Geheimnis um einen entführten Prinzen
schickte ich einen Mann zu ihm, und der kam mit der Nachricht zurück, daß Grimm fort sei. Seine Uniform lag in seinem Zimmer.”
„Er wird doch nicht ebenfalls im Pyjama entführt worden sein – wie der Prinz?”
„Ich glaube nicht, daß jemand Herrn Grimm entführen würde – noch dazu aus seinem eigenen Haus. Es ist sehr sonderbar. Weißt du wirklich nichts von der Sache, Dietrich? Du weißt doch sonst immer mehr als andere.”
„Nein, ich hatte keine Ahnung davon, daß er fort ist oder fortgehen wollte, und kann mir auch nicht erklären, wo er geblieben ist.”
„Nun, ich habe jetzt keine Zeit mehr. Ruf mich an, falls dir irgend etwas einfällt. Auf Wiedersehen!”
Ehe Dicki noch etwas fragen oder sagen konnte, war die Leitung unterbrochen. Verwirrt starrte er auf den Telefonapparat. Das war ja eine tolle Geschichte. Herr Grimm verschwunden! Gestern abend hatte er noch seine Uniform angehabt. Er mußte sie kurz nach Dickis Fortgehen ausgezogen haben. Ob er tatsächlich im Pyjama verschwunden war? Dicki vergaß ganz, daß er noch nicht zu Ende gefrühstückt hatte, holte sein Rad aus dem Schuppen und fuhr zu Rolf.
Rolf war sehr erstaunt, ihn schon so früh zu sehen. „Hol Gina und kommt dann mit mir zu den Hillmanns”, sagte Dicki. „Es gibt eine Menge Neuigkeiten!”
Als alle Spürnasen versammelt waren, erzählte Dicki, was er von Rollo erfahren hatte.
„Der Junge hatte sich also wirklich unter den Zwillingen in dem Kinderwagen versteckt, wie Bern gesagt hat. Und jetzt wissen wir auch, warum er das getan hat und warum er den Prinzen spielen mußte.”
„Aber wir wissen nicht, wo der richtige Prinz steckt”, wandte Flipp ein.
„Vielleicht weiß ich sogar das! Rollo sagte, sein Onkel sei im Raylinger Moor. Und da Tallery an der Entführung beteiligt ist und seinen Neffen dazu angestiftet hat, den Prinzen zu spielen, ist Prinz Bongawah sicherlich auch dort.”
„Du hast gestern abend viel erreicht”, sagte Flipp bewundernd. „Wann bist du denn zurückgekommen?”
„Ziemlich spät. Es war schon ganz dunkel. Ich hatte keine Lampe am Rad und wurde zum Schluß noch von Wegda erwischt.”
„Ach herrje!” rief Betti. „Hat er sich bei deinen Eltern über dich beschwert?”
„Natürlich nicht! Er wußte ja nicht, daß ich es war. Ich war doch als Hausierer maskiert.” Lachend erzählte Dicki den Kindern, wie der Polizist ihm sein Rad abgenommen und es ihm nachher wieder zurückgegeben hatte. Die Kinder brachen in jubelndes Gelächter aus.
„Du bist wirklich nicht zu schlagen”, sagte Gina. „Das sind ja eine Menge Neuigkeiten, die du mitgebracht hast.”
„Die aufregendste habe ich bis zuletzt aufgespart. Denkt euch nur, Wegda ist spurlos verschwunden, und zwar ohne Uniform! Chefinspektor Jenks hat mich heute morgen angerufen und es mir erzählt.”
Alle waren sehr überrascht von dieser letzten Nachricht und schüttelten verwundert die Köpfe.
„Ob er ebenfalls entführt worden ist?” meinte Rolf schließlich.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich davon denken soll”, antwortete Dicki ratlos. „Als ich gestern abend bei ihm war, um mir mein Rad zu holen, hatte er anscheinend gar nicht die Absicht, noch einmal fortzugehen.”
„Falls du etwas vom Raylinger Moor zu ihm gesagt hättest, würde ich glauben, daß er dorthin gegangen ist, um dir zuvorzukommen”, meinte Betti. „Aber er wußte ja nichts vom Raylinger Moor.”
Dicki sprang vom Stuhl auf. „Betti, du hast den Nagel wieder einmal auf den Kopf getroffen! Natürlich habe ich gestern abend das Raylinger Moor erwähnt. Über all den Aufregungen hatte ich das ganz vergessen. Ja, ja, er ist in dem Moor!”
„Glaubst du das wirklich?” fragte Betti mit glühenden Backen.
„Natürlich! Aber was mag ihm passiert sein? Gib mal deinen Fahrplan her, Flipp. Sicherlich ist er den weiten Weg nicht mit dem Rad gefahren, und Busse gehen so spät abends nicht mehr. Aber vielleicht fährt noch ein Zug.”
Nach kurzer Zeit hatte Dicki festgestellt, daß wirklich noch spät abends ein Zug nach Rayling ging. „Den hat er genommen!” rief er. „Sobald ich fort war, muß er sich umgezogen haben und zum Bahnhof gelaufen sein, um Prinz Bongawah im Moor zu suchen.”
„Ohne einem Menschen etwas davon zu sagen!” fiel Rolf ein.
„Was sollen wir nun tun?” fragte Gina.
Dicki überlegte. „Ich habe eigentlich keine Lust, jetzt schon Chefinspektor Jenks anzurufen. Bestimmt wird er nicht das ganze Moor durchsuchen lassen,
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