Geheimnisse des Himmels
hohen Wangenknochen, das haselnussbraune Haar, die funkelnden Augen, hell wie Bernstein.
„Kennen wir uns?“, fragte sie. Er hob den Brief auf und hielt ihn ihr entgegen.
„Ich denke nicht“, raunte er unfreundlich.
„Danke, ich wollt nicht -“
Sie ließ den Brief erschrocken fallen.
„DU?“, sagte sie ungläubig und starrte den Jungen mit weit aufgerissenen Augen an. Kaithlyn kannte ihn. Er war der Junge aus dem Wald. Rose und sie waren ihm bei ihrem Spaziergang begegnet. Er hatte auf einen Zettel geschrieben: Ich wünsche ihm den Tod . Er wollte, dass dieser Wunsch wahr wird, er wollte jemanden umbringen.
„Was machst du hier?“, fragte sie finster.
„Das geht dich nichts an.“
„Das hier ist meine Feier, also geht es mich etwas an. Wer bist du überhaupt?“
Der junge starrte sie überrascht an. „Du bist Kaithlyn Hayworth?“ Er lachte.
„Was gibt`s denn da zu lachen?“
Er wollte an ihr vorbei, doch Kaithlyn packte seinen Arm. „Hey?!“
Er zuckte so heftig zusammen, als habe Kaithlyn ihm einen Stromschlag verpasst. Kaithlyn wich zurück und starrte ihre feuchten Fingerspitzen an. War das Blut, das durch den Stoff seines dunklen Mantels gesickert war? Blut .
„Bist du verletzt?“, schoss es augenblicklich aus ihrem Mund. „Hat dich jemand… angegriffen ?“ Als sich ihre Blicke trafen blieb er wie angewurzelt stehen. „Brauchst du Hilfe?“ Er schüttelte den Kopf. Völlig unerwartet legte er eine flache Hand an Kaithlyns Wange. Sie schauderte unter der kalten Berührung. „Was –“
„Du erinnerst mich an jemanden“, flüsterte er tonlos. Abrupt trat er zurück, als wäre er gerade erst zur Besinnung gekommen; erwacht wie aus einem tiefen Traum. Als wäre die Zeit zwischen ihnen stehen geblieben sahen sie einander nur wortlos an.
„Wie ist dein Name?“, fragte sie leise.
„Reid.“
Sie brach den Blickkontakt ab, um nach Fye Ausschau zu halten. Fye und Mr Crossdale, führten ein Gespräch mit Mr Grim. Der seltsame Lehrer schien bedrohlich nah. Sein Kianki spähte in Kaithlyns Richtung, als würde es Witterung aufnehmen.
„Du brauchst Hilfe, einen Heiler oder jemanden der -“
Doch als Kaithlyn sich wieder an Reid wenden wollte war dieser verschwunden. Sie konnte ihn zwischen all den farbenfrohen Kleidern und den lauten Stimmen nicht mehr ausmachen.
Besorgt musterte sie die Blutflecke an ihren Fingerspitzen. Wer war er und was machte er hier? Warum war er verletzt? Wenn er es auf das Fest geschafft hatte, musste er irgendwie hereingelassen worden sein. Seit Greens Angriff hatte ihr Großvater die Schutzzauber wieder aufgebaut, oder? Du wirst ihn nicht mehr finden.
Kaithlyn und Harlow gingen eine Runde durch den Raum, um sich von Mr Grims Blicken zu befreien. Er saß ihr im Nacken, das spürte sie. Sie setzte sich ans Ende einer leeren Tafel und nun schlug ihr Herz heftig beim Anblick des Briefes. Kaithlyn konnte es kaum erwarten, ihn zu öffnen.
Kapitel 13
Weiße Frauen
Im Brief waren mehrere Blätter. Auf dem Ersten war in der linken oberen Ecke das Schulwappen, ein von Ranken umschlossenes D , darunter stand: Akademie Senegade. Kaithlyn begann zu lesen.
Sehr geehrte Miss Hayworth,
Wir freuen uns Ihnen einen Schulplatz an der D.A.S. anbieten zu können und begrüßen Sie daher herzlich in der Unterstufenklasse. Alle Schüler/innen haben sich am 21. August um 10.30 Uhr im Eingangsbereich des Nordflügels einzufinden. An diesem Tag erhalten Sie die Zimmerzuteilung, Stundenpläne, Bücher und ihre Schuluniform. Weiterhin gedenken wir Sie in die Astonishklasse aufzunehmen. Bis dahin bitten wir um eine schriftliche Mitteilung, wenn Sie den Schulplatz nicht in Anspruch nehmen möchten.
Freundliche Grüße
Maurios Spanner und Dorothea Fem
(Schulleiter und Schulleiterin der Deity Akademie Senegade)
Anlagen
Kursverzeichnisse
Kaithlyn fiel ein Stein vom Herzen. Sie war aufgenommen. Doch was war die Astonishklasse? Hauptsache sie hatte endlich den Brief. Sie würde dort studieren und lernen können. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen, oder? Sie sah sich nach irgendjemanden um, den sie kannte, um die frohe Nachricht sofort verbreiten zu können, doch aus der Menge blickten ihr nur fremde Gesichter entgegen. Kaithlyn ging zum unzähligsten Mal durch die Reihen und suchte die anderen. Sie hatte das unheimliche Gefühl das Mr Grim sich wieder an ihre Fersen geheftet hatte. Als würde er sie verfolgen. Zu ihrer Verblüffung
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