Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Straßen prügelten, kosteten immense Summen. Trotz all der vielen Finanziers und großzügigen Gönner blieb das Geld stets knapp, denn in der »Kampfzeit« der NSDAP wurde es mit beiden Händen wieder ausgegeben. Nicht nur die parteieigene Zeitung, der Völkische Beobachter , musste hoch bezuschusst werden, um die Propagandaschlachten der 1920er-Jahre durchzuhalten. Auf Geheiß Hitlers waren die Parteitage schon in dieser Zeit aufwendig inszenierte Ereignisse und verschlangen viel Geld. Die als pompös und martialisch bekannten Nazi-Inszenierungen entfalteten immerhin eine erhebliche Werbewirkung. Vor allem in der Provinz galten gerade NS-Veranstaltungen während der Wahlkämpfe als willkommene und geradezu unterhaltsame Abwechslung. So konnte die Partei es sich leisten, bei Wahlkampfveranstaltungen Eintritt zu nehmen: 30 Pfennig, Arbeitslose hatten freien Zutritt. Im sechswöchigen Wahlkampf 1930 gab es reichsweit 34000 Veranstaltungen der NSDAP – und das spülte dringend benötigtes Geld in die leeren Kassen. Hitler selbst konnte Anfang der 1930er-Jahre hochzufrieden sein: Seine Karriere als Politiker war in vollem Schwung, die NSDAP fand politisch große Beachtung – und finanziell ging es ihm persönlich glänzend. Im Jahr 1931 überwies ihm der Eher Verlag 40780 Mark als Tantiemen für Mein Kampf , für Artikel im Völkischen Beobachter kassierte er zusätzlich 15000 Mark. Im folgenden Jahr 1932 verzeichnete er ein Bruttoeinkommen von fast 65000 Mark.
»Aufwändige Inszenierung«: Die Massenaufmärsche der NSDAP-Parteitage belasteten die stets klamme Parteikasse – SA-Einheiten auf dem Nürnberger Hauptmarkt, August 1927.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
Geschenke für den »Führer«
Das Jahr 1933 brachte die alles entscheidende Zäsur für Deutschland – in jeder erdenklichen Hinsicht. Es begann der Marsch in die Diktatur, in den Krieg und in den vollkommenen moralischen Bankrott. Und für Hitler, der am 30. Januar 1933 als Führer der stärksten Reichstagsfraktion zum Reichskanzler ernannt wurde, begann in diesem Schicksalsjahr der Aufstieg zu absoluter Macht und zu fast vollkommener finanzieller Unabhängigkeit. Bald sollte ihn nicht mehr interessieren, wie viel Geld ihm zur Verfügung stand, sondern nur noch, was man damit machen konnte. Von nun an erntete er die Früchte der Macht. Nach außen hin aber war er bemüht, als Politiker neuen Typs zu wirken. Und so vermeldete der Völkische Beobachter eine Woche nach Hitlers Machtantritt, dass der neue Kanzler auf das Jahresgehalt, das ihm in diesem Amt zustand, verzichten werde. 29200 Mark verdiente ein deutscher Reichskanzler jährlich, dazu kam eine Aufwandsentschädigung von 18000 Mark. Das Geld solle den Angehörigen von SA- und SS-Leuten zugute kommen, die im Kampf um die Macht getötet worden seien, schrieb der »VB« und verkündete, dass Hitler seine neue Position als Ehrenamt betrachte. Auch so unterfütterte Hitler die Propaganda mit einem Mythos, der lange Zeit wirksam war: dass Hitler finanzielle Belange unwichtig seien und dass er persönlich ein höchst bescheidenes Leben führe. Dieser Eindruck hielt sich hartnäckig, wohl auch, weil keine Zeitung damals vermeldete, dass Hitler diesen Verzicht nur ein Jahr später zurücknahm. Dreist war zudem sein Verhalten, als er sich nach dem Tod des Reichspräsidenten Hindenburg auch dessen Amt aneignete. Damit trat er nicht nur den Geist der noch immer geltenden Verfassung mit Füßen, sondern kassierte schamlos doppelt: Auch das Gehalt des Reichspräsidenten von 37800 Mark und eine jährliche Aufwandsentschädigung von 120000 RM wurden ihm nun monatlich gutgeschrieben.
Jetzt konnte er Geld mit vollen Händen ausgeben … Er wusste: solange die deutsche Industrie verdiente, würden seine privaten Geldquellen unerschöpflich sein. Und dafür, dass es der deutschen Industrie noch nie besser gegangen war als unter seiner Herrschaft, dafür hatte er gesorgt – mit gigantischen Rüstungsprojekten
Wulf C. Schwarzwäller, Hitlers Geld
»Interessenbündnis auf Gegenseitigkeit«: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (Mitte) im Gespräch mit dem Industriellen Albert Vögler (links) und dem Leiter der »Deutschen Arbeitsfront«, Robert Ley.
Bayerische Staatsbibliothek, München
Doch waren diese staatlichen Gehälter nur ein Zubrot – die wirklich großen Summen verdiente der Privatmann Hitler mit seinem Buch Mein
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