Geheimnis um einen nächtlichen Brand
ich mich heute abend mal bei Herrn Rüchlein einschleichen und eine kleine Haussuchung vornehmen?”
„Dürfen wir denn heimlich in die Häuser fremder Leute gehen und ihre Schuhe untersuchen?” fragte Flipp zweifelnd.
„Na, um Erlaubnis fragen können wir doch nicht gut”, erwiderte Rolf. „Wir tun ja nichts Unrechtes, sondern wollen nur ein Verbrechen aufdecken.”
„Ja, natürlich. Aber Erwachsene sind immer so komisch. Sie mögen es bestimmt nicht, daß Kinder in ihrem Haus herumschleichen und nach Indizien suchen.”
„Wie sollen wir es denn aber sonst anfangen?” fragte Rolf. „Ich weiß keinen anderen Weg. Außerdem müssen wir doch den Schuh zurückbringen, den Gina mitgenommen hat.”
„Ja, das ist wahr. Laß dich nur nicht erwischen, Rolf.”
„Ach wo! Ich passe schon auf. Still – da kommt deine Mutter. Sprecht über irgend etwas anderes.”
Frau Hillmann fragte Dicki, wie er den Fall von der Heudieme überstanden hätte. Die anderen hatten natürlich wieder vergessen, sich nach seinen Beulen zu erkundigen.
Dicki strahlte. „Danke, es geht mir ganz gut”, antwortete er. „Aber meine Brauschen sind einfach toll. Eine sieht wie ein Hundekopf aus – fast genauso wie der Kopf von Purzel.”
„Wirklich?” fragte Frau Hillmann erstaunt. „Zeig mal her. Das muß ich sehen.”
Dicki fand großes Vergnügen daran, seine Beulen zu zeigen. Besonders stolz war er auf die Brausche, die wie Purzels Kopf aussehen sollte. Man konnte ihn zwar nur mit einiger Phantasie darin erkennen, aber Frau Hillmann bewunderte sie trotzdem sehr. Die Kinder ärgerten sich. Erwachsene waren doch wirklich zu albern. Mit vieler Mühe war es ihnen gelungen, Dicki das ewige Prahlen und Großtun ein wenig abzugewöhnen. Und nun verdarb Frau Hillmann wieder alles.
Mindestens fünf Minuten lang erzählte Dicki ihr von den Brauschen, die er schon gehabt hatte. „Eine sah wie eine Kirchenglocke aus und eine andere wie eine Schlange. Ich bin ein ganz erstaunlicher Brauscher. Morgen, wenn ich in dem gelben Stadium bin, werde ich noch besser aussehen.”
Rolf zog Flipp am Ärmel. „Komm weg”, flüsterte er ihm zu. „Ich kann das nicht mehr mit anhören. Dicki ist wieder einmal unerträglich.”
Die beiden Jungen schlichen sich vom Tisch fort. Gina und Betti folgten ihnen. Purzel blieb neben seinem Herrn stehen und wedelte bestätigend mit dem Schwanz, während Dicki die Gelegenheit ausnutzte, endlich einmal ungestört und hemmungslos von sich sprechen zu können.
„Wir wollen mit den Rädern fortfahren”, sagte Flipp zu den anderen. „Dicki kann mit seinen Brauschen hierbleiben.”
Die vier holten ihre Räder und fuhren davon. Dicki war sehr überrascht, sich plötzlich ganz allein im Garten zu finden, nachdem Frau Hillmann ins Haus gegangen war. Er konnte sich gar nicht denken, warum die anderen plötzlich verschwunden waren, und grübelte gekränkt darüber nach. Als sie nach einer Stunde zurückkamen, empfing er sie mit bitteren Vorwürfen.
„Das finde ich niederträchtig. Warum seid ihr plötzlich fortgegangen? Behandelst du deine Gäste immer so nachlässig, Flipp?”
„Wir dachten, dein Vortrag über deine Brauschen würde noch eine Stunde dauern”, erwiderte Rolf. „Mach nicht gleich solch ein bissiges Gesicht, Dicki.”
„Ohne mich nach Indizien zu suchen!” schimpfte Dicki.
„Ich gehöre doch schließlich auch zu den Spürnasen. Wo seid ihr gewesen? Was habt ihr gemacht?”
„Wir fuhren nur ein bißchen mit den Rädern spazieren”, sagte Betti, die Mitleid mit Dicki hatte. Sie wußte, wie traurig es ist, ausgeschlossen zu werden, denn als Jüngste erlebte sie das oft genug. „Es war doch nicht böse gemeint, Dicki.”
Aber Dicki war ernstlich beleidigt. „Ich will gar nicht mehr zu den Spürnasen gehören”, knurrte er böse. „Ihr wollt mich ja nicht bei euch haben. Ich nehme meine Zeichnung von dem Fußabdruck mit und verschwinde. Komm, Purzel!” Er drehte sich um und ging fort.
Die anderen wollten Purzel nicht gern verlieren – und Dicki eigentlich auch nicht. Sie hatten sich an den Jungen gewöhnt und fanden ihn nicht mehr so unsympathisch wie anfangs.
Gina ging ihm nach. „Komm zurück, du Dummkopf! Wir müssen doch beraten, was wir heute abend unternehmen sollen. Wie denkst du darüber? Ich wollte Rolf gern zu Herrn Rüchlein begleiten und Schmiere stehen, während er die Schuhe sucht. Aber er will mich nicht mitnehmen.”
Zögernd und noch immer ein wenig schmollend
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