Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
gleich danach Gina auf, machte einen Knicks vor Herrn Grimm und fragte: „Können Sie mir bitte sagen, wo der Bus nach Schafhausen hält?”
Herr Grimm explodierte fast. Diese Gören! Er hatte sich doch so gut maskiert, und nun kamen sie daher und machten sich über ihn lustig. „Sieh im Busfahrplan nach!” fuhr er Gina an.
„Vielen Dank!” sagte sie knicksend. Dicki kicherte in sein Taschentuch, und sie warf ihm einen neugierigen Blick zu.
Als letzte kam Betti. „Bitte, haben Sie vielleicht unsern kleinen Hund Purzel gesehen?” fragte sie mit unschuldiger Miene.
„Nein!” schrie Herr Grimm. „Und wenn ich ihn sehe, werde ich ihn fortjagen.”
„Vielen Dank!” Betti knickste und ging davon.
Der alte Landstreicher erlitt einen entsetzlichen Hustenanfall, der seinen ganzen Körper erschütterte. Herr Grimm sah ihn mißtrauisch an und sagte: „Sie haben einen bösen Husten.”
Dicki war unfähig, ein Wort hervorzubringen, und hoffte nur, daß die Kinder nicht noch einmal zurückkämen und noch mehr Fragen stellten. Herr Grimm überlegte, was er machen sollte. Solange die Kinder ihn nicht in Ruhe ließen, konnte er nichts anfangen. Hatten sie seine Maskierung wirklich durchschaut? Oder machten sie das mit allen Menschen so? Als er Gina zurückkommen sah, stand er hastig auf und machte sich aus dem Staub.
Dicki hielt sich das Taschentuch vors Gesicht und lachte, bis ihm die Tränen herunterliefen. Gina sah ihn ganz erschrocken an. „Ist Ihnen nicht gut?” fragte sie schüchtern.
Nun richtete sich Dicki auf. „O Gina, ich kann nicht mehr!”
Einen Augenblick starrte sie ihn mit offenem Mund an. Dann flüsterte sie: „Dicki! Wir hatten Wegda erkannt, aber wir wußten nicht, daß du der Landstreicher bist.”
„Hör zu!” sagte Dicki. „Ich möchte Wegda gern verfolgen, um zu sehen, wieviel er weiß. Er ist mächtig eifrig bei der Aufklärung unseres Geheimnisses und hat sich auch schon bei dem Schuster nach Leuten mit großen Füßen erkundigt. Es ist besser, ich bleibe in meiner Maskierung und gehe nicht zum Mittagessen nach Hause.”
„Gut!” antwortete Gina leise und setzte sich neben Dicki.
„Wir werden dir etwas zu essen bringen. Gegenüber Wegdas Haus steht eine Bank. Dort kannst du in Ruhe essen und Zeitung lesen und ihn dabei beobachten.”
„Ja, das werde ich machen. Ich muß unbedingt rauskriegen, was er weiß und unternimmt. Er darf uns nicht zuvorkommen.”
„Ich konnte unsern Plan von Peterswalde nicht finden.”
Gina sah Dicki nicht an, während sie sprach, damit niemand merkte, daß sie sich mit dem Landstreicher unterhielt. „Rolf wird sich nachmittags einen Plan borgen. Flipp hat im Telefonbuch zwei Namen gefunden, die mit Stock anfangen – Stockner und Stockfisch. Die Stockners haben ein Haus am Mühlendamm, und die Stockfische wohnen in deiner Straße.”
„Ach, richtig, jetzt erinnere ich mich! Aber es gibt nur eine Frau Stockfisch und ihre Tochter – keinen Mann mit großen Füßen.”
„Sollen wir uns nach den Stockners erkundigen?” fragte Gina. „Wir könnten nachmittags unter irgendeinem Vorwand zu ihnen gehen. Mutti kennt sie.”
„Hm. Weißt du was? Demnächst wird in Peterswalde wieder ein Ramschverkauf veranstaltet. Ihr könntet die Stockners um alte Sachen dazu bitten, vor allem um alte Schuhe, und zwar möglichst große – für einen armen alten Landstreicher.”
Gina kicherte. „Du hast wirklich gute Einfälle. Ich werde mit Betti zusammen hinradeln. Aber jetzt will ich lieber zu den anderen zurückgehen. Sie werden sich wundern, warum ich hier sitze und mit mir selber spreche.”
Die anderen waren wirklich schon sehr ungeduldig und wollten Gina gerade holen. „Was ist denn los?” fragte Rolf, als sie zurückkam. „Warum hast du so lange auf der Bank gesessen und vor dich hin gemurmelt?”
„Der Landstreicher ist Dicki!” flüsterte Gina erklärend.
„Tut so, als ob ihr ihn nicht kennt. Wir sollen ihm etwas zu essen bringen, weil er Wegda beobachten will.”
Mit todernstem Gesicht gingen die vier Kinder an dem Landstreicher vorbei, der ihnen unmerklich zuzwinkerte.
Ein geschäftiger Nachmittag
Langsam schlurfte Dicki zu der Bank gegenüber Herrn Grimms Haus und ließ sich stöhnend darauf nieder, als schmerzten ihn seine Glieder. Eine alte Dame, die auf der Bank saß, beobachtete ihn mitleidig. Dann beugte sie sich zu ihm hinüber und drückte ihm ein Geldstück in die Hand.
Dicki war so verdutzt, daß er fast vergessen
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