Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Kampf , das nach dem Machtantritt bis 1945 über zehn Millionen Mal verkauft wurde und ihm gut acht Millionen Mark einbringen sollte. Das war enorm viel Geld, doch auch diese Summen verblassen angesichts der Gelder, die ihm von anderer Seite zuflossen. Denn der »Reichsstand der Deutschen Industrie« beschloss auf Initiative des Essener Großindustriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, dem neuen starken Mann ein Geschenk zu machen. Die Industrie sagte »Danke« – dafür, dass fortan in Deutschland jegliche Gefahr »linker« Experimente gebannt war, dass im NS-Staat die Gewerkschaften zerschlagen wurden, dass die Löhne und Gehälter auf dem Stand von 1933 eingefroren blieben und dass nun riesige und lukrative Rüstungsprogramme aufgelegt wurden. Das »Interessenbündnis auf Gegenseitigkeit« zwischen den Unternehmerverbänden und den neuen Machthabern sollte besiegelt werden durch eine großzügige Geste der Konzernherren – sie erfanden die »Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft«. Anfangs noch freiwillig, sollte jeder Arbeitgeber ab dem 1. Juni 1933 vierteljährlich einzahlen und eine Summe in der Größenordnung von 0,5 Prozent seiner betrieblichen Lohnkosten spenden; in den folgenden Jahren entwickelte sich die Spende zu einer Zwangsabgabe. Das Geld floss in einen Privatfonds, über den der »Führer« nach Belieben verfügen konnte. Hitler brauchte keinerlei Rechenschaft über die Verwendung dieser Mittel abzulegen. Versteuern musste er das Geld selbstverständlich nicht. Bis 1945 kamen so 700 Millionen Reichsmark zusammen. Der Wirtschaft tat diese Gabe an den »Führer« nicht weh, denn sie konnte die Spende von der Steuer absetzen. Damit trug indirekt der Steuerzahler die Last dieses luxuriösen Geschenks an den »Führer«. Hitler erklärte gegenüber Krupp und den Konzernchefs, dass er das Geld zur »Förderung der Kultur« und zur »Linderung unverschuldeter Not bei altgedienten Kampfgefährten« nutzen wolle.
»Großzügige Geste«: Die zunächst auf freiwilliger Basis erhobene »Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft« entwickelte sich bald zur Zwangsabgabe.
Interfoto, München (Marz)
Wenn Hitler für irgend etwas Geld haben wollte – Bormann zahlte: ob es um ein Haus für einen verdienten Parteigenossen ging oder um ein Geschenk für Eva Braun.
Baldur von Schirach, »Reichsjugendführer«
Ein »altgedienter Kampfgefährte« profitierte sofort, weil er befördert wurde: Martin Bormann avancierte zum Verwalter dieser Gelder, fortan gehörte er zur engsten Entourage Hitlers und drehte diensteifrig den Geldhahn auf, wenn der »Führer« teure private Wünsche und Projekte realisieren wollte.
Luxus und Repräsentation
Nun konnte Hitler fast uneingeschränkt jene privaten Interessen pflegen, die ihn schon in den frühen Jahren in Wien umgetrieben hatten: die Liebe zur Kunst und das Interesse an der Architektur. Zunächst lebte Hitler seine Vorstellungen von Stil und Größe als Bauherr aus. Sein bescheidener Landsitz oberhalb Berchtesgadens, das »Haus Wachenfeld«, wurde zu einem der persönlichsten Projekte Hitlers – er baute sein privates Anwesen zu einer repräsentativen Residenz aus. Bis Mitte 1936 wurde aus dem bescheidenen Holzhaus der pompöse »Berghof«. Das neue Domizil hatte 30 Zimmer, alles war ganz nach den Vorstellungen seines Erbauers gestaltet. Die Entwürfe hatte Hitler selbst gezeichnet, sein Baumeister Roderich Fick realisierte jede seiner Ideen. Groß und vom Feinsten musste alles sein, Protz und private Marotte paarten sich zu einer teuren Projektion der Macht. Und vieles zeugte von Hitlers typischem Dilettantismus. »Das für seine Ausmaße berühmte versenkbare Fenster in der Wohnhalle war Hitlers ganzer Stolz. Es gab den Blick auf den Untersberg, auf Berchtesgaden und auf Salzburg frei. Unterhalb dieses Fensters hatte Hitlers Eingebung die Garage für seine Wagen plaziert; bei ungünstigem Wind drang intensiver Benzingestank in die Halle. Es war ein Grundriß, der in jedem Seminar einer technischen Hochschule abgelehnt worden wäre«, mokierte sich Albert Speer Jahrzehnte später in seinen Erinnerungen über Hitlers Anwesen. Die Baumaßnahmen wurden aus Hitlers gut bestückter Privatschatulle bezahlt.
»Teure Projektion der Macht«: Der Umbau des Berghofs am Obersalzberg war Hitlers ganz privates Steckenpferd – hier der Rohbau im Winter 1935/36.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Der »Berghof« ist eine wahre Goldgrube.
Weitere Kostenlose Bücher