Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Berichten von General Heinrich Eberbach, der im Juli 1944 die »Panzergruppe West« geführt hatte und noch am 16. und 17. Juli mit Rommel zusammengetroffen war, kommt dabei große Bedeutung zu.
»Die Westfront aufmachen«: SS-General Sepp Dietrich (links) und Generalmajor Heinrich Eberbach (rechts) wussten von Rommels Plänen.
Bundesarchiv Koblenz (Bild 101I-721-0370-15A, Foto Jesse)
Eberbach zufolge habe der Feldmarschall erklärt, um »mit Deutschland noch irgendwie vernünftig durchzukommen«, müsse der »Führer« möglichst schnell »umgelegt« werden. Rommel sei mit den Zielen der Verschwörer einverstanden gewesen, habe aber darauf bestanden, dass die »Revolution gegen Hitler« von der Heimat ausgehen müsse, da andernfalls die Front zusammengebrochen wäre. Erst wenn in der Heimat vollendete Tatsachen geschaffen worden wären, hätten sich die Fronttruppen solidarisch erklären können. Hat sich Rommel also doch noch von dem Mann losgesagt, der ihm selbst eine glänzende Karriere ermöglichte, dabei jedoch – wie er spät, aber dann umso klarer begriff – Deutschland ins Verderben geführt hatte?
Der Führer war tief getroffen von dem Verrat des Feldmarschall Rommel … und er wollte es dem deutschen Volk nicht antun, bei dem er einen so großen Namen hatte, General Rommel vor Gericht zu stellen.
Alfred Jodl, OKW-Chef, Vernehmung in Nürnberg 1945
Der schwer verwundete Rommel blieb nach dem 20. Juli zunächst unbehelligt. Als dem »Führer« Anfang August 1944 belastendes Material über seinen Feldmarschall vorgelegt wurde, war er zwar »betroffen« und »enttäuscht«, entschied jedoch lediglich: »Rommel nach seiner Wiederherstellung befragen und ihn dann entlassen, ohne weiteres Aufhebens.«
»Der Führer ist der Überzeugung, daß Rommel zwar an den Attentatsvorbereitungen nicht beteiligt ist, daß er aber davon gewusst hat. Ich muß sagen, daß das … die schwerste menschliche Enttäuschung für mich ist. Aber mir war ja s chon seit langem bekannt, daß Rommel kein Steher ist.«
Goebbels, Tagebuch, 2. August 1944
»Den Führer umlegen«: Die Abschrift eines abgehörten Gesprächs von General Eberbach in Trent Park stellt Rommel in ein neues Licht.
ZDF, Mainz
Der Stein wurde dann von gänzlich unerwarteter Seite ins Rollen gebracht. Nachdem Rommel aus dem Lazarett nach Hause entlassen worden war, hatte ihn in Herrlingen ein lokaler NSDAP-Funktionär besucht, um dem Feldmarschall die Genesungswünsche der Partei zu überbringen. Vor diesem machte Rommel dann seinem ganzen Unmut Luft: Der Krieg sei verloren; Hitler, dessen »Geisteskraft nachgelassen« habe, nur noch von Dilettanten umgeben. Diese defätistischen Äußerungen gelangten auf Umwegen zu Martin Bormanns NSDAP-Parteikanzlei. Bormann, dessen Verhältnis zu Rommel nie besonders gut gewesen war, sah seine Stunde gekommen und informierte Hitler. Dieser bekam nun möglicherweise auch von der Wehrmachtführung weiteres, Rommel belastendes Material vorgelegt.
»Zunächst unbehelligt«: Der verwundete Feldmarschall mit Ehefrau Lucie und Sohn Manfred auf der Terrasse seines Hauses in Herrlingen.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
»Einigermaßen wiederhergestellt«: Das letzte Foto des lebenden Rommel, aufgenommen am 1. Oktober 1944 vor der Universitätsklinik in Tübingen.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
»Den Freitod vorgezogen«: Um seine Familie vor der Verfolgung zu schützen, tötete sich Erwin Rommel mit einer Giftkapsel.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
Einige Autoren spekulieren deshalb über eine Intrige des OKW gegen Rommel. Alles sei das Werk von Keitel und Jodl, behauptete etwa Rommels einstiger Ordonnanzoffizier Alfred-Ingemar Berndt später. In der Tat hatte der Feldmarschall immer noch viele Gegner in der militärischen Führungsspitze. Doch waren diese auch bereit, Rommel endgültig ans Messer zu liefern? Für den 7. Oktober 1944 ließ Hitler Rommel nach Berlin bestellen, doch Rommel lehnte die Reise mit Verweis auf seinen angeschlagenen Gesundheitszustand ab. Seine Absage, sich Hitler persönlich zu stellen, wurde vom Diktator letztlich als Schuldeingeständnis bewertet. Sechs Tage später kündigte das OKW den Besuch zweier Offiziere an.
»Es ist mir nicht möglich auszudrücken, was in seinem Gesicht zu lesen war«, beschreibt Lucie Rommel die Situation, als ihr Mann am 14. Oktober 1944 gegen 13 Uhr aus seinem Arbeitszimmer kam, um sie über das Ergebnis
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