Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
Vom Netzwerk:
bleiben. Ohnehin aber glaube Hitler nicht, dass aus ihm je ein guter Deutscher werde. Willy wurde klar, dass seine Versuche, in der Nähe des Onkels Fuß zu fassen und von seinem Namen zu profitieren, zum Scheitern verurteilt waren. Schließlich wurde William Patrick Hitler im Frühjahr 1939 in Deutschland der Boden unter den Füßen zu heiß. Mithilfe seines besten Freundes gelang es ihm, sich über die holländische Grenze abzusetzen. Von dort aus reiste er weiter nach England. Doch auch seiner Heimat kehrte er bald darauf den Rücken. Willys neues Ziel hieß Amerika.
    »Meine Jahre in Deutschland waren keine verschwendete Zeit, denn immerhin hatte ich die Möglichkeit, hinter das Propagandabild zu schauen und die Wahrheit über Hitler und sein Regime herauszufinden. Seine vielgerühmte Bescheidenheit, zum Beispiel, ist reine Fiktion. Statt die üppige Zurschaustellung von Reichtum abzulehnen, umgibt er sich mit extravaganterem Luxus, als es sich je ein Kaiser gegönnt hätte.«
    William Patrick Hitler in der Zeitschrift Look , 4. Juli 1939
    Ausgestattet mit einem Besuchervisum, betrat er am 30. März 1939 gemeinsam mit seiner Mutter Bridget Hitler amerikanischen Boden. Die Lust an öffentlichen Auftritten war ihm keineswegs vergangen. Kurz nach seiner Ankunft präsentierte er sich in der US-Wochenschau und verkündete: »Ich glaube, daß Hitlers Politik in Europa keinen Nutzen für die Menschheit bringen wird.« Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, setzte er hinzu: »Ich hoffe, die Amerikaner lassen sich nicht von meinem Schnurrbart irritieren, denn mein Herz ist auf dem rechten Fleck, und das ist die Hauptsache.« Die amerikanische Öffentlichkeit gierte zu dieser Zeit geradezu nach Informationen aus dem privaten Umfeld des deutschen Diktators, und William Patrick Hitler wusste die Gunst der Stunde zu nutzen. Er schloss Verträge mit diversen Veranstaltungsagenturen und startete einen regelrechten Medienfeldzug gegen den verhassten Onkel. Auf ausgedehnten Vortragsreisen tourte er durch die USA und Kanada, wobei reißerische Plakate dem staunenden Publikum verkündeten: »William Patrick Hitler enthüllt die sensationelle Wahrheit über Nazi-Deutschland und seine Führer« und »Wer ist der Führer wirklich, wie lebt der Führer, was der Führer privat und öffentlich sagt«.

    »Was die Deutschen denken«: Mit dem Versprechen, einen Blick hinter die Kulissen des Dritten Reichs zu werfen, tourte William Patrick Hitler durch die USA.
    Getty Images, München (Hulton Archive)

    »Ein Hitler in der Synagoge«: Während seiner Vortragsreise in den USA trat er unter anderem in der Anshe-Emet-Synagoge in Chicago auf.
    Anshe Emet Synagoge, Chigaco, USA
    Ein Hitler in der Synagoge
    Der Erfolg blieb nicht aus. Schon bald füllte William Patrick mit seinen Vorträgen große Hallen, in die Tausende Einlass begehrten. In manchen Städten war der Zustrom so groß, dass die Polizei einschreiten musste, um das tumultartige Gedränge unter Kontrolle zu bringen. Auch unter der jüdischen Zuhörerschaft fand William Patrick Hitler großes Interesse. Gut ein Jahr nachdem sein Onkel in einem mörderischen Fanal die Synagogen in Deutschland hatte niederbrennen lassen, engagierte die größte jüdische Gemeinde in Chicago William Patrick Hitler für einen Vortrag zum Thema »Was die Deutschen denken«. Als Veranstaltungsort wählte man die ehrwürdige Anshe-Emet-Synagoge und kündigte an, dass der »katholischen Neffe« von Adolf Hitler »trotz verschiedener Versuche, ihn zum Schweigen zu bringen, die Wahrheit über das Dritte Reich erzählen« werde. Da man mit großem Andrang rechnete, bat man die Gemeindemitglieder vorsorglich um rechtzeitige Reservierungen.

»Warum ich meinen Onkel hasse«: Mit einer großangelegten Story in der Zeitschrift Look erreichte in den USA der Rummel um William Patrick Hitler seinen Höhepunkt.
    Library of Congress, Washington, USA (Prints & Photographs Division, Look Magazine Photograph Collection)

Library of Congress, Washington, USA (Prints & Photographs Division, Look Magazine Photograph Collection)

In allen diesen Interviews, die William Patrick Hitler gegeben hat, war nie die Rede von einem angeblich jüdischen H[itler]-Großvater. Wie viel Geld hätten Patrick und Bridget Hitler mit dieser Story verdienen können! … Auch die posthum veröffentlichten Memoiren Bridget Hitlers brachten nicht den leisesten Hinweis auf irgendwelche jüdische Verwandtschaft.
    Brigitte Hamann,

Weitere Kostenlose Bücher