GEHEIMNISSE DER NACHT
Augen. „Sterben …“
„Ich habe diese seltene Blutgruppe“, erklärte sie ihm. „Die Ärzte sagen, jeder, der sie hat, stirbt jung, aber niemand hat bisher herausgefunden, warum.“
„Das Belladonna-Antigen“, flüsterte er.
„Ja, genau das.“ Sie ließ ihren Kopf in die Kissen sinken und seufzte. „Ich hatte nicht erwartet, dass es sich so schnell verschlimmert.“
„Es tut mir so leid. Ich wusste nicht, was es … ich wusste nicht, dass es tödlich ist.“
„Natürlich hast du das gewusst. Du lebst in mir. Du weißt alles über mich.“
„Das nicht.“
Sie lächelte matt. „Ich bin so müde.“ Die Augen fielen ihr zu, ihr Kopf neigte sich zur Seite, und eine Haarlocke legte sich über ihre Augen. „Ich hoffe, noch nicht heute Nacht“, flüsterte sie. „Ich hoffe, ich habe … noch ein paar Wochen. Ich muss noch fertig werden … und dann die Preisverleihung …“
Während sie schon hinüberglitt in den Schlaf, murmelte sie Unverständliches, das vielleicht für sie einen Sinn ergab, er jedoch konnte nichts damit anfangen. Er versuchte, in ihre Gedanken zu blicken, als sie eingeschlafen war. Sie war ihm nicht länger verschlossen, aber sie war so müde, dass alles leer zu sein schien. Sie schlief wie eine Tote. Und in ihrem Fall war das nicht mal ein Klischee.
Dante versuchte, das Leben in ihr zu erspüren, um zu wissen, wie viel Zeit ihr noch blieb. Es war schwach. Verdammt, er wollte die Bindung zwischen ihnen nicht noch weiter stärken, und doch war er verlockt, es zu tun – er wollte ihr helfen.
Sein Verstand schlug Alarm. Es würde die Bindung zwischen ihnen vertiefen. Es würde noch schwieriger werden, seinem Begehren zu widerstehen.
Aber sie war so schwach. Und sie verging. Er spürte es.
Es lief alles auf eine einfache Tatsache hinaus: Er wollte sie nicht gehen lassen. Er schob seinen Ärmel hoch, legte sein Handgelenk an seinen Mund und biss zu. Seine Fangzähne gruben sich tief in sein Fleisch, durchtrennten den Knorpel und öffneten die Ader, aber nicht zu weit. Nur ein wenig. Er legte den Daumen seiner freien Hand über die Wunden, drückte sie ab und legte sein Handgelenk dann an Morgans Lippen. Mit seinen Gedanken manipulierte er ihr Denken und befahl ihr zu trinken. Dann drückte er sein Handgelenk fester gegen ihren Mund.
Sie trank. Ihre Lippen öffneten sich und legten sich an die Einstiche, aus denen warm und nass das Leben quoll, und saugten an ihm wie ein Baby an der Brust seiner Mutter. Wie eine elektrische Entladung durchfuhr ihn das Verlangen nach ihr. Sie leckte, schluckte, saugte fester. Sein Atem beschleunigte sich, und er wurde hart vor Erregung. Endlich, die Zähne zusammengebissen vor süßer Qual, hielt er ihre Stirn mit einer Hand und entzog ihr sein Handgelenk. Er riss einen Schal von ihrem Nachttisch und warf dabei ein Buch auf den Boden. Während er sich das Handgelenk verband, warf er einen Blick auf den Titel. Selbstverteidigung in Gedanken . Dion Fortune, ausgerechnet. Kein Wunder, dass er Morgans Gedanken nicht mehr so einfach lesen konnte. Er verknotete den Schal so fest wie eine Aderpresse. Das würde bis zum Sonnenaufgang reichen. Der war tatsächlich nicht mehr weit.
Er blickte hinab zu Morgan auf dem Bett. Ihre Haut war schon rosiger, und sie fühlte sich warm an, als er sie berührte. Schon morgen würde sie sich kräftiger fühlen.
Allerdings durfte sie nicht erfahren, was geschehen war. Sie durfte sich an ihn nur als Traum erinnern. Und verdammt noch mal, er musste endlich herausfinden, warum sie so viel über ihn wusste, wie sie all das herausbekommen konnte.
Vielleicht war sie hellseherisch begabt. Irgendetwas hatte er übersehen. Vielleicht hatte sie die letzten Reste seiner Spuren in der Atmosphäre dieses Hauses entdeckt.
Wieder sah er sie an. An ihren Lippen hingen noch Spuren von seinem Blut. Dante beugte sich vor, presste seinen Mund auf ihren und küsste die Tropfen weg.
Ihre Augen flatterten auf. „Wie kann ich einen Mann lieben, der nicht existiert?“, flüsterte sie. „Das tue ich, weißt du. Ich liebe dich, Dante.“
Vor Schreck weiteten sich seine Augen. „Die letzte Frau, die diese Worte zu mir gesagt hat, hat mich fast das Leben gekostet.“
„Ich weiß.“ Morgan rollte sich auf die Seite. Die Augen fielen ihr bereits wieder zu. „Laura Sullivan, das Mädchen aus Dunkinny.“
Dante erstarrte. „Woher kennst du diesen Namen?“ Aber sie antwortete nicht. „Morgan?“ Aber nein. Er könnte sie wecken, doch
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