Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Beobachter des Verlags Franz Eher Nachf. war in finanzieller Schieflage und stand zum Verkauf. Mit einer Auflage von 7000 war das Blatt in rechten Kreisen Münchens bereits gut bekannt. Der Kaufpreis sollte 120000 Mark betragen, plus Übernahme von 250000 Mark Schulden. Die junge NSDAP hatte überhaupt kein Geld. Der braune Poet Eckart nutzte deshalb seine Verbindungen: 60000 Mark steuerte der Reichswehrgeneral Ritter von Epp, der mit der NSDAP sympathisierte, aus einem »verdeckten« Reichswehrfonds bei – als Darlehen, für das Eckart persönlich bürgte. Fast 60000 Mark gab das NSDAP-Mitglied Gottfried Grandel, ein Augsburger Speiseölhersteller; für diesen Betrag musste Hitler bürgen. Das Geld war eingesammelt – doch eine Partei war keine »juristische Person« und konnte nicht als Käufer auftreten. Und so wurde der »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterverein« gegründet. Der Verein war nun hundertprozentiger Besitzer der neuen Franz Eher Verlag GmbH und des Völkischen Beobachters . Vorsitzender des Vereins war schon bald Adolf Hitler, Chefredakteur des »VB« wurde Dietrich Eckart.
»Kostspielige Agitation«: Nach dem Erwerb des Völkischen Beobachters wurde die Zeitung zum wichtigsten Sprachrohr der NSDAP-Propaganda.
Bayerische Staatsbibliothek, München
»Genialer Coup«: Mithilfe von Max Amann (links) wurde Hitler während der Inflationszeit zum Verleger.
Bayerische Staatsbibliothek, München
»Nach der nun erfolgten Übergabe des Völkischen Beobachter an die Partei will ich Ihnen, lieber Herr Eckart, für die uns noch in letzter Minute gewährte große Hilfe auch auf diesem Wege meinen wärmsten Dank zum Ausdruck bringen.«
Hitler, 1920 in einem Brief an Dietrich Eckart
Zum Geschäftsführer des Vereins machte Hitler seinen früheren Unteroffizier und Kriegskameraden Max Amann. Und dieser Amann fädelte nun einen genialen Coup ein. Im November 1921 – es war die Zeit der Inflation – stand ein Dollar bereits bei 180 Mark. Hitler, so Amann, könne doch leicht Spenden in harter Währung einsammeln und diese in Unsummen wertloser Mark umtauschen, um dann die geliehenen 120000 Mark zurückzuzahlen. Damit wäre Hitler dann in der Lage, sich zum alleinigen Anteilseigner des Verlags Franz Eher GmbH zu machen. Aus unbekannter Quelle erhielt Hitler die notwendige Summe der US-Währung – es genügten ganze 666 Dollar, in Papiermark umgerechnet, um die jeweils 60 000 Mark Schulden an den Reichswehrfonds und an den Speiseölhersteller Grandel zurückzuzahlen. Am 16. November vermeldete Hitler im Münchner Registriergericht, dass er nun alle Anteile am »VB« und am Franz Eher Verlag besitze.
»Mit Amanns Unterstützung war Hitler zu einem jener Inflationsgewinnler geworden, die er in seinen Reden stets mit radikaler Unbarmherzigkeit geißelte«, konstatiert Wulf Schwarzwäller in seiner Studie Hitlers Geld . Viel wichtiger noch: De facto war Hitler jetzt Zeitungsverleger und Verlagsbesitzer. Der Völkische Beobachter sollte noch jahrelang defizitär bleiben, die Parteikasse schoss immer wieder Unsummen zu, um die Zeitung, deren Anteile zu 100 Prozent Hitler gehörten, am Leben zu erhalten. Gleichzeitig aber war der Schatzmeister der Partei, Franz Xaver Schwarz, im Verlagsbüro nicht willkommen – diktatorisch hatte der Parteivorsitzende Hitler bestimmt, dass die Geschäfte Amanns im »VB« den NSDAP-Kassenwart nichts angingen. Der musste indes Geld aus der Parteikasse an Hitler auszahlen, wenn dieser »persönlichem Bedarf« anmeldete. Beträge von bis zu einigen tausend Mark wurden als »Sonderausgaben für Werbemaßnahmen« verbucht. Doch auch wenn der »VB« zunächst ein Zuschussgeschäft blieb – das Blatt trug erheblich zum Aufstieg der Partei bei: Es entwickelte sich rasch zu einem publizistischen Geschütz, mit dem die Weimarer Republik sturmreif geschossen wurde. Pikant war, dass sich Hitler für sämtliche Artikel, die er für den »VB« schrieb, Autorenhonorare auszahlen ließ.
Gerade in der Anfangszeit zu Zeiten der Großinflation bis 1923 war natürlich ausländisches Geld wie Golddukaten, denn das einheimische Geld wurde ja von Tag zu Tag weniger wert. Und Hitler hat es verstanden, aus der Schweiz größere Summen zu transferieren und zum anderen aus Amerika sich Spenden geben zu lassen.
Wolfgang Zdral, Wirtschaftsjournalist
Der Bestsellerautor
Die Buchabteilung des Verlags Franz Eher sollte dagegen bald von einem Werk profitieren, das untrennbar mit dem Namen Hitler
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