Geheimnis um einen nächtlichen Brand
Schließlich schrieb sie ihm einen Brief, um ihn zu warnen. Sie weiß vielleicht mehr, als sie sagt.”
„Lilli war an dem Abend doch gar nicht da”, entgegnete Gina. „Sie hatte Ausgang. Das hat sie uns doch selber erzählt.”
„Ja, das stimmt wohl”, gab Dicki zu. „Aber sie könnte doch zurückgekehrt sein und sich im Garten versteckt haben.”
„An dem Abend scheint sich ja das halbe Dorf in Herrn Schlucks Garten versteckt zu haben”, sagte Rolf seufzend.
„Der Landstreicher war dort. Herr Rüchlein war wahrscheinlich dort. Piek war bestimmt dort. Und nun sagst du, Lilli könnte vielleicht auch dort gewesen sein.”
Dicki lachte. „Ja, es ist wirklich merkwürdig. Aber glaubt ihr nicht auch, daß es ganz nützlich wäre, mit Lilli zu sprechen? Als Brandstifter kommt sie natürlich nicht in Frage. Doch kann sie uns vielleicht irgendwie weiterhelfen.”
„Na gut, wir wollen zu ihr gehen”, sagte Rolf. „Ach, da bimmelt schon eure Mittagsglocke, Flipp. Jetzt können wir nichts mehr unternehmen. Wir werden Lilli am Nachmittag besuchen und wieder etwas für die Katzen mitnehmen. Aber was machen wir mit Herrn Rüchleins Schuh?”
„Du könntest ihn heute abend zurückbringen”, meinte Gina. „Vielleicht ist die Seitentür wieder offen. Dann kannst du unbemerkt ins Haus schlüpfen.”
„Ja, das werde ich machen.” Rolf stand auf. „Nach dem Mittagessen treffen wir uns wieder hier, ihr Spürnasen. Was machen denn deine Brauschen, Dicki?”
„Ach, sie sind wunderbar. Wollt ihr sie sehen?”
„Jetzt haben wir keine Zeit. Du kannst sie uns nachmittags zeigen. Auf Wiedersehen.”
„Eine wird schon gelb”, sagte Dicki. Aber Gina und Rolf waren bereits fort. Flipp und Betti liefen ins Haus, denn sie durften ihre Eltern nicht warten lassen. Dicki blieb also nichts anderes übrig, als auch fortzugehen. Er pfiff Purzel. Hoffentlich dachten die anderen nachmittags daran, sich seine Brauschen vorführen zu lassen.
Um halb drei trafen sich die Spürnasen wieder in der Laube. Gina trug ein Päckchen mit Fischresten in der Hand, die sie unterwegs beim Fischhändler geholt hatte. Der Geruch regte Purzel sehr auf, und er sprang immerfort an Gina hoch.
Niemand fragte Dicki nach seinen Beulen. Gekränkt und mißmutig starrte er vor sich hin, während die anderen sich lebhaft unterhielten.
„Was ist los?” fragte Betti schließlich. „Bist du krank?”
„Nein, ich habe nur ein wenig Schmerzen in den Gliedern.”
Gina sah ihn an und lachte hell auf. „Ach, der arme Dicki! Wir hatten ihm doch versprochen, seine Beulen zu bewundern. Das haben wir ja ganz und gar vergessen.”
Alle lachten. „Kopf hoch, Dickerchen!” sagte Rolf spöttisch. „Zeig uns deine Brauschen, damit wir jede einzelne gebührend bewundern können – die großen, die mittleren und die kleinen.”
„Red keinen Quatsch”, knurrte Dicki. „Kommt, wir wollen gehen. Sonst ist es Abend, und wir haben nichts getan.”
„Wir wollen ihn beim Tee bitten, uns seine Beulen zu zeigen”, flüsterte Gina ihrem Bruder zu. „Das wird ihn wieder versöhnen.”
Die Kinder schlenderten den Fliederweg hinunter. Diesmal waren sie vor einer Störung durch Herrn Schluck sicher. Flipp hatte ihn kurz vorher in seinem Wagen fortfahren sehen.
„Zwei von uns müssen sich mit Frau Mint unterhalten”, sagte Rolf, als sie sich dem Haus näherten. „Die anderen versuchen, Lilli irgendwie in den Garten zu locken und dort mit ihr zu sprechen. Mal sehen, wie sich alles macht.”
Die Kinder hatten Glück. Frau Mint war fortgegangen, und Lilli befand sich allein in der Küche. Sie freute sich über den unerwarteten Besuch.
„Ich werde Herzlieb und die Kätzchen rasch in die Diele bringen”, sagte sie. „Dann kann der kleine Hund auch reinkommen. Wie heißt er? Purzel? Das ist ein hübscher Name. Willst du einen Knochen haben, Purzel?”
Bald waren die Katzen in Sicherheit gebracht, und Purzel nagte zufrieden an einem großen Knochen. Lilli holte etwas Schokolade aus einer Schublade und verteilte sie. Sie war heiterer und gesprächiger, wenn Frau Mint nicht da war. Die Kinder mochten sie gern.
„Wir haben den Brief an Bodo Piek abgeliefert”, sagte Rolf.
„Ja, danke schön. Ich habe heute eine Antwort von ihm bekommen.” Über Lillis Gesicht fiel ein Schatten. „Dieser gräßliche Herr Grimm hat ihn besucht und allerlei Häßliches zu ihm gesagt. Bodo weiß gar nicht, was er machen soll.”
„Glaubt Herr Grimm denn, Bodo hätte das
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