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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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verbunden ist. In der Haft in Landsberg entstand 1924 sein Pamphlet Mein Kampf , ein schwer lesbares Sammelsurium autobiografischer und weltanschaulicher Ausführungen, das 1925 erschien. Hitlers Buch, publiziert in Hitlers eigenem Verlag, brachte ihm äußerst vorteilhafte Tantiemen – er erhielt pro verkauftem Exemplar 15 Prozent vom Ladenpreis, der mit 12 Mark recht teuer ausfiel. 10000 Bücher gingen im ersten Jahr über den Ladentisch, Hitler nahm 18000 Mark ein – das war mehr als das Zehnfache des in Deutschland durchschnittlichen Bruttojahresverdienstes, der knapp 1500 Mark betrug.
    Seine Politkarriere war nach dem Novemberputsch 1923 von der Festungshaft in Landberg nur kurzzeitig unterbrochen worden; für die Zeit danach war zudem finanziell gesorgt. Durch die Einführung der Rentenmark hatte das Deutsche Reich die Inflationsspirale gestoppt, auch deutsches Geld hatte wieder Wert. Hitlers Gönnerin Helene Bechstein sorgte als Bürgin dafür, dass ihr teurer Freund nach der Entlassung einen Personalkredit von 45000 Mark bekam – da er dieses Geld nie zurückzahlte, wandelten die Bechsteins die Bürgschaft in eine Schenkung um. Hitler, der nun bekannter war als je zuvor, engagierte privat drei Angestellte: Rudolf Heß als Privatsekretär verdiente 300 Mark monatlich, sein Leibwächter Julius Schaub 200 Mark, sein Chauffeur Julius Schreck 100 Mark. Der Chauffeur war billig, teuer aber die Karosse, die er lenkte: Der Autonarr Hitler kaufte 1925 einen Mercedes-Kompressorwagen, ein Spitzenmodell zum Preis von 20000 Mark. Weitere Ausgaben entstanden, als Hitler für 1000 Mark im Jahr auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden ein Landhaus, das »Haus Wachenfeld«, mietete. Auch sonst ließ er es sich gut gehen – vom »Haus Wachenfeld« fuhr er häufig nach München, um seine Nichte Geli in die Oper auszuführen und um viel Zeit in Restaurants wie der »Osteria«, dem Café Heck oder dem Carlton Tea Room zu verbringen. Anders als in den Wiener Jahren konnte er sich diesen Lebensstil nun mit Leichtigkeit leisten.

    »Äußerst vorteilhafte Tantiemen«: Während seiner Haft in Landsberg (links) entstand Hitlers Buch Mein Kampf , das ihm schon bald finanzielle Unabhängigkeit sicherte.
    Bayerische Staatsbibliothek, München
    Anfang Februar 1925 war die zwischenzeitlich verbotene NSDAP neu gegründet worden. Ein Gehalt als Parteivorsitzender, das ihm Schatzmeister Schwarz anbot, lehnte Hitler noch immer brüsk ab. Er wollte nicht in den Kassenbüchern der Partei erscheinen, da sich das Finanzamt zunehmend für seine Einnahmen interessierte.

    »Deutschlands Zukunft«: Plakat zur Neugründung der NSDAP 1925.
    Bayerische Staatsbibliothek, München
    Schon am 1. Mai 1925 mahnte ihn die Finanzbehörde: Er solle bitte eine Steuererklärung für 1924 sowie für das erste Quartal 1925 einreichen. Seine Antwort: Er habe keine Einnahmen gehabt und nur von Bankdarlehen gelebt. Weitere Erklärungen blieb er schuldig. Für das letzte Quartal 1925 gab er schließlich Einnahmen von 11231 Mark an. Davon wollte er allerdings 6540 Mark als »berufliche Ausgaben« absetzen: Die Kosten für seine drei Angestellten, Reisekosten – all das brauche er, denn er sei schließlich »politischer Schriftsteller«: »Ohne meine politische Aktivität wäre mein Name unbekannt. Meine politische Tätigkeit versorgt mich mit dem Material, als politischer Schriftsteller tätig zu sein«, lautete seine durchsichtige Ausrede. Auch Schuldenzinsen von 2245 Mark müssten ihm vom Einkommen abgerechnet werden, es blieben also nur noch 2446 Mark zu versteuern. Dann versuchte er, Mitleid zu erregen: »Ich beschränke meine persönlichen Bedürfnisse, indem ich auf Alkohol und Tabak verzichte, meine Mahlzeiten in den allerbescheidensten Restaurants einnehme. … Auch das Automobil ist für mich nur Mittel zum Zweck. Nur das Automobil ermöglicht es mir, meine tägliche Arbeit zu leisten.« Damit waren die Münchner Finanzbeamten die Ersten, denen er sich als persönlich bescheidener, unermüdlich tätiger Zeitgenosse zu verkaufen suchte. Dieses Image, später intensiv propagandistisch gepflegt, wird auch für die Masse der »Volksgenossen«, die er ab 1933 regiert, zum Bild Adolf Hitlers gehören. Eine Lüge, die noch heute nachwirkt.
    »Das Finanzamt ist sehr hinter unseren Büchern her. Zu gern würden sie uns einmal was am Zeug flicken. Aber sie werden keinen Anlaß dafür finden. Deswegen will auch der Chef nie in den Büchern stehen.«
    Franz Xaver

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