ihr Alibi zu prüfen. Ich bin sicher, daß sie keiner Fliege etwas zuleide tun kann.”
Fräulein Adams wohnte im ersten Stock eines Miethauses. Es dauerte eine Weile, bis sie den Geschwistern auf ihr Klingeln öffnete. Sie war halb gelähmt von Rheumatismus, und das Gehen fiel ihr schwer, aber sticken und nähen konnte sie noch.
„Gina und Rolf!” rief sie freudig überrascht. „Wie lange habe ich euch nicht gesehen! Ihr seid aber tüchtig gewachsen. Kommt herein!”
Sie führte die beiden ins Wohnzimmer, nahm eine Keksdose vom Kaminsims und bot ihnen Schokoladenkekse an.
Gina machte ihr Päckchen auf. „Ach, Marie, könnten Sie vielleicht noch vor Ostern einen Kissenbezug für mich zu Ende sticken? Ich möchte ihn Mutti schenken und werde nicht zur Zeit damit fertig, weil ich noch ein paar Taschentücher behäkeln will. Wieviel würden Sie für das Kissen nehmen?”
„Von dir nicht einen Pfennig”, antwortete Fräulein Adams lächelnd, „besonders da das Geschenk für deine liebe Mutter ist. Ich mache es aus Freundschaft zu euch und will nichts dafür haben.”
„Vielen Dank, Marie. Das ist sehr nett von Ihnen. Ich werde Ihnen auch ein paar Narzissen aus unserm Garten bringen, sobald sie blühen. Sie sind diesmal noch sehr zurück.”
„Hier, nehmt noch einen Keks!” Fräulein Adams reichte den Geschwistern die Dose. „Ich freue mich wirklich, euch einmal wiederzusehen. Durch meine Krankheit bin ich in letzter Zeit kaum herausgekommen. Besucher sind eine nette Abwechslung für mich.”
Rolf erkannte, daß sich ein günstiger Anknüpfungspunkt bot. „Sie sind doch mit Lucy Weiß befreundet, nicht wahr? Wir haben gestern ein Autogramm von ihr bekommen.”
„Ach ja, die liebe Lucy! Vergangene Woche, als ich so krank war, hat sie mich jeden Abend besucht. Bei mir war eine Menge Strickarbeit liegengeblieben. Sie hat mir geholfen, bis alles aufgearbeitet war.”
„Ist sie auch am Freitag bei Ihnen gewesen?” fragte Gina.
„Du fragst genau wie Herr Grimm. Er ist schon dreimal hergekommen und hat mich nach Freitagabend gefragt. Ja, Lucy kam wie gewöhnlich kurz vor sechs. Wir strickten bis halb zehn, und dann ging sie nach Haus. Um neun Uhr hörten wir Nachrichten, und danach tranken wir eine Tasse Kakao und aßen Kekse dazu. Es war ein gemütlicher Abend.”
„Und Lucy ist kein einziges Mal fortgegangen?” fragte Gina.
„Nein, sie war die ganze Zeit in der Wohnung. Wir saßen hier und strickten um die Wette. Am nächsten Tag brachte Lucy alle Arbeiten fort, die wir fertiggemacht hatten, und lieferte sie für mich ab. Sie ist ein liebes Mädchen.”
In diesem Augenblick klingelte es. „Ich werde aufmachen”, sagte Gina und ging hinaus.
Vor der Tür stand Herr Grimm, das Gesicht vom Treppensteigen gerötet. Er sah Gina mißtrauisch an. „Was machst du denn hier?”
„Ich habe Fräulein Adams eine Arbeit gebracht.”
„So? Wo ist sie denn?”
„Ich bin hier!” rief Fräulein Adams ärgerlich. „Was wollen Sie schon wieder von mir? Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen. Bitte lassen Sie mich endlich in Ruhe!”
„Ich will nur noch ein paar Fragen an Sie stellen”, entgegnete Herr Grimm und trat ins Wohnzimmer.
Fräulein Adams empfing ihn recht ungnädig. „Diese ewige Fragerei! Schon als
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