Geheimnisse des Himmels
feiern…ein feierliches Bankett…Einladungen verschicken…und…“
Während Mr Karacord in Gedanken schon bei der Planung der Feier war, hörte Kaithlyn schon nicht mehr richtig zu. Das konnte sie unmöglich annehmen! Ganz zu schweigen, dass sie nicht einmal annähernd genug Leute kannte, um eine Party zu schmeißen. Niemand würde kommen. Niemand. Es würde sie in den Augen ihres Großvaters in einem schlechten Licht erscheinen lassen, oder nicht? Gott, wie ich Rose vermisse.
„Aber das ist gar nicht nötig“, durchbrach Kaithlyn Mr Karacords Wortschwall.
„Da muss ich dir widersprechen, Kaithlyn. Es ist von Bedeutung.“
Ihr Großvater strahlte übers ganze Gesicht. Seine Begeisterung war fast ansteckend. Fast.
Eigentlich fand Kaithlyn es eine sehr nette Idee, für sie eine Feier zu planen und insgeheim freute sie sich unheimlich. Ihre bisherigen Geburtstage waren nicht besonders spannend gewesen. Ihre Tante hatte meist einen Kuchen gebacken und Rose´ Familie eingeladen. Dann schwieg Tante Relia die Gäste an, bis Kaithlyn es satt hatte und an ihren Geburtstagen die Jahre darauf, mit Rose etwas unternahm (was auf Custocorward so viel bedeutete, wie einmal durchs Dorf spazieren, denn der Wald machte den größten Teil der Insel aus). Es war schlichtweg frustrierend und langweilig gewesen. Der Glanz einer Feier, mit Musik, leckerem Essen, Gesellschaft…war verlockend. Mr Karacord durchschaute sie augenblicklich.
„Ich möchte es tun“, sagte er sanft. „Ich habe so viele verlorene Geburtstage aufzuholen.“
Kaithlyn fand keine Erwiderung. „Wieso ist das von Bedeutung?“, fragte sie geschlagen.
„Mit dem Abschluss des fünfzehnten Lebensjahres erhält man die Schriftrolle des Ryogan.“
Mr Karacord sah sie an, als wäre das völlig klar gewesen. Kaithlyn verstand nur Bahnhof.
„Ähm, Gan was?“
„Lass dich überraschen“, sagte ihr Großvater verschmitzt. „Nur so viel, es ist eine alte Tradition und es gab schon seit ewiger Zeit niemanden mehr, der die Schriftrolle bekam. Ich weiß noch wie aufgeregt deine Mutter war, wie sehr sich sie darauf freute. Es hat etwas mit der Whyburnmagie des Clans zu tun“
Kaithlyn hatte keine Ahnung warum eine Schriftrolle sie bereichern sollte, aber das ihre Mutter auch dieses Ding bekommen hatte stimmte sie positiver. Und wo sie schon bei der Magie waren…
„Großvater, ich habe eine Frage.“
Und als hätte Mr Roberts gespürt, dass dies einer dieser ungünstigen Momente zum Unterbrechen war, störte er sie. Er tauchte wie aus dem Nichts an der Schwelle zur Terrasse auf, eine Schweißperle glitzerte auf seiner hohen Stirn. „Mr Karacord!“, schnaufte er. „Wichtige Nachricht auf dem Disceptor.“
Mr Karacords Augen wanderten zu Kaithlyns.
„Geh nur“, sagte sie gelassen. Das war eine der Sachen, an die sie sich wohl gewönnen musste. Ihr Großvater war ein viel beschäftigter Mann.
„Wunderbar“, sagte Mr Roberts und für eine Sekunde erweckte er den Eindruck, als wolle er Mr Karacord an der Hand nehmen und hinter sich her schleifen. Unruhig fuchtelte er mit den Fingern in der Luft herum.
„Danke, Kaithlyn“, lächelte Lyon Karacord. Einige Minuten starrte Kaithlyn den Türrahmen an, verwundert und aufgekratzt. Harlow gähnte laut und fläzte sich auf den Rücken, damit die Sonne ihr den Bauch wärmen konnte. Kaithlyn schaufelte sich den Rest ihres halb geschmolzenen Eises in den Mund und malte sich ihre erste richtige Geburtstagfeier aus.
Als Kaithlyn am frühen Samstag wahllos Töne auf dem Flügel im Musikzimmer, das sie bei ihrem Rundgang durchs Anwesen entdeckt hatte, vor sich her klimperte, wurde sie von Melora unterbrochen. Seit ihrem Gespräch in der Bibliothek hatte sie Kaithlyn gemieden.
„Das klingt als würde ein Tier sterben.“
„Freut mich auch dich zusehen“, sagte Kaithlyn trocken. „Wie hast du mich gefunden?“
„Ich bitte dich, deine Musik war nicht zu überhören.“
„Was willst du?“
„Ich bin im Flur mit diesem seltsamen Mr Roberts zusammengestoßen; der Kerl ist echt immer in Eile. Jedenfalls soll ich dir ausrichten, dass Besuch im Foyer auf dich wartet. Jetzt .“
„Besuch?“
Kaithlyns Finger rutschten von den Klaviertasten. Harlow flüchtete unter dem schrillen Ton aus dem Zimmer. Melora hielt demonstrativ die Tür weiter auf. „Jetzt, Kaithlyn.“
Sie gingen in die Eingangshalle und als sie die Treppe herunter kamen, sah Kaithlyn schon von weiten die vielen Koffer dort unten
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