Geheimnisse des Himmels
ihren Rücken hinab; ihre Augen leuchteten so grün wie frisch erblühte Blätter. Die beiden trugen dasselbe schwarze Kleid, auf dem ein Wappen eingestickt war. Ein Schild mit einem großen D , das von Ranken geziert wurde. Kaithlyn musste nicht erst lesen, wer diese Schwestern waren. Relia Abadon und Alyssa Hayworth in ihren Schuluniformen. Kaithlyn sah direkt in die malerisch verewigten Gesichter ihrer Tante und ihrer Mutter.
„Mom war wunderschön und hatte diese freundlichen, gütigen Augen.“
„Sie sieht aus wie du, Kaithlyn“, sagte Harlow und Kaithlyn nickte. Ihre Verwandtschaft war unverkennbar, nicht nur äußerlich. Da war etwas in ihren Augen, das Kaithlyn an ihr eigenes Spiegelbild erinnerte. Was Relia anging…Alyssa hätte viel eher die Schwester von Harlow Hayworth sein können, dachte Kaithlyn. Sie war also schon in Kaithlyns Alter eine sture, kühle Persönlichkeit gewesen. Kaithlyn lächelte in sich hinein.
Beim Verlassen des Raumes schloss sie die Tür so sachte, als würde sie dort etwas Kostbares zurücklassen, obwohl sie jederzeit wieder kommen konnte. Kaithlyn glaubte, sich in dem Flur in dem sie jetzt weiter gingen auszukennen. Hier in der Nähe musste die Bibliothek liegen. Sie behielt recht. Bücherregale so weit das Auge reichte, die sich an Wänden entlang über Raumebenen schlängelten und verteilten. Die Lichter an den Leselampen an den unzähligen Schreibtischen waren erloschen, nur ein kleines Licht flackerte in einer der hinteren Ecken. Kaithlyn ging ein Stück durch den Raum, dort vorne war der Spiegel, durch den sie gekommen war. Heute erschien er ihr viel zu dunkel, um aus Glas gemacht zu sein. Sie entdeckte Kaine, dessen Körper aufgrund des einzigen Lichtquells lange Schatten warf und seine Bewegungen deutlich abzeichnete. Er war in ein Buch versunken.
„Hallo“, sagte Kaithlyn und sah sich die Einbände der Bücher in dem Regal vor ihr an. Alle Bücher hier schienen sehr alt und kostbar. Manche Einbände waren vergoldet, auf anderen waren seltsame Muster oder Schriftzeichen, aber alle waren abgegriffen und verströmten einen muffigen Geruch nach nassem Papier.
„Das sind wahnsinnig viele“, staunte Kaithlyn erneut und zog ein Buch in Griffhöhe heraus. Es war in abgewetztes Leder gebunden und der Titel lautete: die 7 Chakren des Körpers .
Kaithlyn schob es zurück und fuhr mit dem Finger weiter über die Einbände. Nach einiger Zeit zog sie ein anderes Buch heraus und las den Titel: Mythen der Sonne und des Feuers .
Kaithlyn blätterte die Seiten durch. Die Schrift in der das Buch geschrieben war, war so verschnörkelt, das Kaithlyn die Buchstaben kaum entziffern konnte. Sie überflog die Seiten bis ihr Blick an einem Datum hingen blieb. Interessiert begann sie zu lesen.
Der 21. Juni ist der Tag der Sommersonnenwende, das Fest der Sonne und des Feuers. Der längste Tag des Jahres ist erfüllt von der höchsten Kraft und Macht des Sonnengottes. Die uralte Magie des Feuers erreicht an diesem Tag ihren Höhepunkt - da nach der Wende der Sonne das Licht der Dunkelheit weicht und umgekehrt. Diese Magie steht immer im Zeichen der Künste des Drachenclans die von Generation zu Generation durch das Ryogan weiter gegeben wird. Der 21. Juni wird von vielen unterschiedlichen Völkern gefeiert, vor allem in Gedenken an Blaze Karacord, der als Symbol für Licht und Wärme gilt. Es ist der Tag der Wünsche und Hoffnungen. Man sagt Menschen, die an diesem Tag geboren wurden, außergewöhnliche Kräfte nach. Dies verdankt die Mythologie vor allem einem Urahnen, der Feuermagie. So wurde auch Blaze Karacord an einem 21. Juni geboren. Die –
Kaithlyn brach ab. Schon wieder dieser Name. Er stand also in Büchern und Kaithlyn hatte noch immer keine Ahnung von seiner Geschichte. Der 21. Juni war auch ihr Geburtstag. Außergewöhnliche Kräfte…Tag der Wünsche und Hoffnungen. Nur ein dummer Zufall , schloss Kaithlyn in Gedanken. Sie schob das Buch zurück. Auch Kaine war mit dem Lesen durch, denn er schob sein Buch ebenfalls in ein Bücherregal zurück. Kaithlyn fand, dass Bücher nicht zu Kaines Image passten. Er warf ihr beiläufig einen Blick zu.
„Bist du schon lange hier?“, fragte Kaithlyn beim zweiten Versuch ein Gespräch mit Kaine anzufangen. Sie hatte ihn bisher kaum reden hören. Das einzige Mal, das er mehr als ein Wort gesagt hatte, war beim Gespräch über Anthony Green.
„Du bist eher der stille Typ, oder?“
„Ich halte die meisten Gespräche
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