Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Trauma, mit Hitler verwandt zu sein, gesprochen. Noch sehr genau erinnert er sich, was er als damals sechsjähriger Junge erlebt hat.
»Hitler-Blut kaputt«: Die Familie Koppensteiner kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee.
Privat
Ich fürchte mich heute noch, ganz ehrlich, ich habe heute noch oft Angst. Ja, warum? Weil man nicht weiß, was alles noch kommen kann.
Adolf Koppensteiner, Hitler-Verwandter
»Mein Vater und meine Mutter haben ihr ganzes Leben niemandem etwas getan. Der Vater hatte entsetzliche Furcht vor den Russen. Draußen vor dem Haus hatten sie eine große Höhle gegraben, da war ich auch dabei. Und darin wollten sie sich verstecken.«
Über das Schicksal der Eltern machten sich die Geschwister schon damals keine Illusionen. »Die Russen haben gesagt, daß die Eltern nur eine Aussage machen müssen, aber wir haben gewußt, daß sie nie wiederkommen.« Maria Koppensteiner hatte ihren Cousin Adolf Hitler zum letzten Mal als Neunjährige gesehen, ihr Mann Ignaz war dem Diktator nie persönlich begegnet. Doch die beiden wurden so lange verhört, bis sie gestanden, die Verbrechen ihres Verwandten Adolf Hitler unterstützt zu haben. Als »deutschfaschistische Verbrecherin«, die eine »soziale Gefahr« darstelle, wurde Maria Koppensteiner nach fünf Jahren Untersuchungshaft zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Sie starb 1953 in der Strafanstalt Werch-Uralsk an Herzversagen. Ihr Mann war noch während der Untersuchungshaft im Moskauer Lefortowo-Gefängnis an Herzlähmung gestorben. Ihre Kinder erhielten keine Nachricht vom Schicksal der Eltern. Adolf Koppensteiner: »Wir hatten die Hoffnung, dass sie irgendwann wiederkommen. Aber sie sind eben nicht wiedergekommen. Keine einzige Nachricht, kein einziges Schreiben, gar nichts hat man erfahren.«
»Ich habe heute noch Angst«: Adolf Koppensteiners Eltern wurden 1945 nach Russland verschleppt.
Loopfilm, München
Auch die Brüder von Maria Koppensteiner, Adolf Hitlers Cousins, wurden von den Sowjets gefangen genommen. Johann Schmidt wurde noch in einem Wiener Gefängnis erschlagen. Alle übrigen wurden nach Moskau transportiert und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der 1925 geborene Johann Schmidt junior überlebte als Einziger. Obwohl man ihm keine persönliche Schuld vorwerfen konnte, war er zu 25 Jahren Sondergefängnis verurteilt worden. 1955 kam er durch Begnadigung frei. Von den fünf Familienangehörigen Hitlers aus dem Waldviertel überlebten vier die Haft nicht. Erst 1955 erfuhren ihre Kinder von Heimkehrern aus der Kriegsgefangenschaft erste Bruchstücke vom Schicksal der Eltern. Die endgültige Todesnachricht von Ignaz und Maria Koppensteiner erfolgte erst 1992 nach Öffnung der Geheimarchive des KGB. Auch heute noch, fast siebzig Jahre nach Kriegsende, lebt Adolf Koppensteiner mit der unbestimmten Angst, irgendwann für die Verbrechen seines Großcousins Adolf Hitler büßen zu müssen. Er führt ein Leben im Schatten der Vergangenheit, im Schatten der Familie Hitler.
»Sippenhaft«: Auch Johann Schmidt lebte bis zuletzt im Schatten des Diktators.
Anzenberger, Wien, Österreich (Michael Appelt)
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Legende Rommel
D ie Todesboten waren pünktlich. Genau um zwölf Uhr mittags klingelten am 14. Oktober 1944 zwei Männer in Generalsuniformen der Wehrmacht an der Tür des Hauses Wippinger Steige Nr. 13 in Herrlingen bei Ulm. Ein Adjutant empfing die hohen Offiziere, die ihre Mäntel nicht ablegten und ohne weitere Umschweife verlangten, den Hausherrn zu sprechen. Dieser wartete mit seiner Frau bereits im Arbeitszimmer: Erwin Rommel, hoch dekorierter Feldmarschall des »Dritten Reichs«, als »Wüstenfuchs« bei Freund und Feind legendärer Heerführer und ehedem »Lieblingsgeneral« Hitlers. Ob die Gäste denn zum Mittagessen blieben, fragte die Ehefrau Rommels arglos, doch die beiden Militärs lehnten barsch ab. Sie müssten ihren Mann in dienstlicher Angelegenheit sprechen, erklärten sie mit Nachdruck – und zwar allein.
Erwin Rommel … bleibt eine Verkörperung guten sauberen deutschen Soldatentums. Leben und Wirken bis zu seinem Opfer sind ein zeitloses männliches und menschliches Vermächtnis für sein Land.
Hans Speidel, Invasion 1944
Noch hoffte Rommel, der zuletzt an der Invasionsfront in Frankreich eine deutsche Heeresgruppe kommandiert hatte, die Besucher würden von ihm lediglich Rechenschaft für die gescheiterte Abwehr der alliierten Landung in der
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