Geheimnis von St. Andrews
tun hat?“
„Die tote Frau in der Leichenhalle? Glaubst du das wirklich?“
„Nein, wahrscheinlich nicht, Mark. Ich musste nur daran denken, dass diese Unbekannte jung und schön gewesen ist.“
„Okay, da hast du recht. Und du meinst, Jenny könnte sie aus Eifersucht erwürgt haben? Hey, das ist ein schrecklicher Verdacht. Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Außerdem habe ich diese Frau ja gar nicht gekannt. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.“
Wirklich nicht? Diese Worte sprach Cherry nicht aus, aber sie konnte einen letzten Zweifel in ihrem Inneren nicht unterdrücken. Einerseits war sie schon überzeugt davon, dass Mark ehrlich zu ihr war. Aber andererseits wusste Cherry, dass sie leicht dem Charme eines sympathischen Typen erlag und dann nicht mehr klar denken konnte. Bei diesem verflixten Tony Sanders war ihr das jedenfalls passiert.
Cherry lachte, um ihre düsteren Gedanken zu vertreiben. Sie hakte sich bei Mark ein.
„Weißt du was? Wir sollten diese ganze Sache für heute Abend einfach vergessen. Nur weil Jenny ein bisschen eifersüchtig ist, muss sie noch lange keine Mörderin sein. Wahrscheinlich hat dieser Suffolk-Killer die Frau auf dem Gewissen, und den wird die Polizei früher oder später bestimmt erwischen. Und nun zeig mir mal, was Pittstown so zu bieten hat.“
Mark schien erleichtert. „Ja, das ist ein toller Vorschlag. Ich hoffe, du hast Hunger. Es gibt nämlich bei ‚Pietro‘ erstklassige Pizza. Das ist übrigens die einzige Pizzeria von Pittstown.“
Cherry mochte Pizza. Zum Glück musste sie nicht auf ihre Figur achten, denn das schweißtreibende Karatetraining war der beste Fettkiller, den sie sich vorstellen konnte. Ihr fehlte der Sport bereits jetzt. Sie hoffte nur, dass es in Pittstown ebenfalls einen Karateklub gab, in dem sie sich auspowern konnte. Doch momentan war sie froh, an der Seite eines so netten Typen wie Mark zu sein.
Er führte Cherry zu einem Gebäude am Waterloo Square, das von außen wie ein traditioneller Dorfpub aussah. Doch innen verströmte die alte Schenke mediterranes Urlaubsflair. Die verführerischen Düfte aus der Küche ließen Cherrys Magen vernehmlich knurren. Schließlich hatte sie den ganzen Tag lang hart geschuftet.
„Außer der Pizzeria gibt es noch eine Disco, die aber nur am Wochenende geöffnet hat. Das sind die einzigen Möglichkeiten, mit denen sich Leute in unserem Alter hier amüsieren können.“
Cherry bestellte eine Pizza Tonno und eine Cola, bevor sie antwortete. „Und trotzdem hältst du es hier aus?“
„Ja, warum nicht? Wenn ich nicht aus Afrika nach Pittstown zurückgekehrt wäre, hätten wir uns nie kennengelernt.“
Cherry fand es süß, wie Mark sie anflirtete. Trotzdem ging ihr die Sache etwas zu schnell. Sie beschloss, ihn zu bremsen.
„Du gehst ja ganz schön ran. Aber wieso glaubst du eigentlich, ich hätte keinen Freund? Das ist eigentlich nicht gerade ein Kompliment für mich. Wirke ich auf dich wie ein Mauerblümchen?“, fragte sie ein wenig kokett.
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Cherry. Aber auf jeden Fall bist du kein Mädchen, das mehrere Eisen gleichzeitig im Feuer hat. So etwas spüre ich.“
„Okay, Mark. Damit hast du absolut recht. Aber ich habe eine Enttäuschung hinter mir, und ich kann nicht so schnell neue Gefühle entwickeln. Ist das ein Problem für dich?“
Er schüttelte den Kopf, während er mit einem Finger sanft über Cherrys Hand strich. „Nein, gar nicht. Du sollst nur wissen, dass ich Interesse habe.“
Cherry lächelte. Natürlich ließ es sie nicht kalt, dass Mark auf sie stand. Er gefiel ihr einfach unheimlich gut. Und sie wollte ihn nicht zu sehr entmutigen. Es war ein schmaler Grat, auf dem sie sich bewegte. Auf jeden Fall hatte sie keine Lust auf einen One-Night-Stand. Aber dafür war Mark auch nicht der Typ, jedenfalls hoffte sie das.
„Wenn du es mir nicht gesagt hättest, wäre ich nie darauf gekommen“, neckte sie ihn. Sie fühlte sich wirklich gut in Marks Gegenwart. Plötzlich musste Cherry an den wehmütigen Abschiedsabend mit ihren Londoner Freundinnen denken. Was sie wohl sagen würden, wenn sie sehen könnten, was für einen Spaß Cherry jetzt in der tiefsten Provinz hatte?
Wenig später brachte Pietro das Essen. Die Pizzen waren wirklich köstlich. Mark unterhielt Cherry mit seinen Erlebnissen, die er auf Baustellen gehabt hatte. Er konnte sehr witzig sein, und als er einen Polier mit starkem schottischen Akzent nachäffte, kamen Cherry vor
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