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Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb

Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb

Titel: Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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ging er in seinen Schuppen und überlegte sich, was für eine Maskierung er wählen sollte. Schließlich entschloß er sich für einen alten Landstreicher. Diese Rolle hatte er schon früher einmal gespielt, und dann konnte er auch die alten Schuhe dazu anziehen. Zwar würde er nicht gut damit gehen können, aber das machte nichts. Im Gegenteil, er würde noch echter wirken, wenn er ein wenig hinkte.
    Mit großem Geschick begann sich Dicki zu maskieren. Zum Glück störte ihn niemand. Nach einer halben Stunde öffnete sich die Schuppentür, und ein alter Landstreicher spähte vorsichtig in den Garten hinaus. Er sah zum Fürchten aus. Dicki hatte zwei Vorderzähne geschwärzt, so daß es aussah, als ob sie fehlten. Seine rechte Backe war geschwollen, weil er ein Backenpolster hineingesteckt hatte. Er hatte sich graue struppige Augenbrauen und einen kleinen grauen Schnurrbart angeklebt und mit schwarzer Schminke eine Menge Runzeln in sein Gesicht gezeichnet. Auf dem Kopf trug er eine Perücke mit grauem strähnigem Haar und einem kahlen Fleck in der Mitte.
    Lachend betrachtete er sich in dem großen Spiegel, der in seinem Schuppen hing, und zog ein Paar alte löcherige Handschuhe an. Seine Samthosen waren abgetragen und schmuddlig. Dazu trug er ein zerrissenes Hemd und die alten Schuhe. Da er in ihnen nur mühsam humpeln konnte, nahm er einen Eschenstock mit, den er einmal von einem Spaziergang nach Hause gebracht hatte. Schließlich steckte er sich noch eine Pfeife in den Mundwinkel und grinste seinem Spiegelbild zu. Er war stolz auf sein Werk und spielte mit dem Gedanken, ob er nicht zur Hintertür gehen und die Köchin um ein Stück Brot bitten solle. Aber dann ließ er das doch lieber bleiben. Er hatte es schon einmal getan, und da hatte die Köchin wie am Spieß geschrien, und seine Mutter hätte ihn fast erwischt. Leise verließ er den Schuppen und schlich sich zur hinteren Gartenpforte hinaus.
    Bald humpelte der alte Landstreicher die Straße entlang und sog an seiner leeren Pfeife. Und nach einer Weile schlurfte er in den kleinen düsteren Laden des Schusters.
    Der Schuster, der in seiner Werkstatt gearbeitet hatte, kam auf das Klingeln der Tür herbei. „Womit kann ich dienen?”
    Dicki nahm die Pfeife aus dem Mund. „Ich komme wegen meiner Schuhe, Meister. Sie drücken fürchterlich, weil sie mir zu klein sind, und müssen auch repariert werden. Haben Sie vielleicht ein größeres Paar zu verkaufen?”
    Der Schuster beugte sich über den Ladentisch und musterte Dickis Schuhe. „Das ist ja mindestens Größe 50. Solche großen Schuhe habe ich nicht.”
    Der Landstreicher lachte schnarrend. „Ja, meine Füße sind groß. Ich wette, hier gibt es keinen Menschen mit größeren.”
    „Ich habe zwei Kunden mit großen Füßen”, antwortete der Schuster. „Der eine ist Herr Grimm, der Polizist, der andere ist Oberst Cross. Von den beiden lasse ich mir auch mehr bezahlen, weil ich ja mehr Leder zum Besohlen brauche. Soll ich Ihre Schuhe reparieren?”
    „Ja, bitte – falls Sie mir inzwischen ein anderes Paar leihen können.” Wieder lachte der Landstreicher schnarrend. „Könnten Sie mir nicht ein Paar Stiefel von Oberst Cross geben? Vielleicht haben Sie welche zur Reparatur.”
    „Nein, ich habe keine hier, und wenn ich welche hätte, würde ich sie Ihnen nicht geben”, entgegnete der Schuster ziemlich scharf. „Machen Sie, daß Sie fortkommen! Wollen Sie mir etwa Ärger machen?”
    „Aber nein! Sagen Sie – hat der Oberst Gummiabsätze an seinen Stiefeln?”
    „Was geht Sie das an?” Der Schuster geriet immer mehr in Hitze. „Halten Sie mich gefälligst nicht von der Arbeit ab! Nächstens wollen Sie noch wissen, ob der Fleischer braune oder schwarze Schnürsenkel trägt. Verduften Sie und kommen Sie nicht noch einmal wieder!”
    „Schon gut, schon gut!” schnarrte der Alte und schlurfte zur Tür. Doch plötzlich wurde er von einem furchtbaren Hustenanfall gepackt und blieb stehen.
    „Lassen Sie das Rauchen sein, dann werden Sie auch nicht mehr husten!” schalt der Schuster. „Und gehn Sie von der Tür weg! Es will jemand herein.”
    Ein dicker Mann mit einer dunklen Brille und einem schwarzen Schnurrbart im gebräunten Gesicht schob den Landstreicher beiseite und drängte sich in den Laden.
    „Platz da!” sagte er befehlend.
    Dicki spitzte die Ohren. Die Stimme kannte er doch! Ja, und den Mann kannte er auch, es war Herr Grimm.
    „Wegda in einer neuen Maskierung!” dachte er erstaunt.

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