Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
Rückenschmerzen habe. Oh, es ist nicht zu sagen!”
„Ich habe Sie gefragt, ob ich Ihnen was zu rauchen geben soll!” schrie Herr Grimm ärgerlich.
„Ich habe sehr gut verstanden”, antwortete Dicki würdevoll. „Mein Rücken wird im Krankenhaus behandelt – und meine armen alten Füße auch.” Er hustete pfeifend und fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang.
„Sie haben einen großen Fuß”, sagte Herr Grimm laut.
Der Landstreicher nickte. „Ja, die Sonne ist ein Genuß. Ich sitze jeden Morgen auf dieser Bank.”
„Sie haben große Füße!” schrie Herr Grimm.
„Ja, ja, die Polizei ist mies. Von überall verjagen sie einen.”
Herr Grimm gab es auf. „So ein dummer alter Kerl!” sagte er vor sich hin.
Seltsamerweise hatte der Landstreicher ihn jetzt verstanden. „Sie nennen mich einen dummen alten Kerl?” rief er wütend. „Sie glauben wohl, ich bin taub? Aber ich verstehe Sie sehr gut.”
„Machen Sie nicht solch Geschrei! Seien Sie still!” sagte Herr Grimm, der nicht gern Aufsehen erregen wollte.
„Nein, ich schlage Sie zu Brei, wenn ich will!” Der Landstreicher hob drohend seinen Stock.
Herr Grimm zog sich auf das äußerste Ende der Bank zurück. Dieser alte Mann konnte nicht der Dieb sein, dachte er. Er war halbtaub, hatte wunde Füße und Rückenschmerzen. Wer mochte ihm die großen Schuhe gegeben haben, die er anhatte? Er wollte ihm folgen und sehen, wo er wohnte. Es hatte keinen Sinn, ihn auszufragen, weil er doch nur alberne Antworten geben würde. Der Polizist nahm seine Pfeife aus der Tasche und füllte sie mit Tabak. Er wollte warten, bis der Landstreicher fortging.
Dicki aber wartete darauf, daß Herr Grimm fortging, weil er ihm folgen wollte. So saßen sie denn beide schweigend auf der Bank, der eine eine leere Pfeife im Mund, der andere an einer brennenden Pfeife saugend und dicke Rauchwolken ausstoßend.
Plötzlich sah Dicki die anderen Spürnasen die Straße heraufkommen – zum Glück ohne Purzel, der ihn sofort gewittert und verraten hätte. Er hatte seinen kleinen Liebling der Köchin anvertraut und ihr eingeschärft, ihn auf keinen Fall aus dem Haus zu lassen.
Dicki ließ den Kopf auf die Brust sinken. Wenn die Kinder ihn bloß nicht erkannten und ansprachen! Doch sie warfen ihm nur einen flüchtigen Blick zu und musterten dann Herrn Grimm. Nachdem sie vorbeigegangen waren, drehten sie sich noch ein paarmal um. Herr Grimm sog verzweifelt an seiner Pfeife und wünschte sehnlichst, daß sie weitergingen. Nur gut, daß sich Dietrich Kronstein nicht bei ihnen befand! Der hätte ihn trotz der Maskierung erkannt, das wußte er genau.
Als die Kinder ein Stück von der Bank entfernt waren, zog Betti an Rolfs Ärmel.
„Was ist denn, Betti?” fragte er.
„Der dicke Mann dort auf der Bank neben dem Landstreicher ist Wegda! Ich habe seine großen haarigen Hände gesehen. Er hat sich wieder maskiert – diesmal besser, weil man seine Augen nicht sieht. An den Augen erkennt man ihn sonst sofort.”
Gina blickte zurück. „Ich glaube, Betti hat recht. Ja, es ist Wegda. Seht doch nur, wie er da sitzt!”
„Wir wollen uns ein wenig Spaß mit ihm machen”, sagte Flipp. „Er weiß ja nicht, daß wir ihn erkannt haben, und kann uns deshalb auch nicht ausschimpfen.”
Betti kicherte. „Was wollen wir machen?”
„Wir gehen einfach einer nach dem andern zu ihm hin und stellen alberne Fragen – wieviel die Uhr ist, ob er uns Geld wechseln kann und so was.”
„Ja, los!” Rolf war sofort Feuer und Flamme. „Ich werde zuerst gehen.”
Dicki erschrak, als er Rolf zurückkommen sah. Hatte er ihn etwa erkannt? Aber nein, Rolf wandte sich an Herrn Grimm und fragte kindlich: „Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?”
Herr Grimm runzelte die Stirn, zog seine Uhr heraus und brummte: „Zehn bis zwölf.”
„Vielen Dank!” sagte Rolf und ging fort. Dicki wunderte sich. Rolf hatte doch selber eine Uhr. Warum fragte er also? Hatten die Kinder Wegdas Maskierung durchschaut und wollten ihn ein wenig foppen?
Nun kam Flipp auf die Bank zu. „Könnten Sie mir bitte etwas Geld wechseln?” fragte er Herrn Grimm.
Nur mit Mühe unterdrückte Dicki das Lachen, während Herr Grimm ärgerlich schnaufte und hervorstieß: „Nein, ich kann kein Geld wechseln!”
„Vielen Dank!” sagte Flipp und verschwand.
Dicki zog sein Taschentuch hervor, um sein Gesicht darin verstecken zu können, falls auch noch die Mädchen kommen sollten. Wirklich tauchte
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