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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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»Anthropoid«, so das Codewort für das Attentat, barg ungeheure Risiken.

    »Ein Zeichen setzen: Die tschechoslowakische Exilregierung unter Präsident Edvard Beneš (2. von links) und Außenminister Jan Masaryk (rechts) in London.
    Getty Images, München (Picture Post/Tim Gidal)
    Die SOE plante Operationen, bei denen prominente Zielpersonen getötet werden sollten. Das war nicht bei allen populär. Es ist verbrieft, dass Charles Portal, der damals Chef der britischen Luftwaffe war, die schlimmsten Folgen befürchtete, wenn seine Flieger Agenten im Feindesland absetzten, die Mordanschläge durchführen sollten. Er hatte kein Problem damit, Spione abzusetzen, aber das Absetzen von Todeskommandos hielt er für unerträglich.
    Roderick Bailey, Historiker
    Als Tag für den Anschlag war der 28. Oktober 1941 ausersehen worden, der Gründungstag der Tschechoslowakischen Republik. Doch erst nach wochenlanger Verzögerung hob am 28. Dezember 1941 um 10 Uhr abends eine Halifax mit einem Dutzend tschechoslowakischer SOE -Agenten vom Flugfeld Tangmere in England ab. Mit an Bord waren Gabčik und Kubiš und zwei Abwurfbehälter, in denen ein für sie zusammengestelltes Waffenarsenal verstaut war: eine Sten-Maschinenpistole mit 100 Schuss Munition, zwei Pistolen mit 100 Schuss Munition, sechs Granaten, gefüllt mit knapp 15 Kilo plastischem Sprengstoff, knapp fünf Kilo Gelignit-Sprengstoff, zwei Handgranaten, ein kleiner Mörser mit einer Granate, verschiedene Zeit- und elektrische Zünder sowie eine tödliche Injektionsspritze – all das stand auf der Materialliste, die die SOE zusammengestellt hatte. Diese Auswahl ermöglichte den Agenten, selbst zu entscheiden, welche Art von Anschlag wo und wann erfolgen sollte. Sie mussten sich erst durch Aufklärungsarbeit einen Überblick über die Lage vor Ort und die Gewohnheiten Heydrichs verschaffen und ihr Handeln darauf abstimmen. Es war das Prinzip der »Auftragstaktik«, das bei einem derartigen »Sondereinsatz« durchaus sinnvoll erscheint: Der Auftrag ist klar, aber der Agent entscheidet, wie er ihn ausführen wird.

»Operation durchführen, auch wenn keine Fluchtmöglichkeit besteht«: Der Attentäter Jan Kubiš in der Uniform der tschechoslowakischen Exilarmee.
    BPK, Berlin (N.N.)

    Der Slowake Jozef Gabˇcík sollte das Attentat ursprünglich gemeinsam mit einem anderen tschechoslowakischen SOE-Agenten ausführen.
    BPK, Berlin (N.N.)

Am 29. Dezember 1941 ab 2.24 Uhr sprangen über tschechischem Territorium ein Dutzend Fallschirmjäger ab – drei Gruppen mit unterschiedlichen Missionen. Kubiš, Gabčik und fünf andere tschechoslowakische Exilsoldaten bildeten die »Anthropoid«-Gruppe – ihre Aufgabe war es, den Anschlag auf Heydrich durchzuführen. Sie landeten östlich von Prag, nicht bei Pilsen, wie geplant. Eine andere Sprunggruppe führte Funktechnik bei sich, die an den tschechischen Untergrund übergeben werden sollte. Ein weiteres SOE -Team von drei Mann, »Silver A« genannt, zu der auch ein Leutnant Josef Valčik gehörte, sollte Kontakt zu den tschechischen Widerstandsführern aufnehmen und diese durch mitgeführte Funkgeräte in Kontakt mit der Exilregierung in London bringen und die Verbindung zur SOE -Führung halten.
    Ort und Zeitpunkt dieser Operation wird vor Ort entschieden. Die beiden beteiligten Agenten sind in allen Anschlagsarten trainiert, die wir kennen. Sie haben vor, diese Operation durchzuführen, auch wenn im Anschluss keine Fluchtmöglichkeit besteht.
    SOE-Planungsbericht, 22. Januar 1942
    In der Nacht, in der die Agenten abgesetzt wurden, behinderte Nebel die Piloten. Die Maschine musste tief über die schneebedeckte Landschaft fliegen, und es war zu befürchten, dass die lauten Motorengeräusche sie verrieten. Doch Kubiš und Gabčik hatten Glück. Die ersten Menschen, die sie auf Heimatboden trafen, waren keine Gestapo-Beamten, sondern ein Wildhüter und ein Müller, die mit der Exilregierung von Edvard Beneš sympathisierten, die Agenten verpflegten und ihre Waffen und Ausrüstung versteckten. Kubiš und Gabčik begaben sich dann nach Prag und nahmen Kontakt mit Widerständlern auf. Die erste Idee, Heydrich bei einer seiner Zugfahrten nach Berlin mit einer Bombe tödlich zu treffen, wurde verworfen. Also mussten die Männer eine andere Methode finden, Heydrich auszuschalten.
    Fünf Monate lang tauchten die beiden SOE -Agenten unter und betrieben ihre Aufklärungsarbeit. Wochenlang sammelten sie Informationen über Heydrichs Gewohnheiten,

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