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Geheimnis von St. Andrews

Geheimnis von St. Andrews

Titel: Geheimnis von St. Andrews Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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musste sich einfach Gewissheit verschaffen, obwohl ihre Kehle vor Angst wie zugeschnürt war. Ihre Stimme klang belegt, als sie nun wieder den Mund öffnete. „Und – wer wurde in der Ambulanz abtransportiert?“
    „Father Nolan. Wir gehen davon aus, dass er den Täter überrascht hat. Der Pfarrer ist schwer verletzt und ohne Bewusstsein.“

5. KAPITEL
    Cherry war geschockt. Es tat ihr schrecklich leid, dass der freundliche Father Nolan Opfer eines brutalen Verbrechers geworden war. Gleichzeitig war sie aber auch erleichtert darüber, dass Mark nichts abbekommen hatte. Er traf wenige Minuten nach ihr in St. Andrews ein und war genauso erschrocken über die feige Tat wie sie.
    „Aber wer macht denn so etwas?“, fragte Mark, nachdem er von den Ereignissen erfahren hatte. Cherry, Mark, Blackburn und Sam Lonnegan standen gemeinsam mit den Polizisten zwischen der Kirche und dem Pfarrhaus. Sie durften beide Gebäude noch nicht betreten, weil die Spezialisten von der Spurensicherung soeben ihre Arbeit aufgenommen hatten.
    „Nach ersten Erkenntnissen ist eine Fensterscheibe in der Pfarrhausküche eingeschlagen worden“, erklärte Sergeant Murdoch. „Father Nolan hat eine Aufwartefrau, die sich stundenweise um seinen Haushalt kümmert. Mrs Tonsley kam heute Morgen zum Putzen und fand den ohnmächtigen Pfarrer in seinem Arbeitszimmer auf dem Boden mit einer blutenden Wunde am Hinterkopf. Die Türen zu einem Schrank standen weit offen. Aber darin befanden sich nur alte Kirchenbücher aus früheren Jahrhunderten.“
    Alte Kirchenbücher? Cherrys Magen krampfte sich zusammen. Plötzlich musste sie daran denken, dass der Geistliche ihr die rätselhaften Aufzeichnungen seines ermordeten Amtsvorgängers gezeigt hatte. Ob dieses Buch gestohlen worden war? Cherry erzählte den Polizisten sofort von ihrem Verdacht. Während Sergeant Murdoch ihre Aussage zu Protokoll nahm, zog Blackburn unwillig die Augenbrauen zusammen.
    „Das ist ja zweifellos sehr interessant, Miss Wynn. Aber es gehört nicht zu Ihren Praktikumsaufgaben, sich mit uralten Legenden zu beschäftigen. Wir arbeiten hier mit konkreten Dingen, mit hölzernen Beichtstühlen und mit porösen Steinen in Kreuzrippengewölben – aber wir befassen uns nicht mit Altweibergeschichten aus längst vergangener Zeit. Wenn Ihnen so etwas gefällt, dann sind Sie bei uns wirklich fehl am Platz. Diesen Eindruck von Ihnen habe ich allerdings, seit Sie zum ersten Mal St. Andrews betreten haben“, wies Blackburn sie zurecht.
    Doch Sergeant Murdoch nahm Cherry in Schutz. „Jeder Hinweis ist für unsere Ermittlungsarbeit wichtig, Mr Blackburn. Können Sie auch etwas dazu beitragen?“
    „Allerdings, Sergeant. Ich bin mir nämlich sicher, den Täter gesehen zu haben.“
    Nachdem der Restaurator diese Aussage gemacht hatte, richteten sich alle Blicke erwartungsvoll auf ihn. Er fuhr fort: „Ich habe gestern Abend noch lange gearbeitet. In der Krypta bin ich ohnehin auf Kunstlicht angewiesen, weil dorthin kein einziger Sonnenstrahl vordringt. Jedenfalls war es weit nach Mitternacht, als ich St. Andrews verließ. Draußen brannten nur die beiden Nachtleuchten, die sich vor dem Kirchenportal und vor dem Pfarrhaus befinden. Plötzlich sah ich eine Gestalt.“
    „Was für eine Gestalt?“, warf Sergeant Murdoch ein. „Können Sie die Person näher beschreiben? War sie Ihnen vielleicht sogar bekannt?“
    Nachdenklich schüttelte Blackburn den Kopf. „Leider trat der Mann nur kurz in den Lichtkegel vor der Pfarrhaustür. Er trug einen ungepflegten grauen Bart und hatte eine schmutzige Baseballkappe auf dem Kopf. Seine Kleidung war verwahrlost, außerdem hatte er einige Plastiktüten bei sich. Er wirkte auf mich wie ein typischer Obdachloser.“
    „Warum haben Sie ihn nicht angesprochen? Oder fanden Sie es normal, dass er in der Dunkelheit um das Pfarrhaus schlich?“
    „Nein, das nicht. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was ich tun sollte. Father Nolan ist für seine Mildtätigkeit bekannt. Vielleicht erhoffte sich der arme Teufel ja ein Stück Brot und traute sich nur nicht zu klingeln? Ich war unschlüssig und zögerte. Und einen Moment später war der Kerl auch schon verschwunden, als ob er nie dort gewesen wäre. Außerdem brannte im Inneren des Pfarrhauses nirgendwo Licht. Ich glaubte also, Father Nolan hätte sich schon hingelegt. Wenn ich geahnt hätte, was dieser Übeltäter vorhatte, dann wäre ich natürlich eingeschritten. Das müssen Sie mir glauben, Sergeant.“
    Murdoch

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