Geheimnis um einen entführten Prinzen
ist. Ihr wißt ja, wie ihr notfalls heraus könnt.”
„Aber wenn nun jemand ins Zimmer guckt und sieht, daß du fehlst?” wandte Betti ein.
„Ach, das wird den Männern gewiß nicht auffallen. Sie haben uns bestimmt nicht gezählt. Tschüs, Kinder!”
„Tschüs!” flüsterten die anderen. „Viel Glück!”
Dicki verschloß die Tür von außen und ließ den Schlüssel stecken. Dann schlich er leise den Gang hinunter. Hin und wieder blieb er stehen und horchte. Durch einen glücklichen Zufall waren die Spürnasen gerade im entscheidenden Augenblick hierher gekommen. Dicki wollte sich auf keinen Fall durch eine Unvorsichtigkeit verraten.
Vor allem mußte er jetzt den Telefonapparat suchen. Wo würde er wohl sein? Unten natürlich, wahrscheinlich in der großen Diele! Es würde sehr schwierig sein, dort unbemerkt zu telefonieren. Aber manchmal hatten die Leute doch auch einen Telefonapparat im Schlafzimmer! Seine Mutter hatte zum Beispiel einen neben ihrem Bett, damit sie telefonieren konnte, wenn sie krank war. Vielleicht befand sich hier oben auch ein Apparat. Dicki beschloß nachzusehen. In einem leeren Zimmer würde er ungestört sprechen können.
Er guckte in zwei Zimmer hinein. Sie waren erstaunlich üppig eingerichtet, aber ein Telefonapparat befand sich nicht darin. Als er dann die Tür zu einem dritten Zimmer öffnete, sah er einen hellgrünen Apparat neben dem Bett. Er schlich ins Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Dann ging er auf Zehenspitzen zu dem Apparat. Er hob ihn auf und kroch damit unters Bett, weil er glaubte, daß seine Stimme dort weniger zu hören sei. Dann hob er den Hörer ab und drückte ihn zitternd ans Ohr.
Als sich das Fernamt meldete, atmete er erleichtert auf und nannte die Nummer des Polizeipräsidiums, die er im Kopf hatte. „Bitte verbinden Sie mich möglichst schnell. Es ist dringend!”
Nach ein paar Sekunden meldete sich das Präsidium.
„Hier ist Dietrich Kronstein”, sagte Dicki leise. „Ich muß sofort Chefinspektor Jenks sprechen.”
Nach einer kurzen Pause hörte er froh die vertraute Stimme des Chefinspektors. „Dietrich? Was gibt’s denn?”
„Hören Sie, ich bin in einem Gutshaus mitten im Raylinger Moor und glaube, daß sich Prinz Bongawah auch hier befindet. Ein Hubschrauber kreist über dem Haus. Wahrscheinlich soll der Prinz damit fortgebracht werden. Man hat uns eingesperrt, aber ich konnte einen Telefonapparat finden. Wir sind alle hier, Ern auch. Schicken Sie bitte sofort Polizisten her.”
Einen Augenblick blieb alles still im Apparat. Dicki konnte sich das erstaunte Gesicht des Chefinspektors vorstellen. Dann hörte er seine klare Stimme sagen: „Ich schicke sofort Hilfe. Haltet aus, bis wir kommen. Und versuche zu verhindern, daß Prinz Bongawah mit dem Hubschrauber fortgebracht wird. Es ist sehr wichtig, hörst du?”
Mit einem Seufzer der Erleichterung legte Dicki den Hörer auf. Nun würde bald Hilfe kommen. Unterdessen wollte er nach dem Prinzen suchen.
Leise kroch er unter dem Bett hervor und stellte den Apparat auf den Nachttisch zurück. Dann schlich er zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Draußen war alles still. Er guckte nach beiden Seiten den Gang hinunter. Niemand war zu sehen.
„Ich muß mich nach einem verschlossenen Zimmer umsehen”, dachte Dicki. „Das Gutshaus hat zwei Seitenflügel. Ich befinde mich jetzt ungefähr in der Mitte. Man hat uns im rechten Seitenflügel eingesperrt. Vielleicht ist der Prinz im linken.”
Vorsichtig beugte er sich aus einem offenen Fenster und musterte den linken Seitenflügel des Hauses. Aha, dort war ein vergittertes Fenster! In dem Zimmer mußte Prinz Bongawah eingesperrt sein.
Leise schlich Dicki weiter durch den Gang. Würde er den Seitenflügel erreichen, ohne durch die große Halle gehen zu müssen? Als er an die Treppe kam, die zur Halle hinunterführte, hörte er unten Stimmengemurmel. Er sah durchs Fenster und erblickte den Hubschrauber, der langsam herunterkam und hinter einer Scheune verschwand. Dort mußte ein Landungsplatz sein. Dicki runzelte die Stirn. Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Der Prinz konnte jeden Augenblick aus dem Haus gebracht werden.
Dicki sah sich suchend um und entdeckte einen schmalen Gang. Er schlich hindurch und gelangte, wie er gehofft hatte, in den linken Seitenflügel des Hauses. Nun mußte er nur noch das Zimmer mit dem vergitterten Fenster finden.
Plötzlich fuhr er erschrocken zusammen. Er hörte, wie eine Tür zugeschlagen wurde
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