Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
die Obrigkeit lustig machen. Und dann noch mit Großfuß zu zeichnen! Eine Unverschämtheit!”
„Haben Sie die beiden Zettel bei sich, die im Garten von Haus Norden gefunden worden sind?” fragte Dicki.
„Man müßte sie mit diesem hier vergleichen.”
Herr Grimm schnaufte verächtlich. „Denkst du, das hab’ ich nicht längst getan? Aber auf diesem Zettel besteht die Schrift aus Druckbuchstaben. Er hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit den anderen.”
„Ich glaube, Sie irren sich”, widersprach Dicki. „Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen die Ähnlichkeit.”
„Bah! Du willst immer alles besser wissen. Ich sage dir, ich habe die drei Zettel miteinander verglichen. Dieser hier ist ganz verschieden von den beiden andern.”
„Das bezweifle ich.”
Ärgerlich schnaufend nahm Herr Grimm nun auch die beiden anderen Zettel aus seinem Notizbuch und hielt sie neben den dritten. „Siehst du jetzt, daß überhaupt keine Ähnlichkeit besteht?”
„Ich meine nicht die Schrift sondern das Papier”, sagte Dicki. „Es ist genau das gleiche. Der Mensch, der die ersten beiden Zettel geschrieben hat, muß auch dies hier geschrieben haben. Also sind die Zettel von Haus Norden doch echte Indizien – wenn sie auch bisher zu nichts geführt haben.”
Verdutzt starrte Herr Grimm auf die drei Zettel. Dicki hatte recht, sie waren offensichtlich aus demselben Notizbuch gerissen worden. Das Papier war etwas vergilbt, und die Oberfläche war faserig.
Der Polizist räusperte sich verlegen und verwahrte die Indizien wieder in seinem Notizbuch. „Glaubst du, das hätte ich nicht auch bemerkt? Es springt einem doch sofort in die Augen.”
„Hoffentlich haben Ihre Augen nicht dabei gelitten”, entgegnete Dicki grinsend. „Ich werde die Warnung übrigens nicht beachten. Auch Sie können heute nacht ruhig schlafen. Bei den Kronsteins wird bestimmt niemand einbrechen.”
Nächtlicher Aufruhr
Auf dem Heimweg grübelte Dicki schweigend vor sich hin. Die anderen Spürnasen nahmen Rücksicht auf seine „Gedankenarbeit” und schwiegen ebenfalls. Als Rolf und Gina sich verabschieden mußten, fragte Rolf respektvoll: „Hast du noch Befehle für uns, Chef?”
Dicki fuhr aus seinen Gedanken auf. „Wie? Nein, keine Befehle! Verzeiht, daß ich plötzlich so einsilbig bin. Aber mir geht die Warnung nicht aus dem Kopf. Warum hat der Dieb sie wohl geschrieben? Er muß sich sehr sicher fühlen. Aber vielleicht hat er sie Wegda auch erst geschickt, nachdem er bei mir war.”
„Wann hat Wegda den Zettel eigentlich bekommen?” fragte Gina.
„Ach herrje! In meiner Überraschung habe ich ganz vergessen, ihn danach zu fragen.” Dicki war ärgerlich über sich selbst. „Nun muß ich noch einmal zu ihm gehen.”
„Ist das Geheimnis jetzt wieder in Gang?” fragte Betti.
„Sehr heftig sogar”, antwortete Dicki. „Dieser Großfuß! Ich werde heute nacht noch von ihm träumen. Es ist doch merkwürdig, daß er so ungestört sein Unwesen treiben kann. Wir fahnden nun schon eine ganze Weile nach ihm.
Wegda, der Bäcker, das Mädchen von Harris und noch viele andere Leute suchen ihn. Und doch geht der Bursche ganz frech zu unserer Hintertür und von dort zu meinem Schuppen, durchwühlt meine Sachen, nimmt sich, was ihm wertvoll erscheint, und geht wieder fort, ohne daß ein Mensch ihn sieht.”
„Er muß unsichtbar sein”, sagte Betti.
Dicki lachte. „Das Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb oder den Einbrecher Großfuß! Es ist ein rätselhafter Fall mit vielen Indizien, die zu nichts führen.” Er verabschiedete sich von den anderen und ging zum Haus
des
Polizisten.
Herr Grimm war schon zu Hause und probierte vor dem Spiegel ein paar Schnurrbärte aus, die er sich hatte schicken lassen. Gerade zwirbelte er schmunzelnd einen besonders schönen Schnurrbart, als jemand an die Tür klopfte. Vorsichtig spähte er durchs Fenster. Aha, dort stand Dietrich Kronstein! Rasch stülpte sich Herr Grimm einen großen Hut auf den Kopf, zog die Augenbrauen zusammen und öffnete das Fenster. „Was willst du?” fragte er mit tiefer Grabesstimme.
Dicki fuhr erschrocken zurück, als er das finstere Schnurrbartgesicht erblickte. Im nächsten Augenblick erkannte er Herrn Grimm an seinen vorstehenden Augen, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Guten Abend!” grüßte er höflich.
„Könnte ich wohl Herrn Grimm sprechen? Oder hat er jetzt keine Zeit?”
„Er hat keine Zeit”, antwortete Herr Grimm.
„Oh, wie schade! Es ist ziemlich
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