Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
das aus Angeberei gemacht?”
Flipp entschlüpfte ein kurzer Lacher, den er schnell durch Husten zu vertuschen versuchte. Betti sah ihn erstaunt an.
„Warum lachst du?”
„Ich lache ja gar nicht.” Flipp zwang sein Gesicht in ernste Falten, aber im nächsten Augenblick verzog es sich wider seinen Willen zu einem Grinsen.
„Nächstens werden noch vor meiner Nase Fußspuren erscheinen, ohne daß ein Mensch zu sehen ist”, sagte Dicki bitter. „Der unsichtbare Dieb verfolgt mich bald im Traum.”
Nun konnte Flipp nicht länger an sich halten. Er warf sich ins Gras und lachte, bis ihm alles weh tat. Die anderen sahen ihn ganz verdutzt an.
„Was ist los, Flipp?” fragte Dicki.
„Es – ich – ach, ich kann nicht mehr!” Flipp schüttelte sich vor Lachen.
„Er ist übergeschnappt”, sagte Rolf achselzuckend.
Dicki gab Flipp einen Rippenstoß. „Hör endlich mit dem Geblöke auf und erzähl, was los ist!”
„Die Fußspuren!” keuchte Flipp. „Ich habe euch schön reingelegt.”
„Wieso?”
„Ich habe die Spuren gemacht!” stieß Flipp prustend hervor. „Ich hab’ mir die Schuhe von Oberst Cross angezogen und bin damit über das Beet gegangen.”
Versammlung um halb drei
Rolf, Gina und Betti stürzten sich empört auf Flipp und hauten so lange auf ihn ein, bis er kläglich um Gnade flehte. Purzel sprang um das Knäuel herum und bellte aufgeregt. Dicki aber saß unbeweglich da und starrte schweigend vor sich hin. Erst als die anderen von Flipp abließen, bemerkten sie sein sonderbares Verhalten. Er sah mit einem so gespannten Gesichtsausdruck ins Leere, daß sie unwillkürlich auch verstummten.
„Woran denkst du, Dicki?” fragte Betti schließlich schüchtern.
„An Flipps Schabernack. Daß ich nicht schon früher darauf gekommen bin, wie der Dieb es gemacht hat! Flipp hat das Rätsel gelöst.”
Die anderen sahen ihn verständnislos an. „Wie meinst du das?” fragte Rolf.
„Geht euch denn immer noch kein Licht auf?” rief Dicki ungeduldig. „Wodurch hat Flipp uns vorgetäuscht, der Dieb sei hier gewesen? Er hat große Schuhe angezogen, die ihm gar nicht passen, und ist damit über das Beet gegangen. Seine Füße sind nicht viel größer als Bettis. Und doch sind wir alle auf seinen Trick reingefallen.”
„Mir beginnt etwas zu dämmern”, sagte Flipp.
„Genauso sind wir auf den Trick des Diebes reingefallen”, fuhr Dicki fort. „Was für Dummköpfe wir doch sind! Es ist kaum zu glauben. Die ganze Zeitlang haben wir nach einem Mann mit großen Füßen gesucht. Dabei hat der Dieb kleine Füße – und auch kleine Hände.”
„Glaubst du, daß er große Handschuhe über seine Hände gezogen hat?” fragte Betti.
„Natürlich! Wahrscheinlich hat er Gärtnerhandschuhe getragen. Kein Wunder, daß immer so viele deutliche Spuren zu sehen waren! Er hat sie mit Absicht hinterlassen.”
Nun begannen auch die anderen Kinder zu begreifen. Sie hatten also ganz umsonst nach einem Mann mit großen Händen und großen Füßen gesucht. Aber wer war der Dieb? Sie wußten jetzt, daß er klein war, mehr jedoch nicht.
„Ich glaube, der hohle Husten war auch nicht echt”, sagte Rolf. „Und die Zettel von Haus Norden? Glaubst du, daß sie mit dem Geheimnis zusammenhängen, Dicki?”
„Ja.” Dicki runzelte nachdenklich die Stirn. „Wartet mal – das Dunkel beginnt sich langsam zu klären – Ach, jetzt weiß ich es!”
„Was weißt du?”
„Wer der Dieb ist!” Dickis Gesicht war ganz rot vor Aufregung.
„Wer ist es?” fragten die anderen wie aus einem Mund.
„Ich möchte es noch nicht sagen. Es könnte ja sein, daß ich mich täusche. Zuerst muß ich mir noch einmal alles gründlich durch den Kopf gehen lassen. Aber ich glaube, es stimmt. Ja, er muß es sein!”
Die anderen fieberten vor Ungeduld, sahen Dicki gespannt an und versuchten, seine Gedanken zu erraten. „Ja, er muß es sein!” wiederholte er nach kurzem Überlegen.
„Alle Indizien passen in das Bild – auch die Papierfetzen – und der runde Abdruck mit den gekreuzten Linien ebenfalls. Jetzt weiß ich auch, wie der Dieb es fertiggebracht hat, die großen Stiefel mit sich rumzutragen und die gestohlenen Sachen fortzubringen, ohne daß es ein Mensch bemerkt hat. Schlau ist er, das muß man ihm lassen!”
„Wer ist es?” Betti versetzte Dicki vor Aufregung einen Rippenstoß.
Dicki stand auf. „Ich muß das alles noch einmal durchdenken. Es ist wichtig, daß auch die kleinste Kleinigkeit in das Bild
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