Geheimnis Um Mitternacht
sicher beeindruckend. Das Haus hat eine gewisse Anziehungskraft."
„Für mich sieht es genau wie ein Ort aus, an dem vermutlich ein oder zwei Skelette im Keller verrotten. Oder vielleicht ein verrückter Onkel irgendwo auf dem Dachboden sein Unwesen treibt", sagte Francesca.
Irene lachte glucksend. „Nein, für mich sieht es mehr aus wie etwas, das - oh, etwas, das einer dieser elisabethanischen Korsaren für sich gebaut haben könnte. Sieht das Haus nicht selbst aus wie ein Abenteurer?
Dreist und wagemutig?"
„Hm, nun, vielleicht." Francesca warf ihr einen schelmischen Blick zu. „Irene, Sie haben mich getäuscht. Ich glaube, dass tatsächlich etwas von einer Romantikerin in Ihnen steckt."
Irene errötete leicht, als sie sich auf ihren Platz zurücksetzte. „Unsinn. Nur weil man den Reiz einer Sache erkennt, heißt das nicht, dass man diesem dann auch erliegt."
Francesca sagte für einen Moment nichts, lächelte nur ein wenig in sich hinein und wechselte dann das Thema.
„Ich bin mir sicher, dass Lady Odelia da sein wird, um uns zu begrüßen. Kennen Sie Lady Pencully, Lady Wyngate?", fragte sie und sah Irenes Mutter an.
„Ich habe sie schon einige Male getroffen. Aber ich würde nicht behaupten, dass ich sie wirklich kenne", antwortete Claire vorsichtig.
„Ich denke, Lady Odelia zu treffen, heißt, sie zu kennen", erwiderte Francesca mit einem kurzen Grinsen. „Sie ist keine Frau von großer Subtilität."
Claire lächelte ebenfalls. „Nein. Ich glaube, dass Lady Pencully ganz ... sich selbst treu ist. Was eine ausgezeichnete Eigenschaft ist."
„Ohne Zweifel", stimmte Francesca trocken zu.
„Ich bin Lady Pencully noch nie begegnet", sagte Irene und sah zu ihrer Mutter hinüber. „Oder doch? Sie hört sich nach einer Frau an, an die man sich erinnert."
„Oh, ja", bekräftigte Lady Claire. „Ich glaube nicht, dass du sie je kennengelernt hast. Sie geht nicht mehr viel aus.
Zumindest kommt sie nur selten nach London."
„Eine Tatsache, für die wir alle dankbar sein sollten", warf Francesca ein. „Ich bin mir sicher, Sie werden sich nicht von ihr einschüchtern lassen, Irene, aber ich hatte immer schreckliche Angst vor ihr. Wann immer sie zu einem Aufenthalt nach Dancy Park kam, habe ich mein Möglichstes getan, um einem Besuch bei ihr aus dem Weg zu gehen. Ihr entgeht nichts - ob es eine ausgerissene Rüsche, eine widerspenstige Locke oder ein unvorteilhafter Stil ist."
„Das hört sich an, als würden Sie Lady Pencully gut kennen", bemerkte Irene. „Ist sie eine Verwandte?"
Francescas Augen weiteten sich. „Großer Gott, nein! Der Landsitz meiner Familie liegt in der Nähe von Dancy Park, einem der Landsitze des Duke of Rochford. Es ist ein sehr schöner Ort, und Lady Pencully, die Großtante des Duke, kam oft zu Besuch, wenn er dort weilte."
„Kennen Sie die anderen Gäste hier?", fragte Lady Claire.
„Nein. Tatsächlich bin ich noch nie zuvor in Radbourne Park gewesen", erklärte Francesca. „Ich kenne auch die Schwester von Lady Pencully nicht. Sie ist die Großmutter des Earls. Ich bin schon recht neugierig darauf, sie zu treffen. Ich frage mich, ob sie wie Lady Odelia ist. Es ist schwer, sich zwei dieser Persönlichkeiten in einer Familie vorzustellen."
„Wer wird noch dort sein?", fragte Irene.
„Ich denke, dass die zweite Frau des verstorbenen Earls auch hier lebt. Er hat spät im Leben noch einmal geheiratet, aber ich habe die Countess bisher noch nicht kennengelernt. Sie sind nie nach London gekommen; ich vermute, weil der Earl schon im fortgeschrittenen Alter war und es um seine Gesundheit nicht zum Besten stand.
Ich erinnere mich noch nicht einmal an ihren Namen. Sie haben auch einen Sohn, der noch ein Kind sein muss. Es wurde viel darüber geredet, dass er sein Erbe verloren hat, als Radbourne in den Schoß der Familie zurückkehrte.
Aber ich weiß nur wenig über sie. Ich bin mir nicht sicher, ob noch andere Familienmitglieder anwesend sein werden. Lady Odelia hat es an sich, über .unwichtige Details' einfach hinwegzugehen."
„Nun, wir werden es bald herausfinden", meinte Irene und sah wieder aus dem Fenster.
Sie hatten beinahe die Eingangstreppe des Hauses erreicht. Die Tür hatte sich geöffnet, und ein würdevoll aussehender, ganz in strenges Schwarz gekleideter Mann war die Stufen hinuntergekommen, gefolgt von zwei livrierten Dienern. Irene nahm an, dass es der Butler war.
Er wartete, bis die Kutsche zum Stillstand gekommen war, öffnete dann die
Weitere Kostenlose Bücher