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Geheimnis Um Mitternacht

Geheimnis Um Mitternacht

Titel: Geheimnis Um Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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Teil mit einem dünnen weißen Tuch bedeckt. Und es war ohne den geringsten Zweifel ein menschlicher Körper.
    Irene erstarrte, kein Laut drang aus ihrer Kehle. Abrupt setzte sie sich auf ihre Hacken zurück und wandte sich Gideon zu.
    Er stieß einen leisen Fluch aus.
    „Selene."
    „Oh, mein Gott." Irene legte die Hände an ihre Wangen. Ihr wurde bewusst, dass sie zitterte.
    Gideon hatte genau den Gedanken ausgesprochen, der sich in ihrem Kopf geformt hatte. Er zerrte an den restlichen Steinen und räumte den Eingang frei. Sie streckte ihre Hand aus und legte sie auf seinen Arm.
    „Wir können uns nicht sicher sein."
    Er hielt inne und drehte sich zu ihr um. „Ich bin mir sicher. Wer sonst sollte es sein?"
    „Wir sollten den ... den Körper nicht berühren. Vielleicht kann jemand ..."
    „Sie identifizieren?", fragte er und nickte. Er sah schon ein wenig gefasster aus. „Ja. Du hast recht. Ich werde ...
    den Körper nicht berühren. Aber ich muss ihn sehen."
    Er schob die Laterne hinein und kroch hinterher. Irene folgte ihm. Wieder drehte er sich zu ihr.
    „Du musst das nicht machen", sagte er. „Es ist sicher kein schöner Anblick für eine Dame."
    „Ich muss", erwiderte sie. „Du wirst es dir ansehen, oder?"
    Er nickte und sagte nichts mehr, um sie umzustimmen. Sie krochen näher und hoben die Laterne, sodass ihr Licht voll auf den Leichnam fiel. Der Körper der Frau war wie eine Mumie in dunkles, nun verrottendes Material eingewickelt. Über ihren Kopf und die Schultern war dünner weißer Stoff drapiert, auf dem braune und gelbliche Flecken zu sehen waren. Irene vermutete, dass es ein Unterrock war.
    Unter dem dünnen weißen Stoff erkannte man die runzeligen, fast fleischlosen Züge eines Schädels, an dem noch immer einige Strähnen dunklen Haars hingen. Irene holte tief Atem. Ihr war plötzlich übel, und sie fühlte sich schwach. Sie drehte sich von dem Leichnam weg und schloss die Augen.
    „Ist alles in Ordnung?", fragte Gideon dicht neben ihr. Sie öffnete die Augen und sah seinen fragenden, besorgten Blick. „Du solltest das nicht sehen. Warum gehst du nicht zurück nach draußen?"
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Es geht mir gut." Das war natürlich eine Lüge, denn ihr war noch immer ein wenig schlecht. Sie hatte noch nie etwas so Grausiges gesehen. Aber sie würde Gideon nicht hier zurücklassen, sodass er sich allein dem stellen müsste, was sie beide für die verrotteten Überreste seiner Mutter hielten. Sie atmete ein. „Ist sie es?"
    Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber wer sollte es sonst sein?" Seufzend nahm er ihre Hand und drückte sie sanft. „Wir müssen zurückgehen und Hilfe holen. Einige andere Männer. Mein Onkel ist der Einzige, der sie vielleicht identifizieren kann."
    Irene nickte, legte dann ihre Hand auf seinen Arm und sah in seine Augen. „Ja, das werden wir, aber ... geht es dir gut?"
    Ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er führte ihre Hand an seinen Mund und drückte einen sanften Kuss auf ihre Knöchel. „Ja. Es ist schon lange her. Und nun weiß ich wenigstens, dass sie mich nicht verlassen hat."
    Für einen Moment lehnte er seinen Kopf gegen den ihren, richtete sich dann wieder auf. „Komm. Lass uns die anderen holen."
    Sie krochen aus dem bedrückenden Raum heraus. Es war eine Erleichterung, im Tunnel aufstehen zu können. Irene blickte sich um.
    „Ob wir den Weg zurück finden?"
    „Ganz sicher, wenn es vielleicht auch eine Weile dauern wird. Wir müssen einige Dinge entlang des Weges zurücklassen, damit wir wieder hierher finden."
    „Ich habe Bänder im Haar", bot sie an. „Und meine Handschuhe."
    „Meine Uhr und Uhrkette. Manschettenknöpfe. Wir werden genug finden."
    Langsam gingen sie zurück und ließen an jeder Kreuzung oder Abbiegimg einen Gegenstand zurück. Sie waren noch nicht weit gegangen, als sie das leise Geräusch von Stimmen hörten. Sie blieben stehen und lauschten, dann legte Gideon die Hände um seinen Mund und rief. Seine Stimme hallte durch die Gänge.
    Einen Augenblick später hörten sie die antwortende Stimme eines Mannes, etwas lauter als vorher. „Radbourne?"
    Dann eine andere: „Gideon?"
    „Piers!", rief Gideon zurück. „Wir sind hier. Kommt weiter!"
    Er und die anderen tauschten weiter Rufe aus. Manchmal entfernten sich die Stimmen, kamen dann aber doch wieder näher, bis sie schließlich einen Lichtschimmer sahen. Einen Moment später erschienen drei Männer mit Laternen um die Kurve
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