Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Schwarz, Schatzmeister der NSDAP, 1929
»Das Automobil als Mittel zum Zweck«: Während des Nürnberger NSDAP-Parteitags im August 1927 nimmt Hitler in seinem Mercedes stehend die Parade der Parteiformationen ab.
Bayerische Staatsbibliothek, München
»Hitler privat«: Im Haus Wachenfeld auf dem Obersalzberg verbrachte der Parteiführer ab 1925 einen großen Teil seiner freien Zeit.
Bayerische Staatsbibliothek, München
»Hitler als Werkzeug der Industrie«: So klar wie in der Fotomontage von John Heartfield, in der Fritz Thyssen Hitler wie einen Hampelmann am Strick zieht, lagen die Dinge damals nicht.
DHM, Berlin (John Heartfield, Thyssen mit Zigarre zieht Hitler wie einen Hampelmann am Strick © The Heartfield Community of Heirs/VG Bild-Kunst, Bonn 2011)
Mitte der 1920er-Jahre war ein Geflecht etabliert, das sich als äußerst lukrativ erweisen sollte: Hitler und die Partei waren eine finanzielle Symbiose eingegangen. Die Partei schoss viel Geld zu, der Parteichef profitierte, ebenso wie der Völkische Beobachter , der Unsummen verschlang. Beide aber, der wirkungsmächtige Frontmann Hitler sowie die lautstarke Zeitung, sicherten der Partei jenen Zulauf und jene Aufmerksamkeit, welche sie in der politischen Szene Weimars zum Überleben brauchte. Der Wirtschaftsjournalist Wolfgang Zdral, Autor von Der finanzierte Aufstieg des Adolf H. , bilanziert, dass der Parteichef unbegrenzte Möglichkeiten hatte: »Das Paradoxe in Bezug auf das Parteivermögen war, dass Hitler als oberster Parteichef ständig darauf Zugriff hatte und sich unbegrenzt am Geldhahn bedienen konnte.«
Die Insignien des Erfolgs
1928 tätigte Hitler mit »eigenem Geld« erneut größere private Investitionen: Er kaufte das »Haus Wachenfeld« am Obersalzberg für 30000 Mark. Um das Finanzamt nicht erneut neugierig zu machen, verschleierte er seinen Schritt. Im Grundbuch von Berchtesgaden stand seine Halbschwester Angela als Eigentümerin. Im Herbst 1929 bezog er zudem in München eine repräsentative Mietwohnung am vornehmen Prinzregentenplatz, die Miete betrug 4147 Mark im Jahr. Dazu passte nicht so recht, dass er seine offiziellen Einnahmen für das Jahr 1929 mit nur 15448 Mark angab. Es wird vermutet, so Wulf Schwarzwäller in Hitlers Geld , dass er sich für manche persönlichen Ausgaben auf den Ruhrindustriellen Fritz Thyssen stützte, der große Summen für die NSDAP spendete: Thyssen hatte Hitler schon 1923 kennengelernt und sich von ihm beeindruckt gezeigt. Er hatte im Inflationsjahr 1923 über 100000 Goldmark an rechte Kreise um General Ludendorff gespendet und ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, dass auch die NSDAP davon profitieren solle. Thyssen war Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei; sein Kontakt zur NSDAP intensivierte sich erst 1928, als sich Rudolf Heß an ihn wandte, weil die Partei Geld brauchte. Der Großindustrielle machte daraufhin wohl über eine Million Mark locker – damit wurde er als Einzelperson zu ihrem größten Wohltäter.
»Thyssen von ganz altem Schlage. Knorke. Ein Kapitalist, aber solche Wirtschaftsführer läßt man sich schon gefallen.«
Goebbels, Tagebuch, 6. Januar 1931
»Ich persönlich habe der Nationalsozialistischen Partei zusammen eine Million Mark gegeben.«
Fritz Thyssen 1940 in seinem Buch I paid Hitler
Dieses Geld floss zu einem großen Teil in den Umbau der neuen Parteizentrale. Das Barlow-Palais an der Brienner Straße in München wurde für über 800000 Mark renoviert und zum neuen »Braunen Haus« umgebaut. Thyssen soll Hitler bei Besuchen in München oft zum Essen getroffen haben und angeboten haben, für eine Ausstattung aufzukommen, die eines prominenten Politikers würdig sei. »Auffällig ist jedenfalls, dass Hitler zur selben Zeit sein Zimmer zur Untermiete in der Thierschstraße aufgibt und eine Neun-Zimmer-Wohnung in der Prinzregentenstraße 16 bezieht«, schreibt der Wirtschaftsjournalist Wolfgang Zdral in seinem Buch Der finanzierte Aufstieg des Adolf H.
»Repräsentative Parteizentrale«: Das »Braune Haus« in München, März 1931.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek)
In der Parteikasse herrschte Ende der zwanziger Jahre dennoch ständig Ebbe. Die Beiträge der Parteigänger brachten nur wenig ein, Ende 1928 hatte die NSDAP erst 100000 Mitglieder, dafür aber Schulden in Millionenhöhe. Der Apparat, vor allem auch die Zuwendungen für das riesige Heer der SA-Leute, die sich für die Partei auf den
Weitere Kostenlose Bücher