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Geheimnis von St. Andrews

Geheimnis von St. Andrews

Titel: Geheimnis von St. Andrews Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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würden?
    Eine betagte Dame trat aus einem der alten Fachwerkhäuser. Cherry fragte sie lächelnd: „Hallo. Könnten Sie mir bitte sagen, wo ich St. Andrews finde?“
    Die einheimische Seniorin zuckte zusammen. Wegen ihrer Weitsichtbrille wirkten ihre blassblauen Augen riesig. „Meinen Sie etwa die Kirche St. Andrews?“
    Cherry nickte und blinzelte irritiert, denn ihr Gegenüber bekreuzigte sich plötzlich. Dann beugte sich die alte Frau vor und raunte: „Dort ist es nicht geheuer, Mädchen. Sie sollten diesem verfluchten Ort lieber fernbleiben.“
    Am liebsten hätte Cherry erwidert, dass sie nicht an Hokuspokus und magische Flüche glaubte. Doch sie wollte sich nicht schon kurz nach ihrer Ankunft in Pittstown unbeliebt machen.
    „Ich werde dort arbeiten, Madam. Die alte Bausubstanz soll gerettet werden.“
    „Es wäre besser, dieses Teufelshaus bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Aber wenn Sie unbedingt Ihr Unglück heraufbeschwören wollen, dann folgen Sie dieser Straße und biegen links in die Trafalgar Road ab. Dann sehen Sie den Glockenturm schon von Weitem.“
    Und bevor sich Cherry für die Auskunft bedanken konnte, huschte die Alte wie eine verängstigte Maus davon. Kopfschüttelnd blickte die junge Frau ihr nach. Wie krass war das denn? Von einem Fluch hatte ihr Professor nichts erwähnt, aber als Wissenschaftler befasste er sich gewiss nicht mit dem Aberglauben der Einheimischen. Cherry wusste aus ihrem Studium, dass sich um fast jede alte Ruine in England mysteriöse Geschichten rankten. So gesehen wäre es viel erstaunlicher gewesen, wenn es ausgerechnet über die St.-Andrews-Kirche von Pittstown keine Schauermärchen gegeben hätte.
    Wenigstens war die Auskunft der alten Dame hilfreich gewesen. Cherry folgte der Wegbeschreibung, und zehn Minuten später stand sie vor der niedrigen Feldsteinmauer, von der Gotteshaus und Friedhof umschlossen wurden.
    Selbst ein Laie erkannte schon auf den ersten Blick, wie renovierungsbedürftig die Kirche war. Etliche Dachschindeln fehlten, sodass den Gläubigen beim Gottesdienst wahrscheinlich das Regenwasser in den Kragen lief. Eine der gotisch spitz zulaufenden Fensteröffnungen war mit Brettern vernagelt. Links und rechts des steinernen Eingangsportals hatte man Baugerüste errichtet. Dort hockte in luftiger Höhe ein Mann im Arbeitsoverall, ließ die Beine baumeln und machte sich an den Mauersteinen zu schaffen.
    Der Anblick des halb verfallenen Gebäudes hatte Cherrys Tatendrang geweckt. Die Nachwirkungen der Cocktails vom gestrigen Abend waren im Nu verflogen. Cherry konnte es nun kaum noch erwarten, endlich anfangen zu dürfen. Vor ihr lag ein halbes Jahr mit praktischer Arbeit, und das war gewiss spannender als das manchmal staubtrockene Bücherstudium in Bibliotheken und Hörsälen.
    Cherry überquerte den Friedhof. Manche der Grabsteine waren bereits mit Moos überwuchert und halb in der Erde eingesunken. Offenbar lagen viele Menschen hier schon seit Jahrhunderten begraben. Von ihrem Professor hatte sie erfahren, dass St. Andrews erstmals 1368 errichtet worden war. Doch im Lauf der Jahre war die Kirche mehrfach zerstört und wieder aufgebaut worden.
    Der Arbeiter schabte mit einem Stechbeitel an der Mauer herum. Obwohl Cherrys Absätze auf dem gepflasterten Weg nicht zu überhören waren, schaute er nicht von seiner Tätigkeit auf und drehte ihr weiterhin den Rücken zu. Sie blieb neben dem Gerüst stehen und legte den Kopf in den Nacken. Cherry beschattete ihre Augen mit der Hand, denn die Sonne strahlte hell vom Sommerhimmel auf die grauen Mauern von St. Andrews. „Hallo. Ich bin Cherry Wynn“, grüßte sie freundlich.
    „Wie schön für Sie.“ Der Mann warf ihr einen desinteressierten Seitenblick zu, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Der Overall lag eng an, sodass sich seine gewaltigen Muskelpakete darunter abzeichneten. Die blonden Haare des Arbeiters waren so kurz geschnitten wie bei einem Soldaten der Royal Marines. Cherry schätzte ihn auf Anfang dreißig. Seine abweisende Art ging ihr schon jetzt auf die Nerven.
    Cherry erwartete nicht, dass ihr alle Männer sofort zu Füßen lagen. Sie wusste, dass sie mit ihrer schlanken Figur und ihren großen rehbraunen Augen allgemein als attraktiv galt. Sie hatte zwar momentan keinen festen Freund, aber sie flirtete gern und war kontaktfreudig. Und sie war es einfach nicht gewohnt, dass man ihr so deutlich die kalte Schulter zeigte.
    „Ich bin die neue Praktikantin. Heute ist mein erster

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