GEHEIMNISSE DER NACHT
Arbeitszimmer stehen, um die Türen abzuschließen, und schleppte sich dann die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
Lieber Gott, sie war so schwach. Dieser Bastard. Seine Einmischung könnte gut ihr Ende bedeuten. Sie zog den Mantel aus, stemmte die Schranktür auf und fand einen Seidenpyjama. Sie zog die Hose an, warf das Oberteil auf ihr Bett und ging an eine Kommodenschublade, in der sie wühlte, bis sie einen schwarzen Rollkragenpullover fand. Sie zog ihn sich schnell über den Kopf, darüber das Pyjamaoberteil und noch ein Paar Slipper. Der Blick in ihren großen Spiegel zeigte ihr das Bild einer blassen, zerbrechlichen Frau. Sie legte die Finger an den Kragen ihres Oberteils, zog ihn hinab und beugte sich näher zu ihrem Spiegelbild. Die zwei Einstiche waren noch da. Winzig und violett.
Sie schluckte nervös, strich den Kragen zurück an seinen Platz an ihrer Haut, griff nach einer Haarbürste und fragte sich, wer diese Leute waren. In ein paar Minuten würde sie nach unten gehen und sich ihnen stellen müssen. Was sollte sie bloß machen, wenn sie kaum aufrecht stehen konnte?
Sie würde es schon schaffen.
Hilfe, wo war Dante? Er war über den Rand der Klippe verschwunden, aber das Wasser hatte er nie berührt. Sie war sich sicher, sie hätte sonst das Klatschen des Aufpralls gehört. Was war also geschehen? Ging es ihm gut?
Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie ging auf Zehenspitzen zum Balkon und blickte in den Nachthimmel hinauf. „Dante, geht es dir gut? Sag mir, dass du noch lebst. Sag mir irgendwas, irgendwie. Wenn du wegen mir gestorben bist …“
Morgan.
Seine Stimme klang deutlich in ihrem Kopf. Und mit ihr kam ein Schmerz, der sie fast blendete. Sie drückte ihre Hände gegen ihren Kopf und ging in die Knie.
Ich komme wieder zu dir.
Es war ein Versprechen, begleitet von einer weiteren Welle blinden Schmerzes.
„Dante, wo bist du?“, fragte sie laut. „Lass mich dir helfen. Lass mich irgendwas tun.“
Aber es kam keine Antwort. Nichts. Und sie wusste, er würde nicht mehr sagen. Denn als er ihr seine Gedanken schickte, war auch sein Leid dabei gewesen. Dass sie so verbunden sein konnten – ah, aber er hatte heute Nacht tief von ihr getrunken. Vielleicht hatte das etwas damit zu tun.
„Ich liebe dich, Dante“, flüsterte sie. „Ich schwöre dir, ich wusste nichts von diesem Mann. Ich schwöre es. Und ich werde ihn eigenhändig umbringen, um dich zu beschützen. Das werde ich.“ Sie musste es ihm allerdings auch beweisen. Das wusste sie. Lieber Gott, was musste er denken? Dass sie alles geplant hatte, ihn angelockt, damit dieser Unmensch ihn erschießen konnte?
Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sie ging rückwärts zurück ins Haus, ließ die Türen aber offen, damit er zu ihr zurückkehren konnte, falls er dazu in der Lage war. Und dann drehte sie sich um, drückte ihre Schultern durch und ging hinab, um sich den Fremden unten im Haus zu stellen.
Keith
18. KAPITEL
Maxine ging in Morgan De Silvas großer Küche auf und ab und nahm dabei jedes Detail in sich auf, von den winzigen Marmorfliesen an den Wänden bis zur Oberfläche der Kochinsel in der Mitte, einem großen Marmorstein in der gleichen rosagrauen Farbe. Auf der rechteckigen Kochinsel gab es vier flache Gasbrenner und an einer Seite eine Spüle. Die übrige Fläche war leer, und dort standen ein paar Hocker. Lydia saß auf einem, doch Maxine war zu nervös, um sich hinzusetzen. Nicht, solange Lou noch draußen in der Nacht war und hinter Gott weiß wem – oder was – herjagte.
„Hast du gesehen, was ich gesehen habe?“, fragte sie. Eigentlich nur, um die Stille zu füllen. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass es Lydia ebenfalls aufgefallen war.
„Was?“, fragte die ältere Frau.
„Auf dem weißen Mantel, den sie anhatte? Am Kragen?“
Lydia sah sie an und schüttelte dann den Kopf.
„Blut, Lydia. Nur ein wenig, ein Tropfen oder zwei. Aber es war da. Und wie sie den Kragen um ihren Hals festgehalten hat, das habe ich mir auch nicht eingebildet.“
„Ich dachte, ihr wäre nur kalt, oder es war der Schock. Oder beides.“
Maxine schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie hat etwas zu verbergen versucht. Hast du gesehen, wie schnell sie von uns wegwollte?“
„Sie war aufgewühlt, Maxine.“
„Ich wette zehn zu eins, dass sie etwas trägt, was ihren Hals bedeckt, wenn sie zurückkommt.“ Sie ging auf die Tür zu, drehte sich wieder um, öffnete einen Fenstervorhang und starrte hinaus. „Gott, ich
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