Geheimnisse des Himmels
als einzige nicht kannte. Stattdessen blitzte ein Lächeln in ihrem Gesicht auf, das nicht zu deuten war.
„Die Familie Blane, in der Tat, eine kleine Familie, von äußert begabten Mercudizauberern. Wie ich hörte hat Jared Blane die Nachfolge eines der Inselwächter angetreten und ist außerdem der Leibwächter des jungen Prinzen Timothy. Eine verheißungsvolle Aufgabe.“
„Er ist mein älterer Bruder“, sagte Melora kurz angebunden. Mr Karacord sah Melora in die goldenen Augen.
„Ihr Bruder also.“
Fye legte Melora in einer flüchtigen Geste eine Hand auf die Schulter. Mr Karacord entging, dass sie kurz davor gewesen war, aufzustehen und ihre Mundwinkel verräterisch gezuckt hatten. Was lag ihr auf der Zunge? Warum wurde Kaithlyn das Gefühl nicht los, das Mr Karacord trotz seiner Freundlichkeit in die Privatsphäre ihrer Freunde eindrang und sie auf irgendeine Weise beleidigte, ohne dass sie verstand, was vorging? Lag es an der Aufregung? Spielten ihre Sinne ihr Streiche und sie sah Probleme, wo Nichtigkeiten standen? Der Hauch einer unverständlichen Sorge berührte ihr Herz, als habe sie eine böse Vorahnung, die sich unbegründet ihrer Gedanken bemächtigte. Es liegt daran, dass er ein Fremder ist. Seine Gesten, seine Worte sind mir nicht vertraut und deshalb suche ich nach Gründen ihn nicht zu mögen. Denn, wenn ich ihn mögen würde, wäre er nur eine weitere Person auf der Liste jener, die mich verraten oder verlassen können. Das ist so albern! Auf Menschen zu vertrauen ohne etwas über sie zu wissen wäre im Normalfall töricht. Doch all das wurde plötzlich nebensächlich, als Mr Karacord seine volle Aufmerksamkeit Kaithlyn schenkte.
„Ich bin hocherfreut, dass wir uns nun endlich kennenlernen“, sagte er einnehmend, sodass ihr ganz warm in der Brust wurde.
„Die Umstände sind keine wünschenswerten, aber das Leben ist nun einmal ein Sturm voller Höhen und Tiefen. Dass meine alten Augen dich noch erblicken würden…du ähnelst deiner Mutter wirklich sehr! Das helle Haar und diese grauen Augen; so aufmerksam und direkt, als könntest du jede Absicht durchschauen.“
Er lächelte noch erwärmender. Kaithlyn vergaß bei seinen Erinnerungen fast, dass außen ihnen noch drei weitere Personen anwesend waren.
„Wenn Alyssa wütend war, war es so als könne sie mit ihrem sturen Eifer Wände durchdringen. Sie hat es immer geschafft, meinen Willen zu brechen. Sie war so eine wundervolle Person…“
Kaithlyn starrte Mr Karacord fest an, bis er den Blick hob.
„Das Gerede eines alten Mannes, entschuldigt, ich schweife vom Thema ab.“
Er machte eine wegwerfende Geste mit der linken Hand. Kaithlyn zuckte zusammen, als wäre sie gerade aus dem Schlaf gefahren. Sie musste sich daran erinnern, weiter zu atmen.
„Ich bin gewillt dir all deine Fragen zu beantworten. Doch diesen Teil der Unterredung verschieben wir auf einen späteren Zeitpunkt. Deine Freunde haben sicher Verständnis dafür, unsere familiäre Privatsphäre zu respektieren. Die dringlichste Angelegenheit ist das Auftauchen von Anthony Green. Ein Momentan, unübersichtliches Durcheinander an zu klärenden Fragen und deren Wichtigkeit.“
Kaithlyn nickte nervös.
„Was ist mit Green?“
Eigentlich wollte Kaithlyn als Erstes etwas Nettes oder Dankbares sagen, aber sie fand nicht die passenden Worte. Sie kannte diesen Mann einfach nicht. Wie sollte sie ihn denn überhaupt nennen? Großvater schien ihr unangemessen freundlich und zu vertraut. Was wusste sie schon über ihn?
„Ich möchte mein Bedauern bekunden, denn ich bedaure zutiefst , dass dieser Vorfall sich aufgrund mehrerer Fehler meinerseits ereignen konnte. Ich bin der Verantwortliche. Mein Anwesen verfügt über allgemeine und gültige Sicherheitszauber, zudem habe ich persönlich stets dafür gesorgt, dass es vor unerwünschten Eindringlingen geschützt wurde. Die Überwachung dessen kann niemand anderem zu Last gelegt werden.“
Mr Karacord war geschickt. Er sprach davon, dass er die Verantwortung trüge, betonte jedoch mit keinem Wort den Fehler in seinem makellosen System, den er anscheinend nicht ausgemacht hatte. Kaithlyn hatte schon in der Schule Leute die nur um das eigentliche Thema herum redeten nicht gemocht. Er schuldete ihnen keine Rechenschaft, warum war er also so erpicht darauf zu erklären, das er die Schuld trüge?
„Wie… bedauerlich “, sagte Melora und presste die Lippen aufeinander.
„Hat Mr Crossdale Ihnen einen Teil geschildert?“,
Weitere Kostenlose Bücher