Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
gestohlen worden – natürlich von dem Täter. Nun kamen wir nicht weiter mit unseren Nachforschungen. Ohne die Stiefel konnten wir den Dieb nicht finden; wir gaben es auf.”
„Aber dann spielte uns Flipp einen Schabernack und zeigte uns dadurch, wie der Dieb es gemacht hat!” rief Betti, die nicht länger still bleiben konnte.
Dicki lächelte ihr zu. „Ja, Flipp hat uns darauf gebracht, auf welche Weise der Dieb alle Welt täuschen konnte. Er hat sich riesige Stiefel über seine kleinen Füße gezogen und damit Fußspuren hinterlassen, so daß alle ihn für einen großen Menschen halten mußten. Und über seine kleinen Hände zog er große Handschuhe.”
Der Inspektor lachte. „Ein schlauer Trick, das muß ich sagen!”
„Nun fing ich an, nach einem kleinen Menschen zu suchen anstatt nach einem großen. Auch mußte es jemand sein, der unauffällig in die Häuser kommt und den daher niemand verdächtigt.”
Herr Grimm beugte sich schnaufend vor. Die Kinder hielten den Atem an und sahen gespannt auf Dicki. Nun würde er sogleich den Namen des Diebes nennen.
Aber das tat er nicht, sondern er schwieg und schien auf etwas zu horchen. In der Stille hörten alle das Gartentor klicken und darauf Schritte, die sich näherten.
Dicki stand auf. „Ich möchte Ihnen den Dieb selber vorstellen, Inspektor.” Er öffnete eine kleine Tür, die von der Bibliothek in den Garten führte, und sagte: „Kommen Sie doch bitte mal herein.”
Alle sahen gespannt zur Tür hin. Ein kleiner Mann mit einem Korb am Arm stelzte ins Zimmer. Es war der Bäcker Trill.
Der Gernegroß
„Trill!” rief Herr Grimm erstaunt. Der Inspektor musterte den kleinen Mann neugierig. Die Kinder rissen überrascht den Mund auf, und Purzel stürzte sich laut bellend auf den Bäcker.
„Zurück, Purzel!” befahl Dicki ihm streng, und der kleine Hund zog sich knurrend unter den Stuhl zurück. Der Bäcker sah sich verdutzt und ängstlich im Zimmer um.
„Was soll ich hier? Ich habe keine Zeit und muß mein Brot austragen.”
„Setzen Sie sich!” sagte der Inspektor. „Wir haben mit Ihnen zu reden.”
„Wozu denn? Was soll das alles bedeuten, Herr Grimm?”
Herr Grimm wußte es selber nicht und gab keine Antwort.
„Ich habe Sie aus einem besonderen Grund hereingebeten”, erklärte Dicki. „Stellen Sie bitte Ihren Korb auf den Tisch und nehmen Sie das weiße Tuch ab.”
Zögernd gehorchte der Bäcker. Der Korb war voller Brotlaibe, unter denen noch ein zweites Tuch lag.
„Nehmen Sie die Brote heraus – und das Tuch darunter auch!”
„Wozu denn?” fragte der Bäcker wieder. „Ich habe keine Zeit und muß weitergehen.”
„Tun Sie, was Dietrich Ihnen sagt!” befahl der Inspektor.
Nun wagte der Bäcker nicht mehr zu widersprechen. Er legte die Brote auf den Tisch und nahm dann auch das zweite Tuch aus dem Korb. Dicki guckte hinein und zog schweigend zwei große Stiefel und zwei große Handschuhe hervor, die unter dem Tuch gelegen hatten. Der kleine Bäcker sank in sich zusammen und zitterte wie Espenlaub.
„Diese Stiefel und diese Handschuhe hat der Dieb immer bei sich getragen, um für einen Diebstahl vorbereitet zu sein”, sagte Dicki. „Er wußte ja nicht vorher, wann die Gelegenheit günstig sein würde – ob er niemand im Haus antraf, oder ob die Bewohner ein Mittagschläfchen machten.”
Dicki nahm einen Stiefel in die Hand und zeigte dem Inspektor den Gummiabsatz. „Sie haben ja sicherlich im Garten von Haus Norden eine Skizze der Fußspuren gemacht, werden sich also leicht davon überzeugen können, daß sie von diesen Stiefeln stammen. Damit ist bewiesen, daß der Dieb sie getragen hat.”
Dann wandte sich Dicki wieder dem Bäcker zu. „Geben Sie mir bitte Ihr Notizbuch, in dem Sie Ihre Bestellungen notieren.”
Widerwillig zog der Bäcker einen Notizblock aus billigem Papier hervor und gab ihn Dicki.
„Haben Sie die beiden Zettel von Haus Norden und die Warnung von Großfuß bei sich, Herr Grimm?” fragte Dicki.
Herr Grimm nickte und nahm die drei Zettel aus seiner Brieftasche. Dicki verglich sie mit dem Notizblock. Es war das gleiche Papier, dünn, gelblich und mit faseriger Oberfläche. „Die beiden Zettel, die Sie im Garten von Haus Norden gefunden haben, Inspektor, waren Notizen des Bäckers, wieviel Brot er abzuliefern hatte – zwei Brote für Villa Frinton und eins für Haus Stockrose. Er hatte sie in seinen Korb gelegt, und sie sind vom Wind herausgeweht worden.”
Herr Grimm machte ein
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