Geheimnis um eine verschwundene Halskette
Bank in der Dorfstraße gesehen.”
Der Alte erwachte mit einem Ruck und richtete sich überrascht auf. „Wassis?” krächzte er. Das schien sein Lieblingswort zu sein.
„Stell dich nicht so, als hättest du geschlafen!” brüllte Herr Grimm. „Ich habe dich soeben auf der Dorfstraße gesehen.”
„Ich bin heute noch gar nicht draußen gewesen”, antwortete der Alte.
„Das ist nicht wahr!” schrie Herr Grimm. „Was hat der Bursche auf der Bank zu dir gesagt? Heraus mit der Sprache!”
Betti tat der Alte leid. Er sah ganz verängstigt aus und blickte verwirrt umher.
„Siehst du die Kinder hier?” stieß Herr Grimm wütend hervor. „Sie haben dich ebenfalls gesehen.” Er wandte sich an Rolf. „Habt ihr ihn nicht gesehen?”
„Hm – ja – –” Rolf wußte nicht recht, was er antworten sollte, denn er wollte Dicki natürlich nicht verraten.
Flipp kam ihm zu Hilfe. „Das ist schwer zu sagen, Herr Grimm. Im Bett sehen die Menschen ganz anders aus als auf der Straße.”
„Sieh dir die Kleider hier an!” forderte Herr Grimm ihn auf. „Sind das nicht die Sachen, die der alte Mann auf der Bank anhatte?”
„Ich weiß nicht recht. Nein, Herr Grimm, wir können Ihnen leider nicht helfen.”
Das Gesicht des Polizisten färbte sich dunkelrot. Es war wohl besser, zu verschwinden. Die Kinder liefen davon. Sie wollten Dicki erzählen, was sie erlebt hatten.
Dicki befand sich im Gartenschuppen und war damit beschäftigt, wieder in seine eigene Haut zurückzuschlüpfen. Die alten Kleider hatte er in einen Sack gestopft, um sie jederzeit bereit zu haben. Er kämmte sich gerade, als die anderen hereinstürmten.
„Da seid ihr ja!” rief er. „Das war eine merkwürdige Sache, nicht wahr? Der Mann schien sehr überrascht zu sein, mich auf der Bank sitzen zu sehen. Er setzte sich neben mich und flüsterte mir etwas zu. Ich vergaß vor Überraschung beinahe, daß ich taub sein mußte.”
„Was hat er gesagt?” fragte Flipp.
Dicki erzählte es ihnen.
„Als Wegda den Mann sah, fing er ein großes Theater mit seiner Radkette an, um unauffällig stehenbleiben zu können”, rief Rolf. „Er schien ihn zu kennen und wollte ihn wohl ein wenig beobachten. Das kommt mir sehr verdächtig vor.”
„Ist das ein Indiz?” fragte Betti eifrig.
„Du mit deinen Indizien!” entgegnete Flipp achselzuckend. „Es ist wirklich zu albern.”
„Gar nicht so albern!” erwiderte Dicki nachdenklich.
„Es scheint mir wirklich ein Indiz zu sein – ein Zeichen dafür, daß der Alte etwas mit dem Geheimnis zu tun hat. Du weißt doch, was Inspektor Jenks gesagt hat. Man vermutet, daß die Diebesbande in Peterswalde geheime Nachrichten austauscht.”
„Vielleicht nimmt der Alte Botschaften entgegen und gibt sie weiter”, fiel Gina erregt ein. „Oder glaubst du, er ist der Anführer der Bande?”
„Ausgeschlossen! Ein schwacher alter Mann kann nicht einbrechen und stehlen. Nein, er ist wahrscheinlich nur ein Helfershelfer. Es sieht so unverdächtig aus, wenn er auf der Bank sitzt und ein Nickerchen macht. Jeder kann sich ohne Aufsehen neben ihn setzen und ihm etwas zuflüstern.”
„Aber er kann doch fast gar nichts hören”, wandte Gina ein.
„Ja, allerdings. Nun, dann steckt man ihm vielleicht schriftliche Nachrichten zu. Kinder, wir sind auf einer Spur, das ist sicher! Was fangen wir jetzt an?”
„Laßt uns mal scharf nachdenken”, sagte Rolf. „Vielleicht fällt uns dann etwas ein.”
Eine Weile starrten die Spürnasen schweigend vor sich hin und dachten angestrengt nach. Betti war so aufgeregt, daß sie überhaupt keinen klaren Gedanken fassen konnte. Schließlich war es wieder einmal Dicki, der einen brauchbaren Vorschlag machte.
„Ich habs! Anscheinend hat die Diebesbande in Peterswalde ihr Hauptquartier. Wenn die Mitglieder einander etwas mitzuteilen haben, treffen sie sich nicht etwa, weil das zu gefährlich wäre, sondern senden sich durch den Alten Nachrichten zu. Ich könnte mich nun jeden Tag maskiert auf die Bank setzen. Dann kommt sicherlich mal einer von der Bande, setzt sich zu mir und übergibt mir eine Botschaft. Und dann …”
„Dann erfahren wir, wer die Schurken sind”, fiel Betti ein. „Wir sagen es dem Inspektor, und er nimmt sie fest.”
„Na ja, so ungefähr. Der Haken ist nur – der Alte sitzt doch immer nachmittags auf der Bank. Ich müßte also auch am Nachmittag dort sein, wenn ich eine Botschaft abfangen will. Wir können aber unmöglich beide
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