Geheimnis um einen roten Schuh
fragend an. Was für ein Indiz meinte er? Wer war Eurykles? Und was hatte er mit den Puppenkleidern zu tun?
„Hört zu!” sagte Dicki ganz aufgeregt. „Der Grieche Eurykles lebte vor langer, langer Zeit und war ein berühmter Bauchredner. Er hatte viele Schüler und verstand seine Kunst so gut, daß man ihn bis heute nicht vergessen hat.”
„Ich dachte, Bauchreden wäre noch nicht lange bekannt, etwa hundert Jahre oder so”, entgegnete Gina.
„Aber nein, es ist eine uralte Kunst. Die alten Griechen haben sie fleißig geübt und auch andere Völker wie zum Beispiel die Zulus und die Eskimos. Eurykles war ein besonders guter Bauchredner. Ich habe von ihm gelesen, als ich mir aus Büchern das Bauchreden beibrachte.”
„Aber was hat dieses kleine Taschentuch mit ihm zu tun?” fragte Gina.
„Kannst du es dir nicht denken? Der eingestickte Name besagt doch, daß sein Eigentümer Eurykles heißt.
Dieser Eurykles ist natürlich Bauchredner, und die Kleider sind von seiner Puppe.”
„Natürlich, die Kleider gehören zu einer Bauchrednerpuppe!” rief Flipp. „Deshalb sind sie zu klein für ein Kind und zu groß für eine gewöhnliche Puppe.”
„Ja. Und der Bauchredner, dem die Puppe gehört, hat sich nach dem berühmten griechischen Bauchredner Eurykles genannt. Jetzt sehe ich endlich Licht!”
„Dann siehst du mehr als ich”, erwiderte Rolf. „Wir glauben, daß die Kleider einem Bauchredner gehören, dessen Bühnenname Eurykles ist, aber …”
„Na, jetzt brauchen wir doch nur diesen Eurykles zu suchen und ihn zu fragen, was an den Kleidern so kostbar ist – wie sie in Herrn Fellows Haus gekommen sind – warum jemand zweimal versucht hat, sie zu stehlen – warum Herr Fellow sie in den Fluß geworfen hat. Wenn er uns diese Fragen beantwortet, ist das Rätsel gelöst.”
„Und wo sollen wir Herrn Eurykles suchen?” fragte Flipp. „Es kann sehr lange dauern, bis wir ihn finden, und wir haben nicht mehr viel Zeit. In zwei Tagen sind die Ferien zu Ende.”
„Ich werde ein Geschäft anrufen, wo sich Zauberer und Bauchredner ihre Sachen kaufen, und mich dort nach ihm erkundigen.”
„Vielleicht könnte uns auch Herr Fellow sagen, wo wir ihn finden”, meinte Gina.
„Ja, er könnte es vielleicht, aber er wird es wahrscheinlich nicht tun. Falls er Herrn Eurykles die Kleider gestohlen hat, kriegen wir bestimmt nichts aus ihm raus. Wir werden ja sehen, was für ein Gesicht er macht, wenn wir ihm die Kleider bringen. Ehe er sich von seiner Überraschung erholt, werde ich ihn mit ein paar Fragen überfallen.”
„Ja, das ist gut”, stimmte Rolf zu. „Pack die Kleider jetzt wieder in den Karton. Deine Mutter scheint im Garten zu sein. Womöglich kommt sie hierher.”
Dicki legte die Puppenkleider in den Karton zurück und machte ihn zu.
„Hier ist noch das kleine Taschentuch”, sagte Betti.
„Es ist so niedlich. Könnte ich es nicht in meiner Tasche behalten, bis wir die Sachen zu Herrn Fellow bringen? Ich werde es auch nicht benutzen.”
„Ja, behalte es nur solange. Du hast es ja gefunden. Mit Hilfe dieses Indizes werden wir das Geheimnis sehr schnell aufklären. Das hast du gut gemacht, Betti!”
Betti errötete vor Freude über Dickis Lob und steckte das Tüchlein in ihre Tasche.
„Wollen wir nicht zur Feier unserer Entdeckung eine Tasse Schokolade trinken und Makronen dazu essen?” schlug Dicki vor.
„Ja, los!” rief Flipp begeistert. „Ich habe plötzlich schrecklichen Hunger. Manchmal hast du ganz gute Einfälle, Dicki.”
Sie gingen aus dem Schuppen, und Dicki schloß die Tür zu. Während sie dann zur Konditorei radelten, trabte Purzel keuchend neben ihnen her. Diesmal hatte Dicki ihn nicht in seinen Korb gesetzt. „Er braucht Bewegung, sonst wird er zu dick”, meinte er. „Ein dicker Scotchterrier ist eine Beleidigung für das Auge. Hast du gehört, Purzel?”
„Wau, wau!” bellte Purzel.
Betti kicherte. „Er sagt, auch ein dickes Herrchen ist eine Beleidigung für das Auge.”
„Aber Betti!” Dicki sah sie überrascht an. „Solche frechen Bemerkungen ist man ja gar nicht an dir gewöhnt.”
„Entschuldige! Es rutschte mir so heraus. Paß auf, Dicki! Um ein Haar hättest du Purzel überfahren.”
„Da kommt Wegda um die Ecke geradelt”, sagte Rolf warnend. „Hoffentlich heftet er sich nicht an unsere Fersen!”
„Er wird froh sein, wenn wir uns nicht an seine Fersen heften.” Dicki stieg vom Rad und lehnte es an einen Baum vor der Konditorei.
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