Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
paßt. Kommt nachmittags um halb drei zu mir; dann werde ich euch alles erklären.”
Dicki verschwand in seinem Schuppen und machte die Tür hinter sich zu. Die anderen blieben ganz verblüfft zurück. Dieser verflixte Dicki! Nun würden sie stundenlang an der Sache herumrätseln müssen.
Nach einem Augenblick steckte Dicki seinen Kopf noch einmal durch die Tür. „Strengt euren Grips mal ein bißchen an! Ihr wißt ebensoviel von dem Geheimnis wie ich, also könnt ihr auch ebensogut dahinterkommen.”
„Ich komme nicht dahinter”, brummte Flipp. „Aber ich bin froh, daß mein Trick Dicki auf die richtige Spur gebracht hat. Sicherlich hat er recht damit, daß der Dieb Stiefel getragen hat, die ihm zu groß waren. Meint ihr nicht auch?”
Ja, das meinten die anderen auch, aber wer der Dieb war, wußten sie nicht. „Kommt!” sagte Gina schließlich.
„Wir wollen Dicki in Ruhe überlegen lassen. Es hat keinen Sinn, ihn mit Fragen zu quälen; er sagt uns jetzt doch nichts.”
In den folgenden Stunden dachten alle Spürnasen scharf nach. Am eifrigsten aber arbeiteten Dickis Gedanken. Stück für Stück fügte er alle Einzelheiten zusammen; nach und nach klärte sich ihm das Geheimnis. Schließlich sah er glasklar, daß alle Indizien auf einen Mann hindeuteten – auf den „unsichtbaren” Dieb.
Sogleich nach dem Essen rief er Inspektor Jenks an und bat ihn, wenn möglich um halb drei zu ihm zu kommen.
„Hast du etwa das Geheimnis um den großfüßigen Dieb aufgeklärt?” fragte der Inspektor.
„Ich hoffe es wenigstens”, antwortete Dicki bescheiden.
„Darf ich Herrn Grimm auch einladen? Die Sache wird ihn bestimmt interessieren.”
Der Inspektor lachte. „Ja, bitte ihn auch zu dir. Wir treffen uns dann um halb drei in deinem Haus.”
Herr Grimm war sehr erstaunt über Dickis Einladung und hatte gar keine Lust, ihr zu folgen. Aber als er hörte, daß der Inspektor auch anwesend sein werde, mußte er ja notgedrungen zusagen. Er geriet in schreckliche Unruhe. War der Bengel ihm etwa wieder einmal zuvorgekommen?
Dickis Mutter war nicht zu Hause, als um halb drei Inspektor Jenks und gleich danach Herr Grimm eintrafen. Die anderen Spürnasen wunderten sich, daß Dicki sie in die Bibliothek führte, wo die beiden schon saßen.
„Warum gehen wir in dieses Zimmer?” fragte Betti.
„Das benutzt doch sonst nur dein Vater. Hat es etwas mit dem Geheimnis zu tun?”
„Nicht direkt.” Dicki war erregt, aber beherrscht. Inspektor Jenks beobachtete ihn. Der Junge könnte einmal eine tüchtige Hilfe für ihn abgeben, wenn er erwachsen war. Doch bis dahin würden noch ein paar Jahre vergehen.
Herr Grimm rückte unruhig hin und her. Dicki befahl Purzel, sich unter seinen Stuhl zu setzen, damit er die Versammlung nicht störte. Nachdem alle Platz genommen hatten, räusperte er sich und sagte: „Ich möchte gleich mit der Mitteilung beginnen, daß ich den Dieb entdeckt habe.”
Herr Grimm murmelte etwas Unverständliches. Doch niemand beachtete ihn, und Dicki fuhr fort: „Wir hatten ein paar Indizien als Anhaltspunkte – große, sehr deutliche Fußspuren und große Handschuhspuren, die ebenfalls nicht zu übersehen waren; außerdem zwei Notizzettel und einen rätselhaften runden Abdruck, den der Dieb jedesmal im Garten hinterließ. Das Sonderbare aber war, daß ihn niemals jemand kommen oder gehen sah. Er konnte ja schließlich nicht unsichtbar sein. Auch hatte er anscheinend die größten Füße von Peterswalde – außer Herrn Grimm und Oberst Cross.”
Der arme Herr Grimm versuchte seine Füße unter dem Stuhl zu verbergen, aber es gelang ihm nicht recht.
„Wir sind jedem einzelnen Indiz nachgegangen”, berichtete Dicki weiter. „Wir haben die Notizzettel von Haus Norden zu enträtseln versucht und die Villa Frinton beobachtet; wir haben Häuser und Familien aufgesucht, deren Namen mit ,Stock’ beginnen. Ich bin zum Schuster gegangen und habe von ihm erfahren, daß Oberst Cross sehr große Füße hat. Darauf haben ich und Herr Grimm den Oberst aufgesucht – natürlich nicht gemeinsam. Ich jätete gerade ein wenig Unkraut, als Herr Grimm dort eintraf.”
Herr Grimm warf Dicki einen bösen Blick zu, sagte aber nichts.
„Nun, durch Oberst Cross kamen wir darauf, woher der Dieb die großen Stiefel haben könnte. Seine Haushälterin hatte im vorigen Jahr ein Paar zum Ramschverkauf gestiftet. Wir erkundigten uns, wer sie gekauft hätte. Aber leider waren sie überhaupt nicht verkauft sondern
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