Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
Lieferanten und Wegda kein Mensch zu euch gekommen ist”, sagte Rolf.
„Der Dieb muß wohl in die Küche gespäht und gesehen haben, daß sie schlief. Und dann hat er sich zum Schuppen geschlichen.”
„Dann müßten doch auch hier große Fußspuren zu sehen sein”, wandte Gina ein. „Auf dem Weg vom Haus zum Schuppen sind aber nur kleine. Ich habe genau aufgepaßt.”
„Das ist seltsam!” sagte Flipp kopfschüttelnd.
Ja, es war wirklich seltsam. Nun war der Dieb schon in drei Häuser eingedrungen. Überall hatte er die gleichen auffallenden Spuren hinterlassen, und doch war er bisher von keinem Menschen gesehen worden.
„Der Dieb muß unsichtbar sein”, sagte Gina. „Sonst hätte ihn doch wenigstens einmal irgend jemand gesehen. Aber er kommt und geht, hinterläßt Hand- und Fußspuren und nimmt sich, was ihm gefällt. Wahrscheinlich macht er sich noch über uns lustig.”
„Könnte es nicht Herr Grimm sein?” meinte Betti etwas unsicher. „Er hat große Füße und große Hände, hustet wie ein Schaf und kann Dicki nicht leiden. Außerdem ist er ja heute nachmittag hier gewesen und könnte unbemerkt zum Schuppen gegangen sein.”
Dicki lachte. „Ich glaube schon, daß er gern mal ein bißchen in meinen Sachen rumschnüffeln möchte. Aber als der erste Diebstahl verübt wurde, war er ja gar nicht in Peterswalde. Auch traue ich es ihm nicht zu, daß er andere Leute bestiehlt. Nein, Wegda kommt bestimmt nicht als Täter in Frage, Betti.”
„Wirst du den Milchmann und die andern befragen, ob sie jemand im Garten gesehen haben?”
„Nein. Wenn sie etwas Verdächtiges bemerkt hätten, wären sie bestimmt zur Köchin gegangen und hätten es ihr erzählt. Außerdem habe ich keine Lust, noch einmal mit dem kleinen Bäcker zu sprechen. Wie würde er sich freuen, wenn er hörte, daß ich bestohlen worden bin! Er würde sich seine kleinen Hände reiben und entzückt auf den Fußspitzen wippen.”
„Ja, das würde er.” Betti machte die Bewegung des Bäckers nach. „Hoffentlich erfährt er nichts von dem Einbruch.”
„Niemand darf davon erfahren!” sagte Dicki. „Ich will auf keinen Fall, daß Wegda in meinen Schuppen kommt und darin herumstöbert.”
„Wir werden keinem Menschen etwas erzählen”, versprach Rolf. „Der Dieb soll sich ruhig den Kopf zerbrechen, warum überhaupt nicht von seinem Einbruch gesprochen wird.”
„Er hat das Türschloß kaputt gemacht”, sagte Betti.
„Wie willst du den Schuppen denn heute nacht verschließen, Dicki?”
„Ich werde mir ein Vorlegeschloß besorgen. Wenn ihr nachher fortgeht, komme ich mit und kaufe mir eins; die Läden haben ja bis sieben Uhr geöffnet.”
Zehn Minuten vor sieben gingen die Kinder in ein Geschäft, und Dicki kaufte ein kleines Vorlegeschloß mit einem Schlüssel. Draußen auf der Straße probierte er es aus. Da rief plötzlich eine bekannte Stimme: „Aha, ein Schloß! Das kannst du gut gebrauchen, Dietrich. Nimm dich nur in acht!”
Die Kinder drehten sich um. „Wie meinen Sie das, Herr Grimm?” fragte Dicki erstaunt.
„Mir ist bekanntgeworden, daß du der nächste auf der Liste des Diebes bist”, antwortete der Polizist. „Ich wollte schon vorhin deine Mutter warnen, aber sie war nicht zu Hause. Sorge nur dafür, daß heute nacht bei euch alles gut verschlossen ist. Und laß für alle Fälle deinen Hund unten in der Diele.”
„Ich verstehe Sie nicht”, erwiderte Dicki, während er den anderen einen warnenden Blick zuwarf, damit sie nur ja nicht verrieten, daß bereits bei ihm eingebrochen worden war.
Herr Grimm schwoll ein wenig an, so daß Betti jeden Augenblick erwartete, einen seiner Uniformknöpfe abspringen zu sehen. Er zog sein Notizbuch aus der Brusttasche, nahm einen schmutzigen Papierfetzen heraus und reichte ihn Dicki. „Da kannst du es selber lesen. Ist das etwa keine unmißverständliche Warnung? Aber du brauchst keine Angst zu haben; ich werde nachts ein paarmal bei euch vorbeischauen und sehen, ob alles in Ordnung ist.”
Dicki starrte ungläubig auf das Papier in seiner Hand. Darauf war mit ungleichen Druckbuchstaben gekritzelt: „Kronstein nächster! Großfuß.”
Schweigend zeigte er den Zettel den anderen Spürnasen. Sie wußten – was Herr Grimm nicht wußte –, daß die Warnung zu spät kam. Großfuß, der Dieb, war ja schon bei den Kronsteins gewesen.
„Da seht ihr es selber!” Gewichtig blickte Herr Grimm in die Runde. „So eine Frechheit von dem Kerl! Er will sich wohl über
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