Geheimnis Um Mitternacht
des Tunnels. Piers und Gideons Onkel gingen voran, und Rochford folgte ihnen.
Jaspers Gesicht war von Sorge gezeichnet, und selbst Piers sah beunruhigt aus. Nur der Duke wirkte wie immer vollkommen ungerührt. Schlank und aufrecht in seinen hellen Hosen und dunkelblauem Jackett sah er genauso aus, als wäre er zu einem Spaziergang im Park unterwegs.
„Gott sein Dank, Mann!", brach es aus Piers heraus, der schnell vorwärts schritt. „Du hast uns einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Wo bist du gewesen?"
„Wir ... haben uns ein wenig verlaufen, und dann ... sind wir über etwas gestolpert."
Etwas von dem, was in Gideon vorging, musste auf seinem Gesicht zu sehen sein, denn was immer die anderen Männer sagen wollten, erstarb auf ihren Lippen. Rochfords Blick wanderte über Gideon, dann über Irene, und ihr wurde plötzlich bewusst, wie schmutzig und unordentlich sie aussehen mussten, nachdem sie die Steine beiseite geräumt hatten und dann auf ihren Händen und Knien in die niedrige Höhle gekrochen waren.
„Zeigt es uns", war alles, was Rochford sagte.
Sie gingen zurück und sammelten ihre Zeichen auf dem Weg ein, bis sie wieder an der Grabstätte waren. Irene sah zu, wie die anderen Männer am Eingang der Höhle niederknieten und hineinsahen. Piers holte hörbar Luft, und Jasper wurde blass und still wie derTod. Er warf seinem Neffen einen fragenden Blick zu.
Gideon schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Du bist der Einzige, der es mit Sicherheit sagen kann."
Jasper drehte sich um, um in die Höhle zu sehen. Aul seinem Gesicht lag ein solch tiefer Schmerz, dass Irene sich abwenden musste. Er nickte und begann mit Gideon neben sich vorwärts zu kriechen. Piers beobachtete die beiden Männer in schockierter Faszination, und Rochford wandte sich Irene zu.
„Selene?", fragte er.
„Wir befürchten es."
Piers warf ihnen einen interessierten Blick zu, verstand aber offensichtlich, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für eine lange Erklärung war. Gideon und Jasper hatten das eingewickelte Skelett inzwischen erreicht.
Sie hörten einen erstickten Ausruf von Jasper, und dann sagte er mit leiser Stimme: „Es ist ein Morgenmantel. Es ...
Sie ist in einen Morgenmantel gewickelt. Ich ... ich weiß nicht, ob es ihrer war. Hilf mir."
Er griff nach dem Stoff, und Gideon kroch "näher, um ihm zu helfen. Das Material zerfiel zwischen ihren Fingern, einiges in Stücke, einiges einfach zu Staub.
„Oh, Gott." Jaspers Stimme brach, und er streckte seine Hand aus. „Ihr Ring. Hier ist ihr Ehering. Und diese ...
diese Brosche. Die habe ich ihr geschenkt. Gott im Himmel. Es ist Selene. Selene."
Rochford straffte sich. „Lady Irene, erlauben Sie mir, Sie zu den anderen Damen zurückzubegleiten. Mr.
Aldenham, wenn Sie hierbleiben wollen, schicke ich den Stallmeister sofort zurück nach Radbourne Park, um einen Karren zu holen. Francesca und Irene werden die anderen zum Haus zurückbringen, und ich werde wieder hierherkommen, um zu helfen, sobald ich mich um alles gekümmert habe."
Piers nickte. „Ich warte."
„Geht es Ihnen gut?", fragte der Duke Irene, als er sie von der Grabkammer wegführte.
Sie nickte. „Ja. Ich ... Es war wirklich ein schrecklicher Anblick, aber ..." Sie zuckte die Schultern und schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Keiner wird wohl von mir behaupten, dass ich besonders empfindlich bin."
„Und ich danke Gott dafür", erwiderte Rochford. „Es wäre durchaus eine Herausforderung, eine bewusstlose Frau durch all diese Tunnel zurückzutragen. Oder eine hysterische."
Er lächelte sie an, und sie war überrascht, wie das Lächeln sein attraktives Gesicht erhellte und ihm eine Wärme verlieh, die ihm sonst fehlte.
„Ja, ich kann mir vorstellen, dass das durchaus schwierig wäre", stimmte sie zu und seufzte dann. „Ich fürchte, es wird schwer für Gideon sein. Er war gerade dabei, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass seine Mutter weggelaufen ist. Nun herauszufinden, dass sie ermordet wurde ..." Irene machte einen kleine Pause und fuhr dann fort: „Ich vermute, es kann nichts anderes als Mord sein?"
„Ich wüsste nicht, was es sonst sein sollte", erwiderte Rochford. „Tante Odelia hat mir Tante Pansys Geschichte erzählt -dass Lady Selene mit einem Mann weggelaufen ist. Ich kann mir vorstellen, dass Lady Selene einen Brief geschrieben haben könnte, in dem sie vorgab zu fliehen. Danach ist sie hierhergekommen, um sich zu töten.
Warum sie alle glauben machen wollte, sie sei mit
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