Geheimnisse des Himmels
immer so“, sagte Fye, der ihr noch immer nicht von der Seite gewichen war.
„Es muss schön sein Geschwister zu haben“, bemerkte Kaithlyn sehnsüchtig. Sie hätte gerne einen kleinen Bruder oder eine Schwester gehabt. Selbst eine beste Freundin konnte Geschwister nicht ersetzten.
„Die Vorstellung ist schöner als die Realität“, meinte Fye scherzhaft. Mara verschränkte die Arme vor der Brust. „So war das nicht gemeint“, sagte Fye beschwichtigend. „Und was ist überhaupt mit deinen Schuhen passiert?“ Sie zuckte mit den Achseln.
„Sie liegen im Garten“, sagte Kaithlyn. Wieso hatte sie nicht früher daran gedacht? Mara würde sich erkälten, wenn sie weiter barfuss herumlief. „Wird sie nicht“, äußerte Fye sich, wie zur Antwort auf Kaithlyns Gedanken. „Das macht sie öfters. Sie lässt Magie in ihre Füße fließen und benutz sie wie eine zweite Hautschicht. Es wärmt sie. In Mercudimagie war sie schon immer besser als all ihre Brüder.“
Mara lächelte.
„Das ist…praktisch“, sagte Kaithlyn fasziniert.
„Vielleicht hilft Mutter dir deine Schuhe zu finden“, fügte Fye hinzu und bedachte Mara mit einem bittenden Blick. Als könne sie seine Absichten spüren, nickte sie und bahnte sich einen Weg auf die große Tafel zu, an der ihre Eltern saßen.
„Unverbesserlich“, murmelte Fye gedämpft. „Möchtest du auch tanzen, Kaithlyn?“
Sie sah ihn an und bekam schlagartig Herzklopfen. Es hatte sie noch nie jemand um einen Tanz gebeten. Sie war sich nicht sicher, ob sie tanzen konnte.
„Äh…“, sie zögerte. Er streckte ihr auffordernd die Hand entgegen. „Gerne.“
Kaithlyn war nervös, als sie und Fye die Tanzfläche betraten. Doch ihre Nervosität verflog bald darauf, denn Fye war ein ausgezeichneter Tänzer, der sich darauf verstand sie zu führen. Die Musiker stimmten eine langsame, klangvolle Melodie an, die es Kaithlyn leicht machte sich Fyes eleganten Schritten anzupassen. Seine Berührungen gaben ihr Sicherheit, dennoch hatte sie die ganze Zeit über Angst ihm auf die Füße zu treten. Dieses furchtbar peinliche Missgeschick blieb ihr zum Glück erspart.
„Das Fest scheint allen zu gefallen“, sagte Fye. „Das habe ich heute Abend mehrfach zu hören bekommen.“
„Alles der Verdienst meines Großvaters“, erwiderte Kaithlyn. „Ich kann mir nicht einmal all die vielen Namen merken.“
„Niemand lernt hunderte von Namen an einem Abend. Das ist nicht notwendig. Manche von den Geladenen wirst du vermutlich kein zweites Mal sehen. Wir mussten da alle durch. Scheint so als hätten sich alle Eltern verschrieben ihren Kindern ein großes Fest zu geben, um damit zu prahlen, dass sie bald das Ryogan erhalten. Die ewige Tradition. Du darfst dich nicht unter Druck setzten, Kaithlyn.“
Sie schmunzelte.
„Ach ja? So einfach ist das also.“
Fyes Lächeln reichte bis zu seinen Augen und ließ sie strahlen. Kaithlyns Mund wurde trocken und sie hatte das Gefühl ihn Minuten lang angestarrt zu haben, bis er weiter sprach.
„Meine Familie möchte dir übrigens ein Geschenk machen.“
„Wirklich?“, quiekte sie aufgeregt.
„Ob es wirklich ein Geschenk im eigentlichen Sinne ist, ist fraglich. Es gibt da einen hervorragenden Lehrer; er ist schon seit seinen Lebzeiten der Hauslehrer meiner Familie. Mein Vater möchte, dass er dich unterrichtet. Er hat mit deinem Großvater darüber gesprochen. Die beiden waren sich einig, dass er der beste Mann für den Job ist, er rasche Fortschritte erzielen kann, um dir schnellst möglich alles Notwendige einzutrichtern.“
„Eintrichtern?“, fragte Kaithlyn verdutzt.
„Ja. Das ist genau das richtige Wort. Er ist unerbittlich.“
„Das klingt…toll.“
Kaithlyn sah in verlegen an.
„Glaub mir Kaithlyn, er ist fantastisch, aber eben anders als gewöhnliche Lehrer.“
„Ist das nun gut oder schlecht?“
„Da bin ich mir nicht sicher. Ich wollte dir keine Angst machen, aber er ist eben –“
„Unerbittlich“, vollendete sie den Satz. Fye lachte. „Er ist gut in dem was er tut.“
„Das ist alles, was zählt, oder? Ich nehme das Angebot gerne an“, antwortete sie. Sie merkte, dass ihre Unsicherheit sie völlig aus dem Takt gebracht hatte. Bemüht den Rhythmus wieder zu finden, trat sie Fye auf den Fuß.
„Entschuldige. Ich - “ Kaithlyn blieb abrupt stehen.
„Alles okay?“, fragte er und folgte Kaithlyns Blick. Sie schüttelte den Kopf.
„Ich hatte nur so ein…Gefühl. Entschuldige.“
„Keine Sorge,
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