Geheimnis um eine verschwundene Halskette
seiner Jacke versteckt. Sein Name war Dicki.
Dicki übergibt eine Botschaft
Am nächsten Morgen verkleidete Dicki sich wieder als Ballonfrau. Die anderen Spürnasen saßen in dem Gartenschuppen und sahen ihm dabei zu. Betti wandte kein Auge von ihm. Es erschien ihr wie Zauberei, daß er sich vollkommen unkenntlich machen und in einen anderen Menschen verwandeln konnte.
„Ich werde mich zu dem Alten auf die Bank setzen und ihm ein Briefchen zustecken”, sagte Dicki. „Bestimmt ist er heute dort und wartet auf Nachrichten. Ich werde ihm schreiben, er soll ein paar Tage nicht zu der Bank kommen, weil die Polizei sie beobachtet. Dann wird er sich gewiß schleunigst aus dem Staub machen. Ihr müßt Schmiere stehen und mir einen Wink geben, wenn Wegda auftaucht.”
„Ich werde dir wieder einen Ballon abkaufen”, sagte Betti eifrig. „Dann glaubt bestimmt jeder, daß du eine richtige Ballonfrau bist.”
„Ja, das kannst du machen. Notwendig ist es aber nicht. Wenn Wegda mich nur nicht wieder nach meinem Gewerbeschein fragt!”
„Davor brauchst du keine Angst zu haben”, entgegnete Rolf. „Er wird nicht stundenlang vor der Alten stehen wollen, während sie in ihren Unterröcken nach dem Schein sucht, weil er befürchten würde, sich lächerlich zu machen. Außerdem muß er natürlich jedes Aufsehen vermeiden. Die Ballonfrau wird er ja wohl nicht für ein Mitglied der Bande halten.”
„Nein, das glaube ich auch nicht.” Dicki legte sich den roten Schal über den Kopf. „So, ich bin fertig. Wie sehe ich aus?”
„Fabelhaft!” rief Betti. „Wie bringst du es nur zustande, dein Gesicht so zu verändern? Du bist überhaupt nicht wiederzuerkennen.”
„Ach, ich übe das vor dem Spiegel. Und dann besitze ich ein paar gute Bücher darüber, wie man Maske macht. Natürlich bin ich auch begabt. Ich …”
„Hör auf mit dem ewigen Eigenlob!” unterbrach ihn Rolf. „Du brauchst uns nicht zu erzählen, was für ein Wunderknabe du bist. Das wissen wir schon lange.”
Das Gesicht der Ballonfrau zog sich kläglich zusammen; ihre Mundwinkel sanken nach unten. Sie zog ein großes, rotes und sehr schmutziges Taschentuch hervor, hielt es vor die Augen und schluchzte mitleiderregend. „Seid doch nicht so häßlich zu einer armen alten Frau!” Die Kinder bogen sich vor Lachen. Dicki warf ihnen hinter dem Taschentuch hervor einen übermütigen Blick zu. „Eine arme alte Frau wie ich, die nachts im Freien schlafen muß …”
„Mit einem halben Dutzend Unterröcken”, fiel Rolf kichernd ein. Aber als er zufällig aus dem Fenster sah, stockte er plötzlich. „Da kommt deine Mutter, Dicki! Was sollen wir tun?”
Es blieb den Kindern keine Zeit mehr, etwas zu tun. Schon öffnete Frau Kronstein die Tür des Schuppens. Sie war sehr überrascht, die Ballonfrau darin zu finden.
„Was suchen Sie hier?” fragte sie scharf. „Ich habe Sie schon neulich durch den Garten gehen sehen.”
„Sie hat so schöne Luftballons”, sagte Betti rasch. „Ich möchte gern einen kaufen, Frau Kronstein.”
„Aber doch nicht hier im Gartenschuppen!” entgegnete Frau Kronstein. „Du kannst dir Luftballons auf der Straße kaufen. Ich wünsche keine Hausierer und Landstreicher in meinem Garten zu sehen. Mich wundert nur, daß Purzel nicht gebellt hat.”
Purzel saß friedlich zu Füßen der Ballonfrau und tat, als sei sie seine beste Freundin. Und das war sie ja auch, nur ahnte Frau Kronstein nichts davon. „Wo ist Dietrich?” fragte sie.
„Er – ist hier irgendwo in der Nähe”, antwortete Rolf.
„Soll – soll ich ihn holen?”
„Nein, nein, er wird ja gleich kommen. Aber die Frau darf hier nicht bleiben. Bitte kommen Sie nicht mehr in den Garten!”
„Nein, Madam”, versicherte die Alte und machte einen drolligen kleinen Knicks. Betti konnte nur mit Mühe das Lachen unterdrücken. Rasch verließen die Kinder den Schuppen und eilten auf die Straße.
„Das ging beinahe schief”, sagte Rolf aufatmend.
„Gerade so etwas macht Spaß”, meinte Flipp.
Sie schlugen den Weg zur Dorfstraße ein. Auf der Bank saß, wie gewöhnlich auf seinen Stock gestützt und halb schlummernd, der alte Mann.
„Ich setze mich neben ihn.” Dicki schwang seine weiten Röcke beim Gehen. „Geht jetzt in die Konditorei und gebt gut acht. Betti kann mir sagen, ob Wegda in der Nähe ist, wenn sie einen Ballon kauft.”
Er setzte sich mit seinem Ballonbündel auf die Bank.
Der Alte beachtete ihn überhaupt nicht. Leise
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