Geheimnis um einen nächtlichen Brand
Haus angesteckt?” fragte Gina.
„Ja. Viele Leute glauben das. Aber es ist nicht wahr.”
„Woher weißt du das so genau?” fragte Dicki.
„Ich weiß es eben.”
„Aber du warst doch gar nicht hier”, wandte Rolf ein.
„Also kannst du auch nichts wissen. Vielleicht hat Bodo es doch getan.”
Lilli zögerte ein wenig mit der Antwort. „Ich werde euch etwas verraten”, sagte sie plötzlich entschlossen. „Aber ihr dürft es keinem Menschen weitersagen. Versprecht ihr mir das? Sagt: Ehrenwort, ich werde schweigen.”
Die Kinder wiederholten die Worte mit feierlichem Ernst.
Lilli atmete erleichtert auf. „Nun werde ich euch sagen, woher ich weiß, daß Bodo nicht der Täter ist. Wir beide trafen uns an dem Tag um fünf Uhr nachmittags und waren bis zehn Uhr abends zusammen.”
Die Kinder blickten sie überrascht an. „Warum hast du das denn verschwiegen?” fragte Rolf. „Du könntest Bodo doch mit deiner Aussage von dem Verdacht befreien.”
Lillis Augen füllten sich mit Tränen. „Das hat seinen guten Grund. Meine Mutter sagt, ich bin noch zu jung zum Heiraten. Aber Bodo liebt mich, und ich liebe ihn auch.
Mein Vater würde mich verprügeln, wenn er mich mit Bodo zusammen erwischte. Und Frau Mint hat mir gedroht, es meinem Vater zu erzählen, wenn ich auch nur ein Wort mit ihm redete. Ich traute mich daher nicht, mit ihm ins Kino zu gehen oder hier im Hause mit ihm zu sprechen.”
„Arme Lilli!” sagte Gina mitleidig. „Als dann alle Leute Bodo verdächtigten, hast du ihm den Brief geschrieben, um ihn zu warnen, nicht wahr?”
„Ja. Wenn ich erzähle, daß ich an dem Abend mit Bodo aus war, wird mein Vater mich bestrafen. Und Frau Mint wird mich rausschmeißen. Bodo möchte mich davor bewahren und verschweigt deshalb ebenfalls, daß er mit mir zusammen war.”
„Wo seid ihr denn gewesen?” fragte Dicki.
„Ich fuhr mit dem Rad nach Weidenau. Wir trafen uns bei Bodos Schwester, tranken Tee und aßen nachher noch Abendbrot. Bodo erzählte ihr, daß er seine Stellung verloren hat. Sie meinte, ihr Mann könnte ihm vielleicht Arbeit geben.”
Dicki fiel ein, daß der Landstreicher Bodo in Herrn Schlucks Garten gesehen hatte. Er sah Lilli scharf an. Sagte sie auch die volle Wahrheit? „Kam Bodo nicht noch einmal hierher zurück?” fragte er. Die anderen wußten, warum er diese Frage stellte. Auch sie dachten an die Aussage des Landstreichers.
„Nein, nein, er war nicht hier!” rief Lilli. Dabei zerknüllte sie ihr Taschentuch unruhig zwischen den Fingern und blickte die Kinder mit ängstlichen Augen an. „Bodo war nicht hier. Wir trafen uns bei seiner Schwester. Ihr könnt sie fragen.”
Rolf spürte, daß Lilli aus Angst log. „Jemand hat ihn aber abends hier im Garten gesehen”, sagte er und blickte ihr dabei fest in die Augen.
Lilli erschrak. „Nein!” rief sie wieder. „Das kann ja nicht sein.”
„Man hat ihn aber doch gesehen”, versicherte er.
Lilli starrte verzweifelt vor sich hin und begann, leise zu schluchzen. „Wer sollte ihn denn gesehen haben? Frau Mint und ihre Schwester waren in der Küche. Herr Schluck und Thomas waren fort. Sonst war doch niemand weiter hier. Das weiß ich genau.”
„Wie kannst du das wissen, wenn du in Weidenau warst?” fragte Rolf.
Lilli schluckte erregt. Schließlich hob sie entschlossen den Kopf. „Ich werde euch alles erzählen. Denkt aber daran, daß ihr euer Ehrenwort gegeben habt, nichts zu verraten. Ich war nämlich doch hier. Zuerst fuhr ich mit dem Rad nach Weidenau und traf mich dort mit Bodo. Er hatte ein paar von seinen Sachen hier vergessen, wollte aber nicht gern noch einmal mit Herrn Schluck zusammentreffen. Da sagte ich zu ihm: Bodo, sagte ich, Herr Schluck ist fort. Wir wollen einfach in sein Haus gehen und deine Sachen holen, bevor er zurückkehrt.”
Die Kinder hörten gespannt zu. Jetzt würde endlich die Wahrheit ans Licht kommen. Nach einer kurzen Pause fuhr Lilli in ihrem Bericht fort, während sie unaufhörlich ihr Taschentuch um die Finger wand.
„Wir fuhren also hierher und stellten unsere Räder hinter die Hecke. Niemand sah uns. Leise schlichen wir durch den Garten und versteckten uns zwischen den Büschen, um erst einmal festzustellen, ob die Luft rein war.”
Die Kinder nickten. Der Landstreicher hatte gehört, wie Bodo mit jemand flüsterte. Dieser Jemand war also Lilli gewesen.
„Als ich merkte, daß Frau Mint Besuch von ihrer Schwester hatte, war ich beruhigt”, fuhr Lilli fort. „Ich
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